Ergebnisse und Sortenempfehlungen Silomais, frühe Sorten
Mit dem Abschluss der Maisernte geht ein regenreiches Anbaujahr für diese Kultur zu Ende. Die Sortenprüfungen der LWK Niedersachsen haben diese Herausforderungen gut überstanden; in den Praxisbeständen sah dies nicht immer so aus.
Bedingt durch einen nassen Herbst und Winter wurde der Maisanbau deutlich ausgeweitet. Die nachfolgenden Witterungsbedingungen machten auch vielen Maisbeständen z.T. schwer zu schaffen. Die Anbauausweitung des Maises hat sich in manchen Betrieben bereits im letzten Herbst abgezeichnet, als klar wurde, dass nach einer durch Nässe schwierigen Ernte kein Wintergetreide mehr gesät werden kann. Bereits zu diesem Zeitpunkt haben die ersten Landwirte auf Mais als ertragsstarke Kultur umgeplant. Das Frühjahr 2024 war gezeichnet von starken Niederschlägen und nur relativ kurzen Schönwetterperioden. Dies führte, zusammen mit Engpässen bei der Saatgutbeschaffung für Sommergetreide, dazu, dass weitere Flächen für den Anbau von Mais ein- bzw. umgeplant wurden. Durch die anhaltende Staunässe zu Vegetationsbeginn sowie z.T. großflächigen Überflutungen kamen zu dieser Ausgangssituation noch weitere Flächen hinzu. Somit ist in der Anbauausweitung von Mais- und Maismischanbau, zur Erfüllung von GLÖZ 7, von zusammen gut 10 % kein neuer Trend zum Maisanbau zu sehen, sondern lediglich ein Jahreseffekt, der auf witterungsbedingt mangelnde Alternativen zurückzuführen ist.
Die Aussaat begann fast flächendeckend mindestens um eine Woche verzögert, da die immer wieder auftretenden Niederschläge bis Ende April die Aussaat auf den meisten Flächen unmöglich machten. In der ersten Maidekade konnten zuerst viele für den Maisanbau günstige Standorte ohne Staunässeproblematik bestellt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt gesäte Bestände liefen zügig auf und erzielten bei früher Abreife häufig gute bis sehr gute Erträge. Die Flächen, die erst später eine Aussaat zuließen, wurden infolge der gegen Ende Mai wieder auftretenden Niederschläge schnell wieder zu nass, so dass Staunässe nicht nur die Aussaat, sondern häufig auch den Pflanzenschutz behinderte.
Viele dieser erst relativ spät gesäten Bestände zeigten eine starke Beeinflussung durch die über Wochen anhaltend nassen Bedingungen; die Pflanzen kümmerten und zeigten eine sehr langsame Jugendentwicklung, da der Sauerstoffmangel im Boden die Wurzelausbildung und die Nährstoffaufnahme stark behinderte. Gleichzeitig wurden durch die beständigen Niederschläge insbesondere Stickstoff als Nitrat sowie Kalium und Magnesium im Boden verlagert. Aber auch die wenig beweglichen Nährstoffe wie beispielsweise Phosphat konnten nur in geringerem Umfang erschlossen werden.
Diese stark gezeichneten Bestände erzielten zur Ernte i.d.R. deutliche Mindererträge und wurden z.T. vor Erreichen der Silierreife schon gehäckselt, um der Gefahr erneuter schlechter Befahrbarkeit der Böden im Herbst zu entgehen.
Somit liegt ein sehr durchwachsenes Jahr für die Maisanbauer hinter uns. Von sehr guten bis hin zu sehr bescheidenen Erträgen war die gesamte Bandbreite vertreten. Eine Einschätzung der Gesamterntemenge ist kaum möglich, jedoch ist davon auszugehen, dass die Futtermengen insgesamt überall ausreichen dürften, da das Grünland in diesem Jahr gute Erträge brachte. Auch aus dem Vorjahr dürften einige Betriebe noch Maissilage übrigbehalten haben, da in 2023 insgesamt gute Erträge eingefahren werden konnten.
