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Landessortenversuche 2024: Winterweizen

Webcode: 01043375
Stand: 22.08.2024

Der diesjährige Landessortenversuch Winterweizen spiegelt die Eindrücke aus der Praxis recht gut wider. Schwierige Aussaatbedingungen be- bzw. verhinderten oftmals eine termingerechte Aussaat. Dies und die nachfolgende feuchte Witterung blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Entwicklung der Bestände. So wurden auch an vielen Versuchsstandorten nicht die erhofften Erträge gedroschen.

Neben zahlreichen etablierten Sorten wurden wieder sieben neue Kandidaten geprüft, von denen einzelne bereits für den Probeanbau in Frage kommen. Hauptaugenmerk bei der Sortenwahl sollte jedoch in erster Linie auf die mehrjährigen Ergebnisse incl. agronomischer Merkmale wie Standfestigkeit, Blattgesundheit, Winterhärte und Qualität gelegt werden.

LSV Winterweizen
LSV WinterweizenCarsten Rieckmann

Die Anbaufläche von Winterweizen ist laut Invekos-Zahlen der LWK Niedersachsen für das Jahr 2024 auf 261.300 ha drastisch zurückgegangen, sie hat sich um gut 25 % gegenüber dem Vorjahr reduziert. Für den Anbaurückgang sind mehrere Gründe zu nennen. Zum Zeitpunkt der Hauptaussaatphase des Weizens ab der zweiten Oktoberdekade setzten wieder zum Teil intensive Niederschläge quasi landesweit ein, wenn auch mit regional unterschiedlicher Intensität. Diese hohen Regenmengen führten zum einen dazu, dass die Vorfrüchte des Weizens oftmals bei nassen Bodenverhältnissen geerntet werden mussten, sodass die Aussaatbedingungen für den Weizen alles andere als optimal waren. Zum anderen konnten viele Flächen wegen der Bodenverhältnisse gar nicht bestellt werden. Hiervon waren in erster Linie die grundwassernahen Standorte - vor allem die Marschregionen - betroffen.

Weiterer Vegetationsverlauf

Je ungünstiger die Aussaatbedingungen, desto schwieriger konnten sich die Bestände weiterentwickeln. Eine unzureichende Wurzelbildung war dann oftmals die Folge.

Das niederschlagsreiche Wetter hielt bis ins Frühjahr an, es kam vielerorts zu Überschwemmungen, in deren Folge Weizenbestände so stark geschädigt waren, dass sie teilweise umgebrochen werden mussten.

Eine deutliche Vegetationsruhe hat es in diesem milden Winter nicht gegeben, obwohl kurzzeitige Frostereignisse in ungünstigen Lagen durchaus auch Schwächen in der Winterhärte bei empfindlichen Sorten zu Tage förderten. Insgesamt war die Entwicklung der Bestände aber bis Mai ca. zwei Wochen früher als gewöhnlich. Feuchte Standorte konnten für erforderliche Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen zum Teil nicht oder nicht zum passenden Zeitpunkt befahren werden.

Die in den vergangenen Jahren häufig aufgetretene Frühjahrstrockenheit blieb 2024 im Prinzip aus, sodass auch in den klassischen Beregnungsregionen die Beregnung im Getreide deutlich zurückgefahren werden konnte. Die eher feuchten Witterungsbedingungen verursachten allerdings auch einen verstärkten Krankheitsdruck.

Die Temperaturen im Frühsommer lagen durchweg im moderaten Bereich. Dadurch konnten sich die Bestände kontinuierlich entwickeln und anschließend in die Abreifephase übergehen. Die Sonneneinstrahlung während der Kornfüllungsphase war eher als durchschnittlich einzustufen; dies ist möglicherweise auch ein Grund dafür, dass keine Spitzenerträge erzielt wurden. Die Weizenernte erfolgte in Abhängigkeit vom Aussaatzeitpunkt und der sortenspezifischen Abreife zum überwiegenden Teil im Zeitraum ab 20. Juli bis Mitte August und wurde durch zahlreiche Regentage immer wieder unterbrochen, ohne dass dies gravierende Auswirkungen auf die Qualität des Ernteguts hatte. Das zeigte sich in erster Linie an den hohen Fallzahlen der abgelieferten Erntemengen.

