Fakten rund um die Landessortenversuche (LSV) Mais
Nicht jede einzelne Maissorte auf dem Markt wird in den Landessortenversuchen (LSV) geprüft. Warum das so ist, darüber kursieren verschiedene Gerüchte und Falschinformationen. Wir klären auf.
Die Vermarktung von Maissaatgut durch die Züchtungs- und Vertriebsfirmen erfolgt u.a. mit Hilfe vieler Sortendemonstrationen auf Praxisflächen. Diese werden in allen Regionen Niedersachsens, und natürlich auch darüber hinaus, von den jeweiligen Firmen angelegt, wobei die präsentierten Sorten im Laufe der Vegetation durch auffällige Firmenschilder kenntlich gemacht werden. ´
In der Regel finden an diesen „Versuchsanlagen“, die jedoch keine Versuche im eigentlichen Sinne darstellen, im Spätsommer Informations- und Werbeveranstaltungen statt. An diesen Terminen werden dann denen neben fachlichen Themen rund um den Maisanbau vor allem die präsentierten Sorten der jeweiligen Firmen vorgestellt. Landwirte wissen i.d.R., dass diese firmenspezifischen Schauparzellen keine Versuche sind und dementsprechend auch nicht für Sortenauswertungen herangezogen werden.
Über die unabhängigen Sortenprüfungen, allen voran die Landessortenversuche (LSV), in Niedersachsen durchgeführt von der Landwirtschaftskammer, wird auf den genannten Veranstaltungen und in Verkaufsgesprächen mit Landwirten selbstverständlich auch gesprochen. Hierbei machen immer wieder Falschinformationen die Runde, die an dieser Stelle richtiggestellt werden sollen.
Einer der Hauptgründe für Falschinformationen liegt darin, dass nicht jede am Markt vorhandene Maissorte auch in den LSV geprüft wird. Auf die häufig von Landwirten gestellte Frage, warum eine Sorte nicht im LSV steht, werden dann nicht immer korrekte Antworten gegeben.
- Teure Prüfgebühren?
So wird gerne behauptet, dass der LSV zu teuer sei, und eine Firma nicht oder nur mit einzelnen Sorten teilnehme, um Kosten zu sparen und den Saatgutpreis niedriger halten zu können. Richtig ist, dass im LSV Sorten drei Jahre im „Landesinteresse“ geprüft werden und somit keine Kosten für den Züchter/Händler entstehen.
- Nur große Firmen?
Auch hört man bei kleineren Saatgutfirmen gerne mal, dass die LSV nur von den „großen“ Firmen bestückt würden und die LWK die kleineren Saatgutanbieter gar nicht haben wolle. Auch dies stimmt selbstverständlich nicht, denn auch neue und auch kleinste Firmen sind (auch aktuell) im LSV mit ihren Sorten vertreten. Die Kriterien zur Aufnahme müssen jedoch erfüllt sein und eine Sorte muss vor allem Ertragsleistung zeigen.
- Begrenzte Prüfplätze?
Auch ein beliebtes Argument für eine Nichtteilnahme am LSV ist, dass angeblich die Prüfplätze in den Prüfungen begrenzt sind. Sicher kann und muss nicht jede beliebige Sorte im LSV geprüft werden, doch eine fixe Anzahl an Prüfplätzen gibt es nicht, weder pro Züchter noch insgesamt.
Saatgutmischungen
Immer mal wieder versuchen Firmen Maissortenmischungen am Saatgutmarkt zu etablieren, auch dies ist derzeit wieder der Fall. Die Argumente, wie zum Beispiel leicht unterschiedliche Blühtermine der einzelnen Sorten, die bei Witterungsextremen die Befruchtung des Bestandes sicherer gelingen lassen als bei einheitlichem Saatgut, sind nachvollziehbar. Weniger nachvollziehbar sind hingegen Aussagen, nach denen die LWK an ihren LSV-Standorten das Restsaatgut als Gemisch um die Versuchsparzellen herum aussäen würde, weil dies zu besseren Erträgen führen würde – dies ist nicht richtig. Wären solche Effekte zu beobachten und zu messen, so würde die LWK diese vermeintliche Erkenntnis sicher nicht geheim halten. Auch die weiteren Argumente für einen Gemengeanbau sind aus fachlicher Sicht mehr als fragwürdig, denn die verschiedenen Sorten unterstützen sich wohl kaum gegenseitig, wie behauptet wird, sondern bilden eher eine intraspezifische Konkurrenz. Die Folge wäre, dass eine Sorte mit etwas langsamerer Jugendentwicklung von anderen überwachsen und unterdrückt wird und unterständige Pflanzen mit geringerem Ertrag im Bestand stehen würden.
Auffällig ist bei Sortenmischungen jedoch häufig, dass sowohl eine bekannte Topsorte als auch andere, häufig ältere, Sorten, die günstig produziert werden können (gute Vermehrbarkeit), in den Mischungen enthalten sind.
Weiterhin wird suggeriert, dass die positiven Eigenschaften einzelner Sorten, wie z.B. eine gute Restpflanzenverdaulichkeit, sich auf die Mischung übertragen würden.
Wer eine solche Mischung ausprobieren möchte, sollte zumindest darauf achten, dass die Reifezahlen der gemischten Sorten zusammenpassen, denn ein Gemisch aus Reifezahlen von S 210 bis S 250 macht für die Fütterung wenig Sinn und schließt die Umnutzung von Silomais zu Körnermais weitgehend aus.
Fakten zu Voraussetzungen zur Aufnahme von Sorten in den LSV
Bleibt nur die Frage, welche Sorten denn in den LSV geprüft werden und werden können. Die Landessortenversuche werden als unabhängige Sortenprüfungen angelegt und bilden die Basis der Sortenberatung für die Landwirte.
Für die Aufnahme einer Sorte in den LSV ist eine zweijährige Vorprüfung in der jeweiligen Nutzungsrichtung erforderlich; diese ist entweder die Wertprüfungen des Bundessortenamts, die bei Zulassung der Sorte zur Aufnahme in den LSV führt, oder die EU-Prüfung, aus der die LWK nur die Topsorten für die Aufnahme in den LSV auswählt.
Wie bereits erwähnt werden die ersten drei Prüfjahre einer Sorte aus Landesmitteln finanziert. Anders als in manchen anderen Bundesländern ist eine Weiterprüfung in Niedersachsen darüber hinaus möglich. Voraussetzung für die Weiterprüfung einer Sorte ist in jedem Fall, dass sie im jeweiligen Vorjahr eine Anbauempfehlung erhalten hat. Für eine LSV-Prüfung wird dann ab dem vierten Prüfjahr eine moderate Prüfgebühr erhoben.
Somit liegt es einerseits an der erfolgreichen Teilnahme einer Sorte im Vorprüfsystem und andererseits am aktuellen Ertrags- und Qualitätsniveau einer Sorte, ob diese auf Landesebene geprüft bzw. weitergeprüft wird.
Karl Gerd Harms
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