Landessortenversuche 2016: Wintertriticale
Die Anbaufläche bei Triticale scheint sich auf Grund der relativ geringen Schwankungen in den letzten Jahren in einem Bereich von ca. 80.000 ha einzupendeln. Im Vergleich zu den anderen Winterungen erwartet das Landesamt für Statistik Niedersachsen nach den vorläufigen Schätzungen einen moderaten Ertragsrückgang gegenüber dem Vorjahr von gut 6 %.
Witterung
Vor allem in den westlichen Landesteilen Niedersachsens, und hier vor allem die Geest-Standorte, gab es aus der Praxis Meldungen, wonach auf einzelnen Schlägen vermeintliche Auswinterungsschäden bei Triticale aufgetreten sind. Eine eindeutige Ursache kann hier oftmals nicht ausgemacht werden. Stärker betroffen waren vor allem die früheren Saattermine, die aufgrund des milden Herbst und Winters im Januar bereits sehr weit entwickelt waren, als die ersten nennenswerten Nachtfröste im Westen auftraten. Obwohl diese Fröste keine Minusgrade erreichten, die unter „normalen“ Umständen zu Auswinterung führten, wurde eine ganze Reihe an Beständen mit Fortschreiten des Frühjahrs immer schlechter, bis hin zum Totalausfall. Verstärkend kommt zum Teil ein früher Mehltaubefall hinzu, der aber nicht als Hauptursache eingestuft werden konnte. Zudem ließen sich deutliche Sortenunterschiede hinsichtlich der Anfälligkeit für diese Art der „Auswinterung“ ausmachen. In diesen Regionen setzte auch eine sehr frühe Infektion durch Gelbrostbefall ein; auch hier wurden Sortenunterschiede in den Versuchen wie auch auf den Praxisflächen erkennbar und wiesen erneut eindrücklich auf die Bedeutung der dementsprechenden Sorteneinstufung hin. Entsprechende zeitige Fungizideinsätze waren bei anfälligen Sorten zwingend erforderlich.
Als die Bestände erntereif waren, verhinderte zum Teil anhaltende Feuchtigkeit eine zeitgerechte Ernte, sodass nicht nur in lagernden Beständen Auswuchs in den Ähren erkennbar wurde; mit der Folge, dass die Fallzahlen entsprechend einbrachen.
Der Umfang der in den diesjährigen Landessortenversuchen geprüften Sorten fällt wie schon im letzten Jahr vergleichsweise gering aus. Von den insgesamt 11 Prüfsorten waren drei neue Kandidaten dabei.
Erträge der Sorten
Auf den Sandböden West erreicht die mehrjährig geprüfte Sorte KWS Aveo nach einem schwachen Vorjahresergebnis aktuell sehr hohe Erträge und liefert damit auch mehrjährig ein überdurchschnittliches Ergebnis ab. Ohne den sehr zeitigen Fungizideinsatz gegen Gelbrost wäre dieser Ertrag allerdings nicht realisierbar gewesen. Mit einem durchschnittlichen Ergebnis präsentiert sich Adverdo, die ebenfalls von den Fungizidmaßnahmen stark profitierte. Adverdo hatte sich in den Versuchen im Frühjahr normal entwickelt. Bei dieser Sorte konnte vor allem der früh einsetzende Mehltaubefall auch durch die erste Fungizidmaßnahme gestoppt und damit der Ertragsaufbau abgesichert werden.
Barolo als zweijährig geprüfte Sorte konnte das gute Vorjahresergebnis noch deutlich verbessern und zeigt in der Festigkeit gegenüber Krankheiten keine besonderen Schwächen. Lombardo erzielte trotz eines schwachen Einzelstandortergebnisses ebenfalls sehr gute Erträge und zählt zu den ertragsstärksten Triticalesorten. Sie ist innerhalb des Sortimentes als sehr winterhart eingestuft und lediglich im Merkmal Braunrostbefall ist die Sorte im Auge zu behalten.
Von den neuen Sorten konnte Cedrico ein durchschnittliches Ergebnis abliefern, während Callanzo und Salto enttäuschten. Alle drei Sorten sind jedoch als recht gesund einzustufen. Eine Anbauempfehlung kann für KWS Aveo und die beiden zweijährig geprüften Sorten Lombardo und Barolo ausgesprochen werden. Wenn der erhöhte Krankheitsbefall durch Gelbrost bei SU Agendus bzw. Mehltau bei Adverdo beachtet wird, liefern auch diese Sorten hohe Leistungen.
In der Anbauregion Sandböden Nordhannover erreichen die ein- und zweijährig geprüften Sorten Barolo, Cedrico und Lombardo die höchsten Erträge. Lombardo bestätigt damit das gute Vorjahresergebnis. Bei Barolo sollte das schlechte Vorjahresergebnis nicht zu hoch bewertet werden, da lediglich auf einem Standort ein sehr geringer Ertrag zu verzeichnen war.
SU Agendus enttäuscht mit einem unterdurchschnittlichen Ertrag und fällt gegenüber den sehr guten Leistungen der Vorjahre ab. Auch Adverdo erreicht nur ein leicht unterdurchschnittliches Ergebnis und fällt damit mehrjährig betrachtet weiter ab. An drei der vier Standorte ist der Fungizideinsatz gegenüber den westlichen Sandstandorten deutlich reduziert worden. Dies könnte eine mögliche Erklärung für das schwache Abschneiden der intensiv zu führenden Sorten sein. Die weiteren neuen Sorten Callanzo, vor allem aber Salto, konnten nicht überzeugen. Für den Anbau würden sich vornehmlich Lombardo und unter Berücksichtigung der Gelbrostgefährdung SU Agendus empfehlen. Für den Probeanbau kämen Barolo (schwaches Einzelergebnis in 2015) und Cedrico in Frage.