Das Ertragsniveau wird in diesem Jahr eher schwächer eingeschätzt. Nach den ersten Prognosen wird von ca. 76 dt/ha ausgegangen. Während in den vergangenen Jahren häufig Trockenphasen in der Wachstumsperiode - oftmals im Zeitraum April bis Juni - als Ursache für geringere Erträge herangezogen wurde, sind in diesem Jahr sicherlich andere Punkte dafür zu nennen. Aufgrund der oftmals stark vernässten Böden war die Wurzelausbildung deutlich beeinträchtigt, was entsprechend auch einen wichtigen Einfluss auf die Nährstoffversorgung hatte. Insbesondere auf Standorten, wo Bodenverdichtungen aufgrund der Vorfruchternte nicht behoben werden konnten und die Aussaat dann „reingeschmiert“ werden musste, waren die Startbedingungen für den Weizen alles andere als günstig. Stark verspätete Aussaaten wurden ebenfalls aus der Not heraus vorgenommen, um das bereits vorhandene Saatgut noch aussäen zu können. Die sich während der Wintermonate bis in den Februar hinein fortsetzenden Niederschläge machten zum Teil auch zeitgerechte Behandlungsmaßnahmen sowie die erste Düngergabe schwierig.

Wie in jedem Jahr sind die Erträge regional unterschiedlich. Aber auch kleinräumig wird von stärker streuenden Erträgen berichtet, die möglicherweise durch die beschriebenen Bodenzustände zumindest mit erklärt werden können. Auf der anderen Seite wurden selbst auf stark und anhaltend staunassen Flächen noch überraschend hohe Erträge erzielt, die oftmals nur ca. 20 % unter denen von Normaljahren lagen. Die im vergangenen Jahr sowohl in der Praxis als auch im Landessortenversuch offenbarten sortenspezifischen Schwächen in der Standfestigkeit waren auch dieses Jahr erkennbar, wenn auch nicht in dem Ausmaß früherer Jahre.

Durchführung des Landessortenversuchs

Der Landessortenversuch (LSV) Winterweizen 2024 wurde in Niedersachsen an 16 Standorten in 6 Anbauregionen angelegt. In der Marsch konnte nur der Standort Otterham (LK AUR) angelegt werden, allerdings auch nur unter erschwerten Bedingungen Anfang Dezember. Die übrigen geplanten Standorte Wangerland (LK FRI) und Otterndorf (LK CUX) konnten nicht bestellt werden. Auf den Sandstandorten Nordwest erfolgte die Aussaat in Essen (LK CLP) und Werlte (LK EL) sowie auf den nordöstlichen Sandstandorten in Ohrensen (LK STD), Hamerstorf (LK UE), Lüchow (LK DAN) und Martinsbüttel (LK GF). Die drei Anbauregionen mit vorwiegenden Lehmböden teilen sich auf in die Anbauregion Lehmböden Nordwest mit den Standorten Astrup (LK OS), Buer (LK OS) und Borwede (LK DH), die Lehmböden Südhannover mit Poppenburg (LK HI), Höckelheim (LK NOM), Bad Gandersheim (LK NOM), Eckerde (LK H) und Königslutter (LK HE) sowie die beiden Höhenlagenstandorte Deensen (LK HOL) und Mollenfelde (LK GÖ). Am Standort Astrup war im Herbst 2023 witterungsbedingt keine Aussaat möglich. Auch wenn der Versuch am neuen Standort Eckerde durch Staunässe verursacht längerfristig unter Wasser stand, war dennoch eine Wertbarkeit gegeben.

Wie seit Jahren üblich werden die niedersächsischen Ergebnisse durch Standorte aus den benachbarten Bundesländern ergänzt.

An allen Standorten wurden insgesamt 25 Sorten geprüft. Zusätzlich standen in einzelnen Anbaugebieten die Sorten KWS Imperium, Akasha und Debian noch in den Prüfungen. Im LSV wurden alle Sorten auf den Bedarfswert der A und B Sorten gedüngt; die Düngung der Versuche in den roten Gebieten wurde entsprechend angepasst.

Bei den in den Tabellen dargestellten mehrjährigen Durchschnittserträgen sind auch Ergebnisse aus Vorversuchen wie Wert- und EU-Prüfungen sowie aus dem Bundessortenversuch (BSV) mit einbezogen worden, um auf diese Weise erstmalig im LSV stehende Sorten bereits verlässlicher beurteilen zu können. Die Ergebnisse der Sorten wurden dafür auf das aktuelle Leistungsniveau der diesjährigen Verrechnungssorten transferiert und anhand der absoluten Einzelortergebnisse ermittelt.

