Qualitäten der Weizenernte 2016
Bei der Produktion von Qualitätsweizen müssen je nach Verwertungsrichtung bestimmte Qualitätsparameter erfüllt werden. Um Abschläge bei der Bezahlung zu vermeiden, spielt neben den produktionstechnischen Maßnahmen die Sortenwahl eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Landessortenversuche werden daher wichtige Parameter zur Qualitätseinstufung untersucht. In Abhängigkeit des Aufwandes für die jeweiligen Parameter wird eine unterschiedliche Probenanzahl dabei analysiert. Rohproteingehalte, hl-Gewichte und TKG sind dabei relativ einfach zu bestimmende Kriterien, während die Sedimentationswerte und die Fallzahlbestimmung aufwändiger zu ermitteln und damit eine geringere Datenmenge vorhanden ist. Im folgenden Artikel werden die Qualitätsergebnisse der diesjährigen Landessortenversuche dargestellt.
Fallzahlen
Der überwiegende Teil der Weizenernte war vor der Schlechtwetterperiode (Mitte August) abgeschlossen. Bestände ohne gravierendes Lager bereiteten bei den Fallzahlen geringe Probleme, vorausgesetzt die angebauten Sorten zeigten keine Schwächen. Bei spät geernteten Partien nach der Regenphase erhöhte sich hingegen das Risiko und es werden erhöhte Anforderungen an die Fallzahlstabilität der Sorten gestellt. An zwei spät geernteten Versuchen sind generell schwächere Fallzahlen ermittelt worden. Um Aussagen auch auf die Fallzahlstabilität machen zu können, bietet sich der Vergleich zwischen früh und spät geernteten Versuchen an. Diese Ergebnisse sind vergleichend auch für 2016 dargestellt. Die erzielten Ergebnisse decken sich im Wesentlichen mit der durch das Bundessortenamt in der beschreibenden Sortenliste erfolgten Einstufung; sowohl in Bezug auf die absolute Höhe als auch bezüglich der Fallzahlstabilität von Sorten. Für die landwirtschaftliche Praxis sind Informationen zur Fallzahlstabilität weitaus wichtiger als die absolute Höhe. In kritischen Jahren müssen bei Kenntnis zur Fallzahlstabilität gefährdete Sorten vorrangig beerntet werden. Die Ergebnisse der Fallzahluntersuchungen zeigen gute Werte an den 6 LSV-Standorten, an denen zu einem angepassten Zeitpunkt geerntet wurde. Die Ergebnisse liegen mit durchschnittlichen Werten von 300 auf einem guten Niveau; jedoch etwas niedriger als in den Vorjahren. Bei später Ernte sank die Fallzahl im Mittel der Sorten unter den Wert von 200 ab. Im Bereich der A-Sorten erreichen Julius, RGT Reform, Apostel und Nordkap bei früher Ernte sehr gute Ergebnisse. Die Fallzahlen dieser Sorten lagen auch bei den späten Ernteterminen noch deutlich über 200. JB Asano und vor allem Linus zeigten hier deutliche Schwächen. Bei der Gruppe der C-Sorten erreichen vor allem Elixer und Rockefeller gute Werte zu beiden Terminen. Im B-Bereich überzeugt KWS Loft mit besten Ergebnissen. Von den zwei- und mehrjährig geprüften Sorten zeigen lediglich Johnny und Bergamo deutliche Schwächen, während die übrigen Sorten auch bei späterer Ernte mit Werten von deutlich über 200 noch ein gutes Ergebnis liefern. Von der Vielzahl der erstmalig geprüften Sorten heben sich Produzent, Partner und Porthus positiv hervor.
Die Proteingehalte zeigen in der Praxis ein uneinheitliches Bild. Neben Partien mit hohen Werten wurden bzw. werden aber auch zahlreiche Mengen mit geringen Proteingehalten vermarktet. In den Landessortenversuchen erreichten die Sorten im Mittel 12,5 %, und damit lagen die Ergebnisse gegenüber den Vorjahren höher. Beide geprüften E-Sorten, Bernstein und Barranco, liefern erwartungsgemäß einen guten Proteingehalt. Der erforderliche Mindestproteingehalt für diese Qualitätsgruppe wird aber dennoch nicht erreicht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Sorten in den Landessortenversuchen einheitlich gedüngt werden. Unter den A- und B-Sorten zeigen vor allem jene Sorten höhere Proteingehalte, die in der Tendenz schwächere Erträge erzielten. Ein Beispiel dafür sind die Sorten Apostel und Alfons. Die ertragsstärksten Sorten, wie beispielsweise Benchmark und Alexander im B-Bereich erreichen hingegen eher unterdurchschnittliche Gehalte. Bemerkenswert ist der Proteingehalt der Sorte Anapolis, die wie schon in den vorherigen Ernten auf dem Niveau der besseren A-Sorten liegt.
Ein Maß für die Proteinqualität ist der Sedimentationswert. Im Durchschnitt über die Sorten fällt der Sedimentationswert auf Basis der vorliegenden 2 Standortergebnisse erneut vergleichsweise schwach aus. Zu berücksichtigen ist dabei generell, dass auch die Werte der C-Sorten in den Mittelwert einfließen. Daher ist eine genauere Betrachtung der unterschiedlichen Qualitätsgruppen erforderlich. Auf der Homepage der LWK werden die vollständigen Sedi.-Werte nach erfolgter Untersuchung aktualisiert. Die E-Sorten Bernstein und Barranco erzielen erwartungsgemäß einen vergleichsweise hohen Wert. Aber auch die neue Sorte A-Sorte Nordkap überzeugt hier. Die übrigen A-Sorten erreichten leicht über dem Durchschnitt liegende Sedi-Werte. Eine Ausnahme bildet RGT Reform, die geringe Werte aufweist. Im Bereich der B-Sorten können sich Smaragd und Bergamo über dem Versuchsmittel positionieren. Johnny zeigt dagegen auch mehrjährig deutlich schwächere Werte. Bei den zweijährig geprüften Sorten fällt der Wert bei Benchmark wiederum unterdurchschnittlich aus. Gute Ergebnisse hingegen liefern von den neuen Sorten Produzent und Design. Erwartungsgemäß fallen die Sedimentationswerte der C-Weizensorten deutlich ab. Positive Ausnahmen bilden Sheriff und Mozes.