Nach zwischenzeitlicher Unsicherheit bezüglich der zukünftigen GAP-Regelungen zum Fruchtwechsel (GLÖZ 7) ist mittlerweile klar, dass die Codierung „Mischanbau (917)“ im kommenden Jahr noch als eigene Kultur im Sinne der GAP gelten wird. Somit ist es noch möglich, den Fruchtwechsel mit Maismischanbau durchzuführen, was für die Anbauplanung insbesondere der Betriebe von entscheidender Wichtigkeit ist, die auf den Mais als Futterquelle angewiesen sind.
Welche Maissorten für den Anbau in 2025 die beste Wahl sein werden, ist anhand der Landessortenversuche (LSV) ermittelt worden. Für die daraus resultierenden Anbauempfehlungen werden die Ergebnisse aus Sortenversuchen der letzten sechs Jahre herangezogen und mittels statistischer Programme, spezifisch für die unterschiedlichen Bodenklimaräume Niedersachsens, ausgewertet. Auch die sog. Vorprüfungen, dies sind Wertprüfungen zur Sortenzulassung durch das Bundessortenamt sowie EU-Prüfungen, werden mit in die mehrjährigen Auswertungen der LSV einbezogen. Die Ergebnisse und die darauf basierenden Sortenempfehlungen für das frühe Reifesegment (bis S 220) liegen bereits vor.
Von den 30 Silomaissorten, die in dieser Reifegruppe geprüft wurden, sind 5 erstmals im LSV vertreten, eine Sorte dient als sog. Vergleichssorte, die einen Leistungsvergleich zum mittelfrühen Sortiment ermöglicht und in den Regionaltabellen mit dargestellt ist. Hierfür wurde die Sorte DKC 3327 (S 230) ausgewählt, eine Sorte mit mittleren Qualitätseigenschaften und gut durchschnittlichem Ertragsvermögen im Bereich der mittelfrühen Genetik.
Die Sortenempfehlungen Silomais der LWK Niedersachsen gliedern sich in drei Nutzungsschwerpunkte. Im Folgenden sind für die jeweiligen Anbauregionen an erster Stelle die Qualitätstypen genannt, die aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Energiedichte bei gleichzeitig gutem Stärke- oder Energieertrag eine Anbauempfehlung erhalten und grasbetonte Grundfutterrationen am stärksten energetisch aufwerten können. Für den Einsatz in maisbetonten Grundfutterrationen werden Sorten mit überdurchschnittlichen Stärke- und/oder Energieerträgen bei noch durchschnittlichen Energiedichten empfohlen.
Bei sehr hohen Maisanteilen in der Gesamtration (incl. Kraftfutter) darauf zu achten, dass möglichst Sorten mit hohen Energieerträgen, jedoch nicht zu hohen Stärkeerträgen gewählt werden, da ansonsten die Gefahr besteht, dass zu viel pansenbeständige Stärke am Dünndarm angeflutet wird und nicht vollständig aufgenommen werden kann.
Für die Substratproduktion zur Biogaserzeugung erhalten Sorten eine Anbauempfehlung, die überdurchschnittliche Trockenmasseerträge und /oder Biogaserträge vereinen.
Region „Nord“
Im nördlichen Niedersachsen herrschen naturgemäß ungünstigere Anbaubedingungen für eine wärmeliebende Kultur wie Mais. Daher kommen hier i.d.R. die Sorten der frühen Reifegruppe am besten zurecht, denn diese erreichen die Silierreife bereits bei einer etwas niedrigeren Wärmesumme.
Besonders interessant für Milchviehbetriebe mit grasbetonten Rationen sind hier, absteigend nach Energiedichte aufgelistet, die Sorten Amanova (S 210), P 7381 ( S190), LG 31205 (S 210), Rancador (S 210), P 7647 (S 200), Agromilas (S 210), KWS Johaninio (S 210) und Ileo (S 200); diese haben auf Basis der mehrjährigen Auswertung eine Anbauempfehlung zur energetischen Rationsaufwertung erhalten.