Stellvertretend für das Sortiment der E-Sorten wurde in den letzten Jahren KWS Emerick orthogonal in den norddeutschen LSV geprüft. Nach den guten Ergebnissen von Exsal auf den Lehmstandorten Südhannover 2023 wurde diese Sorte als zweite E-Sorte generell in den nordwestdeutschen Bundesländern aufgenommen.

Im Bereich des A-Segments waren in diesem Jahr mit SU Magnetron, Willcox, LG Kermit und der EU-Sorte SU Tarroca vier neue Kandidaten aus dem Zulassungsjahr 2024 bereits im LSV, um mögliche Alternativen zu den derzeit etablierten bzw. im letzten Jahr teilweise noch nicht ganz überzeugenden Sorten an den Start zu bringen.

Das gleiche trifft für den B-Bereich zu, wo mit SU Tammo eine Sorte mit guten Ergebnissen aus dem Bundessortenversuch und LG Lorimar mit guten Ertragsleistungen in den Wertprüfungen aufgenommen wurden. Die Sorte RGT Konzert ging ursprünglich für das A-Segment an den Start, wurde jedoch aufgrund von Schwächen in der Teigelastizität letztlich nur als C-Weizen eingestuft und wird daher sicherlich nicht die erhoffte Anbaubedeutung erlangen.

Hinweise auf die Krankheitsanfälligkeit der Sorten

Die ein- und mehrjährig verrechneten Ertragsergebnisse bilden das Leistungsvermögen der Sorten bei standortangepasster Gesunderhaltung (behandelte Stufe) der Bestände ab. In der Spalte Minderertrag wird der Ertragsunterschied der unbehandelten gegenüber der behandelten Stufe (Einsatz von Wachstumsregulatoren und Fungiziden) dargestellt. Gesunde und standfeste Sorten zeichnen sich durch entsprechend geringe Ertragsunterschiede aus. Dies kommt in der Empfehlungs- und Eigenschaftentabelle entsprechend zum Ausdruck, wo u. a. die Lager- und Krankheitsanfälligkeit beschrieben werden.

Die diesjährigen Witterungsbedingungen förderten den Krankheitsbefall der Sorten in starkem Maße. So waren 2024 schwerpunktmäßig wieder ein früher Gelbrostbefall, aber auch Blattseptoria und etwas verzögert ein starker Braunrostbefall an den empfindlichen Sorten zu verzeichnen. Auffällig war, dass auch neue vom Bundessortenamt (BSA) zugelassene Sorten, die als sehr gesund eingestuft wurden, deutliche Krankheitssymptome zeigten und entsprechend schwächer von uns eingestuft wurden. Die Anfälligkeiten der Sorten spiegelten sich auch ertraglich in der unbehandelten Stufe wider, wo auf Wachstumsregler- und Fungizideinsatz verzichtet wird, um die sortenspezifische Standfestigkeit und die Festigkeit gegenüber Krankheiten abzuprüfen. Einzelne lageranfällige Sorten zeigten auch noch in der behandelten Stufe Schwächen, wie z. B. KWS Imperium oder KWS Optimist. Ertraglich wirkte sich jedoch der Verzicht auf Fungizide am stärksten aus. Positiv hervorzuheben sind die als gesund eingestuften Sorten Exsal, KWS Emerick, SU Jonte, SU Fiete, LG Lorimar, Winner, RGT Konzert sowie LG Optimist, wenn kein Mehltaubefall auftrat. Der Verzicht auf Fungizide machte sich in erster Linie bei KWS Donovan, Debian und LG Kermit bemerkbar und führte bei diesen Sorten an Einzelorten zu Mindererträgen von 50 %.

Bei den gelbrostanfälligen Sorten Campesino, KWS Donovan, Akasha und Debian, die an einigen Standorten bereits zum frühen Stadium entsprechenden Befall aufwiesen, konnte eine stärkere Ausbreitung auf die neueren Blattetagen nicht in jedem Fall und teilweise nur in geringem Umfang beobachtet werden. Sorten mit frühem Gelbrostbefall wurden in der Eigenschaftstabelle gegenüber den BSA-Einstufungen deutlich schwächer beurteilt, weil in der Praxis eine frühe Fungizidbehandlung durchgeführt werden würde, die bei gesünderen Sorten nicht erforderlich wäre. Insbesondere der Braunrostbefall verursachte in diesem Jahr oftmals die stärksten Ertragsverluste, extrem wurde es an den Sorten erkennbar, die vorab bereits durch Gelbrost geschädigt waren, wie beispielsweise KWS Donovan.