Auf den Lehmen West erreicht Lombardo mit Abstand das beste Ergebnis. Damit zählt sie zweijährig zu den ertragsstärksten Sorten. Gute Ergebnisse lieferte auch Barolo ab. Durchschnittliche Ergebnisse zeigten Callanzo, und Cedrico, wie auch die nicht an allen Standorten geprüften Sorten Securo und Tantris. SU Agendus, KWS Aveo, vor allem aber Tulus lieferten unterdurchschnittliche Ergebnisse ab. Die nur noch auf den niedersächsischen Standorten geprüfte Sorte Adverdo lieferte mit rel. 99 noch ein akzeptables Ergebnis ab, wird aber für diese Anbauregion nicht mehr empfohlen. Die neue Sorte Salto enttäuschte auch auf den Lehmböden. Für den Anbau empfohlen werden Lombardo, Tantris und Barolo.
Im Anbaugebiet Lehmböden/ Hügelland konnte mit 113 dt/ha ein sehr hoher Versuchsertrag im Mittel der Sorten erzielt werden. Hier setzen vor allem die zwei- und einjährig geprüften Sorten Lombardo, Cedrico und Barolo das Ertragsniveau nach oben. Sowohl Lombardo als auch Barolo können damit eindrucksvoll das Vorjahresergebnis bestätigen. Von den wenigstens dreijährig geprüften Sorten lieferte Tantris das beste Ergebnis ab und liegt mehrjährig betrachtet auf einem hohen Niveau. Die Sorten Tulus und KWS Aveo profitieren von den guten Vorjahresergebnissen. SU Agendus setzt den Abwärtstrend fort. Weder Callanzo vor allem aber Salto erreichen schwache bis sehr schwache Leistungen. Von den zwei- und mehrjährig geprüften Sorten empfehlen sich vornehmlich die Sorten Lombardo und Barolo, sowie Tantris, Tulus und KWS Aveo. Für den Probeanbau käme Cedrico in Frage.
Proteingehalte
Die Proteingehalte liegen in der Ernte 2016 mit durchschnittlich 12,7 % deutlich höher im Vergleich zu den Vorjahren. Dieses überrascht etwas, weil die Erträge gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt nicht abgefallen, sondern teilweise sich sogar leicht erhöht haben. Von einem so genannten „Verdünnungseffekt“ kann also in diesem Jahr generell nicht gesprochen werden. Allerdings ist festzustellen, dass insbesondere die ertragsstärksten Sorten, wie Lombardo und Barolo vergleichsweise geringe Rohproteinwerte erreichen, während Salto und Callanzo hier den Stickstoff scheinbar nicht in Ertrag umgesetzt haben.
Auswirkungen von Intensitätsminderungen
Auch 2016 wurden viele anfällige Triticalesorten durch Gelbrost befallen, was einen sehr zeitigen Fungizideinsatz erforderlich machte.
Triticale entwickelt sich zunehmend zu einer behandlungsintensiven Getreideart; neuere Sorten sind im Bereich Gelbrost- und Mehltauanfälligkeit jedoch günstiger einzustufen, bei denen möglicherweise auf vorgezogene Behandlungen verzichtet werden kann. Um den hohen Pilzdruck 2016 in Schach zu halten, summierte sich der Aufwand für Fungizidmaßnahmen und Wachstumsregler in den Landessortenversuchen in diesem Jahr auf 205 Euro/ha. Regionale Unterschiede lagen dabei in einem Bereich von ca. 100 € Mehraufwand. Bei einem für die Berechnungen herangezogenen Marktpreis von 15,50 Euro/dt inklusive Mehrwertsteuer müssen die Behandlungen zu einem Mehrertrag von rund 13 Dezitonnen führen, um eine Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Während auf den westlichen Standorten bis zu 4 oder 5 Maßnahmen gefahren werden mussten, konnten im nördlichen Bereich mit 2 bis 3 Maßnahmen die Bestände gesund erhalten werden. Landesweit gesehen waren die Behandlungsmaßnahmen nicht bei allen Sorten wirtschaftlich. Bei den Recht gesunden Sorten, wie bei der ertragsschwachen Sorte Salto führte der hohe Fungizideinsatz nicht zu wirtschaftlichen Mehrerträgen; ihre Ergebnisse sind in jedem Fall unterdurchschnittlich. Vor allem bei den anfälligen Sorten, wie z. B. SU Agendus konnten durch den Fungizideinsatz drastische Mindererträge vermieden werden, vor allem auch monetär.
Zusammenfassung
Unter dem Aspekt des integrierten Pflanzenschutzes, bei dem auch die Sortenwahl eine wichtige Rolle spielt, sollte nicht allein auf die Ertragsleistung sondern auch auf die Widerstandsfähigkeit gegenüber Pflanzenkrankheiten geachtet werden. Vor allem aus dem Bereich der zwei- und einjährig geprüften Sorten scheint künftig sowohl aus ertraglicher aber auch aus Sicht der Behandlungsintensität eine Verbesserung vorhanden zu sein.
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