Betriebe mit höheren Maisanteilen in der Ration müssen weniger auf die Energiedichte achten. Der Energie- und Stärkeertrag ist, besonders bei knapper Futterfläche, von entscheidenderer Bedeutung. Nach Energieertrag sortiert zeichnen sich im nördlichen Niedersachsen die Sorten RGT Exxon (S 220), Amarola, (S 210), Rancador (S 210), LG 31223 (S 220), Wesley (S 210), KWS Emporio (ca. S 220) und Amavit (S 210) durch überdurchschnittliche Energie- bzw. Stärkeerträge bei ausreichender Energiedichte aus und erhalten eine Anbauempfehlung für diesen Nutzungsschwerpunkt.
Die Neuzulassung DKC 3144 (S 200) erreichte durch ihre überdurchschnittlichen Stärke- und Energieerträge die Empfehlung für den Probeanbau (siehe Tabelle Sortenratgeber).
Für die Energiegewinnung mittels Biogasproduktion sind besonders die Parameter Trockenmasse- und Biogasertrag relevant. Für eine Anbauempfehlung müssen beide Merkmale gute bis sehr gute Werte erreicht haben. In der Region Nord haben dies die Sorten KWS Curacao (ca. S 210), RGT Exxon (S 220), Amarola (S 210), Farmarquez (S 220), LG 31223 (S 220), Capuceen (S 220), Wesley (S 210), Beppo (S 210) und Rancador (S 210) geschafft. Letztere Sorte zeichnet sich durch eine sehr breite Anbauempfehlung und mit dem nun siebten Prüfjahr im LSV sehr beständigen guten Ergebnissen aus.
Von den neu im LSV aufgenommenen Sorten hat die Sorte DKC 3144 (S 200) die Empfehlung für den Probeanbau erhalten.
Innerhalb der Region „Nord“ sollte, besonders in den Grenzlagen des Maisanbaus, auf eine sichere Abreife der Sorten geachtet werden. Der Sortenratgeber und die regionalen Ergebnistabellen zeigen daher nicht nur die auf bundesweiter Ebene berechneten Reifezahlen, sondern auch die in den LSV tatsächlich festgestellten Abreifegrade. Gerade auf schwer erwärmbaren und damit häufig verbunden schwierig befahrbaren Standorten ist ein frühes Erreichen der Silierreife von besonderer Bedeutung und sollte daher oberste Priorität bei der Sortenwahl genießen. Zum Teil kann es sinnvoll sein auf anmoorigen Böden oder schweren Marschböden noch frühreifere Sorten als die im LSV geprüften anzubauen, damit zur Ernte dann auch gut silierfähiges Erntegut mit zufriedenstellenden Stärkegehalten erzeugt wurde.
Region „Süd“
Im südlichen Niedersachsen sind die frühen Sorten besonders für höhere Lagen und Spätsaaten oder den Zweitfruchtanbau die richtige Wahl. Für diese Region werden aufgrund hoher Energiedichte für die Ergänzung grasbetonter Rationen die Sorten P 7381 (S 190), Amanova (S 210), LG 31205 (S 210), Rancador (S 210), KWS Johaninio (S 210), Agromilas (S 210), P 7647 (S 200) und Ileo (S 200) empfohlen. Zusätzlich wird für den Probeanbau die in diesem Jahr neu zugelassene Sorte Evidence (S 220) empfohlen.
Für maisbetonte Rationen eignen sich besonders die Sorten KWS Curacao (ca. S 210), RGT Exxon (S 220), Wesley (S 210), Farmarquez (S 220), Capuceen (S 220) und KWS Emporio und haben hierfür eine Anbauempfehlung erhalten.
Für den Probeanbau haben die Sorten DKC 3144 (S 200), Evidence (S 220) und LG 21230 (S 200) für Südniedersachsen eine Empfehlung erhalten.