Sortenempfehlungen

Erfolgreiche und für die Praxis zu empfehlende Sorten zeichnen sich neben aktuell hohen Erträgen vor allem durch konstante Leistungen in unterschiedlichen Jahren und auf unterschiedlichen Standorten aus. Besonders vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Einschränkungen im chemischen Pflanzenschutz sind Faktoren wie die Standfestigkeit und Resistenzen gegen Krankheiten der Sorten und nicht zuletzt die Winterhärte ebenso mitentscheidende Größen bei der Sortenbeurteilung und -auswahl. Für die Vermarktung spielen darüber hinaus Qualitätsaspekte eine wichtige Rolle. Hier ist nach wie vor der Rohproteingehalt neben der sicheren Fallzahl hervorzuheben.

Die von den Kollegen aus Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren durchgeführten Prüfungen zur Winterhärte der Sorten wurden in diesem Jahr um bundesweite Ergebnisse hierzu ergänzt und mit in die Einstufung einbezogen. In die Eigenschaftstabellen wurden diese Ergebnisse sowie die eigenen Erkenntnisse mit eingepflegt. So liegen bereits von vielen neueren Sorten entsprechende vorläufige Einstufungen vor. Probleme durch Auswinterung könnten in erster Linie bei SU Magnetron, WPB Newton, KWS Keitum, Complice, LG Kermit und Exsal auftreten.

Die Qualitätskriterien wie die Rohproteingehalte und die Fallzahl bzw. Fallzahlstabilität sind vor allem bei der Vermarktung wichtige Parameter und werden in der Tabelle „Sorteneigenschaften und Empfehlungen“ mit dargestellt. Nachdem 2023 extreme Probleme durch nicht erreichte Fallzahlen zu Schwierigkeiten bei der Vermarktung geführt haben, werden in diesem Jahr die Sorten mit dem Merkmal Fallzahlsicherheit beschrieben, in der die ermittelte Fallzahl und die Fallzahlstabilität zusammengefasst werden. Als Datengrundlage fungieren hier die bundesweit durch die LFA in Mecklenburg-Vorpommern zusammengestellten Ergebnisse der letzten Jahre, in die die niedersächsischen Ergebnisse ebenso mit eingeflossen sind. Nach den ersten diesjährigen Fallzahluntersuchungen zeigt sich, dass diese Einstufungen bestätigt werden. Hierauf wird in einem späteren Bericht zur Qualitätsbeurteilung eingegangen, der die aktuellen eigenen Untersuchungen und Ergebnisse ausführlich bewertet und veröffentlicht. Bei den Rohproteingehalten (RP-Gehalte) zeigt sich zwischen den Einzelstandorten eine sehr starke Schwankungsbreite von 7,5 % bis 13,2% jeweils im Mittel der Verrechnungssorten. Im Durchschnitt über die Standorte lagen die Sorten im Mittel bei 11,3 % bei einer Spannbreite von 10,3 bis 12,2 %.

Hinweise zu den Sortenempfehlungen

Zur besseren Orientierung werden die empfohlenen Sorten in den beiden Tabellen „Eigenschaften und Empfehlungen“ für die einzelnen Anbauregionen mit einem „x“ für Empfehlung bzw. „P“ für Probeanbau gekennzeichnet. Ergänzend werden die besonderen Anbaueignungen und die wichtigsten Qualitäts- und Krankheitseinstufungen sowie die Standfestigkeit und Winterhärte beschrieben. Als blattgesund gelten Sorten, wenn sie gegenüber Mehltau, Gelb- und Braunrost sowie Blattseptoria keine Schwächen zeigen und sich in wenigstens einem dieser genannten Merkmale als robust („+“) erweisen.

Eine Anbauempfehlung erhalten Sorten unter drei unterschiedlichen Voraussetzungen:

Sorten, die mit „x“ in der Empfehlungstabelle gekennzeichnet sind, weisen neben ihrer guten Ertragsleistung auch weitere positive Eigenschaften, wie z. B. Standfestigkeit, Blattgesundheit, Fusariumtoleranz oder Winterhärte auf.