Weiterführende Qualitätsuntersuchungen der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsweizen
In der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsweizenanbau im Gebiet der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sind Vertreter aller an der Wertschöpfungskette beteiligten Partner, vom Landwirt bis zur Mühle, vereint. Ergänzend zu den indirekten Qualitätseigenschaften werden in Zusammenarbeit zwischen Arbeitsgemeinschaft und Landwirtschaftskammer vorrangig Sorten aus dem A-Segment auf weiterführende Eigenschaften untersucht. Aus der Ernte 2016 wurden von den Sorten Bernstein (E), RGT Reform, Julius, Nordkap (A), Rumor und Benchmark (B) entsprechende Probenmuster zur weiterführenden Untersuchung zur Verfügung gestellt. In den Mahl- und Backuntersuchungen der Mühlen werden neben der Mehlausbeute und der Wasseraufnahme auch der Feuchtklebergehalt sowie das Backvolumen bestimmt. Diese Parameter sind für den Landwirt von eher untergeordneter Bedeutung. Sie liefern aber wichtige Informationen zur ganzheitlichen Beurteilung einer Sorte vor allem für die weiterverarbeitenden Betriebe. Vor dem Hintergrund der großen Getreidemengen, die in den Mühlen vermahlen werden, machen sich bei der Mehlausbeute schon kleine Unterschiede bemerkbar, auch wenn die hier ermittelten Zahlen eher unbedeutende Differenzen aufzuweisen scheinen, so sind Unterschiede von zwei Prozent höheren Mehlerträgen schon ein wirtschaftlicher Faktor. Vor allem bei Sorten wie Bernstein, RGT Reform, Nordkap und Rumor liegt die Mehlausbeute vergleichsweise hoch. Die Wasseraufnahme des Mehles ist in erster Linie für die Verarbeiter des Rohstoffs Mehl von Interesse. Auch in Bezug auf dieses Merkmal zeigen sich recht deutliche Sortenunterschiede. Hohe Werte weisen hier Julius und Bernstein auf.
Der Feuchtkleber ist ein Oberbegriff für Getreideeiweiße. Der Kleber beeinflusst die Wasserbindung im Teig, die Krumen- und Krustenbildung des Teiges sowie auch die Frischhaltung von Gebäcken. Der Kleberanteil eines Mehles ist entscheidend für dessen Backfähigkeit. Die besten Werte erreicht Julius, während die B-Sorten Rumor und Benchmark in diesem Merkmal Schwächen zeigen.
Letztlich entscheidend für die gesamtheitliche Beurteilung einer Sorte ist das Backvolumen, welches im so genannten Rapid-Mix-Test ermittelt wird. Besonders positiv zeigen sich die neue Sorte Nordkap und RGT Reform. Aber auch Rumor liefert 2016 überraschend gute Ergebnisse, während die E-Sorte Bernstein unter dem Wert von 600 bleibt. Die E-Sorte Bernstein schneidet im Backvolumen niedriger ab als die beste A-Sorte. Vermutlich benötigt die Sorte hohe Proteingehalte, um ein entsprechendes Volumen ausbilden zu können.
Sortenempfehlungen der Arbeitsgemeinschaft
Aufgrund der in den Qualitätsuntersuchungen ermittelten Eigenschaften sowie unter weiterer Einbeziehung der Ertragsleistungen und agronomischer Eigenschaften von vier Versuchsstandorten, die im Jahr 2016 weiterführenden Untersuchungen unterzogen wurden, hat die Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsweizenanbau folgende Sortenempfehlung für den Anbau erarbeitet und bei der in Lühnde veranstalteten Qualitätsweizentagung vorgestellt.
Die Erzeugung von Eliteweizen sollte grundsätzlich vertraglich abgesichert werden, um entsprechende Erlöse erzielen zu können. Auch eine getrennte Lagerung der Partien sollte gewährleistet werden. Als Sorte bietet sich dabei Bernstein an. Für den Probeanbau werden die Sorten Barranco, Ponticus und KWS Montana benannt. Für Barranco liegen erste Ertragsergebnisse vor. Bei KWS Montana gibt es positive Rückmeldungen von den Verarbeitern. Ponticus ist aufgrund der guten Einstufung des Bundessortenamtes berücksichtigt worden.
Aus dem Bereich der A-Sorten werden Julius und RGT Reform voll empfohlen. Nordkap ist für den Probeanbau vorgesehen. Im Bereich der B-Sorten wird von der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsweizenanbau Rumor generell und für den Probeanbau Faustus und Benchmark empfohlen.
Als Keks- oder Waffelweizen kann Elixer für einen Anbau eingeplant werden. Wichtig hierbei ist es, bei der Produktion auf das Erzielen eines geringen Proteingehaltes zu achten. Genau wie beim Eliteweizen, sollten auch bei einer angestrebten Vermarktung als Keksweizen bereits im Vorfeld Gespräche mit der aufnehmenden Hand geführt werden, um eventuelle Preisaufschläge erreichen zu können.
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