Für die im südlichen Niedersachsen häufigere Mais-Nutzungsrichtung Biogas werden auch aus dem frühen Sortiment ertragsstarke Maissorten empfohlen. Von den mehrjährig geprüften Sorten sind dies KWS Curacao (ca. S 210), RGT Exxon (S 220), Farmarquez (S 220), Wesley (S 210), Jakleen (S 220), Capuceen (S 220), SY Liberty (S 210) und KWS Emporio (ca. S 220).
Für den Probeanbau hat die Sorte DKC 3144 (S 200) eine Anbauempfehlung bekommen.
Region „Ost“
Auf den vorwiegend leichten Böden im östlichen Niedersachsen ist Mais eine Kultur mit hoher Standortvorzüglichkeit. In diesem Bodenklimaraum werden aus dem frühen Reifebereich wegen ihrer überdurchschnittlichen Energiedichte die Sorten Amanova (S 210), P 7381 (S 190), Rancador (S 210), Agromilas (S 210), P 7647 (S 200), KWS Johaninio (S 210) und Ileo (S 200) zur energetischen Ergänzung grasbetonter Rationen empfohlen.
Bei hohen Maisanteilen in der Ration eignen sich durch besonders hohe Energie- oder Stärkeerträge die Sorten KWS Curacao, RGT Exxon (S 220), LG 31223 (S 220), Wesley (S 210), Rancador (S 210) und KWS Emporio (ca. S 220), die für diesen Nutzungsschwerpunkt eine Anbauempfehlung erreicht haben. Für den Probeanbau eignet sich auch hier die Sorte DKC 3144 (S 200) besonders.
Zur Biogaserzeugung sind in dieser Region die Sorten KWS Curacao (ca. S 210), RGT Exxon (S 220), LG 31223 (S 220), Farmarquez (S 220), Capuceen (S 220), Wesley (S 210), Jakleen (S 220) und Amarola (S 210) besonders geeignet und haben dementsprechend eine Anbauempfehlung erhalten. Darüber hinaus wird für die Biogasproduktion die Sorte DKC 3144 (S 200) für den Probeanbau empfohlen.
Region „West“
Auch im westlichen Niedersachsen spielen frühreife Maissorten eine wichtige Rolle, sei es auf Flächen, die im Herbst früh geräumt sein sollen, als Zweitfruchtmais nach Grünroggen oder Gras, oder um bei der Wahl einer Doppelnutzungssorte die Möglichkeit zu haben möglichst weit abgereiften Körnermais mit rel. geringen Trocknungskosten zu ernten (entsprechende Hinweise zu Doppelnutzungssorten folgen in den kommenden Wochen).
Für die Nutzung als Silomais haben für die energetische Aufwertung grasbetonter Rationen die Sorten Amanova (S 210), P 7381 (S 190), Rancador (S 210), LG 31205 (S 210), Agromilas (S 210), P 7647 (S 200), KWS Johaninio (S 210) und Ileo (S 200) eine Anbauempfehlung erhalten.
Zur Verwendung in eher maisbetonten Rationen liegt das Augenmerk für die Sortenempfehlungen auf den Stärke- und Energieerträgen. Unter dieser Maßgabe haben die Sorten RGT Exxon (S 220), Amarola (S 210), LG 31223 (S 220), Wesley (S 210), Rancador (S 210) KWS Emporio (ca. S 220) und Amavit eine Anbauempfehlung in dieser Region erhalten. Darüber hinaus erhält die Sorte DKC 3144 (S 200) eine Empfehlung für den Probeanbau.
Für die Biogasnutzung werden für das westliche Niedersachsen die Sorten KWS Curacao (ca. S 210), RGT Exxon (S 220), Amarola (S 210), LG 31223 (S 220), Farmarquez (S 220), Wesley (S 210), Capuceen (S 220) und Liberty (S 210) für den Anbau empfohlen. Von den neu im LSV geprüften Sorten hat DKC 3144 (S 200) eine Empfehlung für den Probeanbau erreicht.
Die Ergebnisse der weiteren LSV Silomais werden in den kommenden Wochen und Ausgaben der Land und Forst veröffentlicht werden.
Karl Gerd Harms
LWK Niedersachsen
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