Sorten, die mit [x] markiert sind, verfügen über oben genannte positive Eigenschaften, sind ertraglich jedoch etwas schwächer einzustufen.

Die mit (x) bzw. ((x)) versehenen Sorten erreichten hohe bis sehr hohe Erträge, zeigen jedoch in einem oder mehreren der oben genannten Merkmale Schwächen bzw. starke Schwächen. Zu Letztgenannten gehören KWS Donovan und Debian, die bei Verzicht auf Fungizide teilweise Mindererträge von ca. 50 % hinnehmen mussten.

Die Sortenempfehlungen in den einzelnen Anbauregionen sind in den Tabellen Sorteneigenschaften und -empfehlungen dargestellt.

Zu den empfohlenen Sorten im Einzelnen:

Die allgemein empfohlenen und in der Regel standfesten und blattgesunden Sorten werden dabei zuerst vorgestellt.

Sorten der Qualitätsgruppe A

WPB Newton konnte ertraglich nicht ganz an die guten Vorjahreswerte anknüpfen, weist mehrjährig aber gute Leistungen auf. Zudem überzeugte sie in den Merkmalen Standfestigkeit und Blattgesundheit, sodass sie für alle Anbauregionen empfohlen wird. Zu beachten ist die mögliche Auswinterungsgefahr, die zu einer Einschränkung der Empfehlung für die Höhenlagen führt.

SU Jonte überzeugte in diesem Jahr vor allem wieder durch die positiven Eigenschaften wie Standfestigkeit, Blattgesundheit, Halmbruchfestigkeit, Fusariumtoleranz und Winterhärte. Ihr Ertragsvermögen konnte sie 2024 zum Teil nicht ganz unter Beweis stellen und wird daher in fast allen Anbauregionen eingeschränkt empfohlen, wegen etwas besserer Erträge auf den Marschstandorten uneingeschränkt.

Die letztjährig aufgenommene Sorte LG Optimist konnte ihre Ertragsleistung in diesem Jahr deutlich steigern und wird daher auf den Sandböden sowie für die Höhenlagen eingeschränkt empfohlen. Die starke Lageranfälligkeit wurde auch in diesem Jahr wieder an zahlreichen Standorten deutlich und führte zur Einschränkung. Positiv hervorzuheben ist die gute Winterfestigkeit sowie die Fusariumtoleranz. Unter der Voraussetzung, dass kein Mehltaubefall zu befürchten ist, kann die Sorte aufgrund der Robustheit gegenüber den Rosten als blattgesund eingestuft werden.

Polarkap lieferte im dritten LSV-Jahr wieder etwas schwankende Ertragsergebnisse ab. Die besten Erträge erreichte sie in der Anbauregion Höhenlagen Mitte/West. Bei durchschnittlicher Standfestigkeit konnte sie durch eine sehr gute Blattgesundheit, Winterhärte sowie gute Einstufungen gegenüber Halmbruch und Ährenfusarium überzeugen. Sie wird daher in den Höhenlagen bei durchschnittlichen Erträgen dank der guten Winterhärte eingeschränkt empfohlen.

KWS Donovan zählt von den im LSV geprüften Sorten zu den krankheitsanfälligsten Sorten, vor allem, weil sie früh gegenüber Gelbrost, Mehltau und später stark gegenüber Braunrost empfindlich reagiert. Letzteres äußerte sich, wie bereits beschrieben, 2024 in sehr starkem Maße. Diese extreme Krankheitsanfälligkeit verhindert für die Marsch, die Sandböden sowie die Lehmböden Nordwest eine Anbauempfehlung auszusprechen. Da die A-Sorte jedoch sehr hohe RP-Gehalte und eine hohe N-Effizienz erreicht, wird sie dank überdurchschnittlicher Erträge stark eingeschränkt für die Lehmböden Südhannover und die Höhenlagen Mitte/West noch empfohlen. Beim Anbau ist in jedem Fall ein mehrmaliger Fungizideinsatz erforderlich, der eine intensive Bestandsbeobachtung unumgänglich macht.

