Wiederaufforstung: Win-win mit Wolle
Der Boden ist das vielleicht wichtigste Kapital in der Forstwirtschaft – nur was tun, wenn sich der Untergrund nicht nur als nährstoffarm, sondern auch als schlechter Wasserspeicher entpuppt? Diese Frage stellt sich nicht erst seit nunmehr drei heißen und trockenen Jahren, wie LWK-Bezirksförster Carl Hesebeck in der Land & Forst 48 schreibt. Aktuell war dieses Problem im Grunde schon immer, große Kalamitätsflächen und zu erwartende trockene Jahre machen die Suche nach Antworten aber so dringend wie nie zuvor.
Viele Waldbesitzer*innen im Westen und Osten Niedersachsens stehen häufig genau vor diesem Problem. In den Wäldern der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Lohne-Elbergen dominiert aus gutem Grund bisher die Kiefer, vor allem der Lärche haben die trockenen Sommer in 2019 und 2020 aber auf vielen Standorten stark zugesetzt. Diese Flächen sollen nun im Laufe der nächsten Jahre wieder aufgeforstet werden. Vor allem in den ersten Jahren einer Kultur kann Wassermangel zu hohen Ausfällen in den Kulturen führen – umso häufiger, wenn der Standort nicht für die jeweilige Baumart geeignet ist. Das macht eine stichhaltige Standortkartierung umso wichtiger. Bei der Pflanzung selbst gewinnt die alte Regel, das Pflanzverfahren und Pflanzgerät an die Pflanze (vor allem in Bezug auf die Wurzeln) anzupassen, im Zuge des Klimawandels noch mehr an Bedeutung. Nur ein intaktes und gesundes Wurzelwerk kann die Versorgung eines Baumes mit Nährstoffen und vor allem mit Wasser über mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte sicherstellen.
Im Gartenbau finden schon längere Zeit Wollpellets Anwendung, entweder direkt ins Erdreich eingemischt oder nur auf die Erde gestreut. Ihr Vorteil: Die Wolle enthält Nährstoffe und kann etwa das Drei- bis Vierfache ihres Eigengewichts an Wasser speichern, noch dazu ist es ein „nachwachsender“ Rohstoff. Über einen Hersteller aus Süddeutschland konnte die FBG Lohne-Elbergen eine Probelieferung dieser Pellets beziehen, ein Teil davon wurde Ende 2020 bei zwei kleinen Pflanzungen eingebracht. Das Material wurde nur bei Douglasien dazugegeben, die im Sortiment 40/70 entweder mit dem Hohlspaten oder dem Bagger gepflanzt wurden. Laut Hersteller sind für Hochstämme rund 50 Gramm dieser Pellets vorgesehen. Unter Berücksichtigung der schwachen Böden und vor allem auch der Tatsache, dass im Wald der Niederschlag die einzige Bewässerung für die jungen Setzlinge darstellt, wurde dieser Menge lediglich auf 40 Gramm reduziert. Im Feldversuch entsprach das zur leichteren Dosierung etwa einem zu ¾ gefüllten Kaffeebecher.
Über den Schäfer Gerfried de Lange aus Neerlage konnte zudem ein Sack Wolle bezogen werden. De Lange züchtet erfolgreich Bentheimer Landschafe und Coburger Fuchsschafe, steht aber wie viele andere Schäfer auch vor dem Problem, dass der Verkauf der Wolle kaum die Kosten für die Schur deckt.
Ein Teil der Wolle wurde ebenfalls bei einigen Pflanzen mit in das Pflanzloch eingebracht – dabei wurde schnell deutlich, dass sich die Wollpellets wesentlich besser dosieren lassen als die rohe Wolle und die Arbeit dadurch schneller von der Hand geht. Um später einen Vergleich herstellen zu können, blieben einige Douglasien bei der Pflanzung ohne „Wollzugabe“.
Sämtliche Pflanzen wurden mit einem Tonkinstab vor etwaigen Fegeschäden geschützt. Dieser Stab erhielt im selben Zug eine farbige Markierung, um die drei Varianten unterscheiden zu können. Im kommenden Frühjahr wird sich nun hoffentlich erstmalig zeigen, ob und wie stark sich die Zugabe von Wollpellets auf das Wachstum und vor allem etwaige Pflanzenausfälle auswirkt. Danach lassen sich eventuell erste Erkenntnisse für die Praxis vor Ort ziehen und bei zukünftigen Projekten berücksichtigen.
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