Sorten für den Probeanbau

Von den in diesem Jahr neu aufgenommenen A-Sorten überzeugte vor allem die Sorte Willcox, besonders dank überdurchschnittlicher Erträge auf den Sandstandorten sowie in den Höhenlagen. Überdies erwies sie sich als standfest und blattgesund. Für diese Anbauregionen wird entsprechend eine Probeanbauempfehlung ausgesprochen.

Weitere geprüfte A-Sorten

Die rohproteinstarke, standfeste und blattgesunde neue Sorte SU Magnetron konnte ertraglich noch nicht überzeugen.

LG Kermit zeigte sich zwar ertragsstärker, offenbarte aber Schwächen gegenüber Braunrost und gilt als auswinterungsgefährdet. Sollten sich allerdings die guten Ertragsleistungen im kommenden Jahr bestätigen, wäre über eine zumindest eingeschränkte Empfehlung nachzudenken.

Die mit bereits sehr hohen Vermehrungszahlen in Niedersachsen an den Start gegangene Sorte SU Tarroca konnte ihr Leistungsversprechen im ersten LSV-Jahr nicht ganz erfüllen. Bei insgesamt durchschnittlichen Erträgen sind die Standfestigkeit sowie die hohen RP-Gehalte positiv hervorzuheben.

RGT Reform zählt im Bereich der A-Sorten nach wie vor zu einer planbaren Größe, insbesondere was die Fallzahlsicherheit anbelangt. Auf eine direkte Anbauempfehlung wird jedoch verzichtet. Die bisherigen Anbauer wissen ihre guten Eigenschaften wie Stand- und Auswuchsfestigkeit, Fusariumtoleranz und Winterhärte zu schätzen und nutzen ihre Erfahrungen mit der Sorte.

Die stark lageranfällige Sorte KWS Imperium wurde nur noch auf den Lehmböden Nordwest und den Sandstandorten geprüft, sie erreichte dort mehrjährig ein durchschnittliches Ergebnis. Positiv hervorzuheben sind die sehr guten Fallzahlen sowie eine gute Blattgesundheit, Fusariumtoleranz und Winterhärte. Eine Empfehlung wird nicht mehr ausgesprochen.

In der Qualitätsgruppe der B-Weizensorten spielt die Ertragsleistung bei gleichzeitig unproblematischem Anbau die wichtigste Rolle.

RGT Kreuzer bestätigte weitestgehend die hohe Ertragsleistung und wird nach dem zweiten LSV-Jahr uneingeschränkt empfohlen. Darüber hinaus sind auch die Standfestigkeit, die Blattgesundheit, Fusariumtoleranz sowie die sehr gute Kältetoleranz positiv hervorzuheben.

Spectral erzielte wie RGT Kreuzer ebenfalls in beiden LSV-Jahren sehr gute Erträge und ist auch als blattgesund, standfest und fusariumtolerant einzustufen. Sowohl Spectral als auch RGT Kreuzer weisen allerdings nur geringe RP-Werte auf, die bei der Backweizenvermarktung zu beachten sind.

KWS Mintum erreichte in den mehrjährigen Erträgen auf den Sandböden sowie in der Anbauregion Lehmböden Nordwest gute Ergebnisse und wird dort empfohlen. Bei mittlerer Standfestigkeit ist sie noch als blattgesund eingestuft und zudem fusariumtolerant. Für die Vermarktung als Backweizen ist die geringe Fallzahlsicherheit zu beachten, was besonders 2023 auffällig wurde.

Chevignon konnte in diesem Jahr nicht an die guten Erträge der Jahre bis 2022 anknüpfen und verliert daher die bis 2023 ausgesprochene uneingeschränkte Empfehlung in den Anbauregionen Marsch und Sandböden. Auf den Lehmböden wird sie als früh abreifende, aber aufgrund zunehmender Schwächen gegenüber Mehltau nicht mehr als blattgesund eingestufte Sorte weiterhin uneingeschränkt empfohlen.

Die langstrohige, aber standfeste und blattgesunde Sorte SU Fiete überzeugte ertraglich insgesamt nicht ganz. Aufgrund ihrer weiteren positiven Eigenschaften wie Standfestigkeit, Blattgesundheit sowie recht hoher RP-Gehalte wird sie jedoch eingeschränkt empfohlen; dank mehrjährig hoher Erträge auf den Sandböden Nordhannover dort auch uneingeschränkt.

Informer konnte ihre konstanten Ertragsleistungen vor allem auf den Sandböden Nordhannover und in den Höhenlagen bestätigen. Insgesamt weist die Sorte in allen Anbauregionen durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Erträge auf und wird dank ihrer positiven Eigenschaften Standfestigkeit, Blattgesundheit und Winterhärte daher nach wie vor eingeschränkt empfohlen.

Campesino überzeugte vor allem ertraglich auf den Lehmböden Nordwest und Südhannover und wird dort sowie für die Höhenlagen eingeschränkt empfohlen. Die recht früh abreifende und standfeste Sorte zeigte auch in diesem Jahr die bekannten Auffälligkeiten gegenüber Gelbrost, aber auch für Mehltau und Braunrost erwies sie sich zunehmend anfälliger. Bei Verzicht auf den Fungizideinsatz lieferte die Sorte insbesondere auf den Lehmstandorten und in den Höhenlagen stärkere Mindererträge im Vergleich zu den etablierten blattgesunden Sorten. Aus der Praxis werden auf Grund der Kleinkörnigkeit Probleme mit dem Ausdrusch des oberen Ährenbereiches bemängelt.

Die sehr früh abreifende Grannenweizensorte Complice enttäuschte ertraglich in diesem Jahr auf vielen Standorten, lediglich auf den Sandböden Nordhannover wurden noch gute Erträge erzielt. Eingeschränkt empfohlen wird sie noch auf den Lehmstandorten Südhannover aufgrund ihrer Frühreife und Fusariumtoleranz. Zu beachten ist die Gefahr der frühen Gelbrostinfektion sowie die stärkere Lagerneigung, die vor allem in der unbehandelten Stufe deutlich wurde. Die Auswinterungsgefahr sollte besonders für die Höhenlagen beachtet werden.

Akasha erhält aufgrund der guten Toleranz gegenüber Ährenfusarium auf den Sandstandorten Nordwest eine eingeschränkte Empfehlung, da sie dort auch dreijährig ertraglich überzeugen konnte. Die Sorte zeigt sowohl in der Praxis als auch an einzelnen Prüfstandorten bereits frühzeitig stärkere Auffälligkeiten im Gelbrostbefall, der sich jedoch bei dieser Sorte nicht unbedingt weiter auf die höheren Blattetagen ausbreitet.

Die fusariumanfällige Sorte Debian zeigte ähnlich wie KWS Donovan starke Ertragseinbußen bei Verzicht auf einen intensiven Fungizideinsatz. Bei optimalem Fungizideinsatz konnte sie hingegen ihre Ertragsstärke vor allem auf den Lehmstandorten Nordwest bestätigen, aber auch auf den Sandböden wurden insgesamt hohe Erträge erzielt. Für diese Anbauregionen erhält sie noch eine stark eingeschränkte Empfehlung. Voraussetzung ist, dass sie nicht in für diese Anbauregionen typischen Mais dominierten Fruchtfolgen eingesetzt wird.

B-Sorten für den Probeanbau

Von den zwei neuen B-Sorten hob sich in erster Linie SU Tammo positiv hervor. Insgesamt konnte die Sorte ihre guten Leistungen aus dem Bundessortenversuch bestätigen, ohne an die Leistungen von RGT Kreuzer oder Spectral heranzureichen. Aufgrund ihrer sehr guten Blattgesundheit wird sie eingeschränkt auf den Sandböden, den Lehmböden Nordwest sowie uneingeschränkt für die Lehmböden Südhannover für den Probeanbau empfohlen.

LG Lorimar erreichte zwar auf den Lehmböden und in den Höhenlagen hohe Erträge, allerdings weist sie als B-Sorte nur sehr geringe RP-Werte auf, die eine Vermarktung für Backweizen sehr schwierig gestalten. Trotz der guten Standfestigkeit, Blattgesundheit und Winterhärte wird sie noch nicht für den Probeanbau empfohlen.

Empfohlene C-Sorten

KWS Keitum erreichte auf den meisten Standorten wieder die sehr hohen Erträge, wie wir sie bis 2022 gesehen haben. Aus ertraglicher Sicht ist sie daher als Futterweizen klar zu empfehlen. Zu beachten sind jedoch die besonders 2023 offensichtlich gewordenen Schwächen in der Standfestigkeit. Für die Höhenlagen ist zudem die geringere Winterhärte ausschlaggebend für die eingeschränkte Empfehlung. Positiv hervorzuheben sind die Blattgesundheit und die Ährenfusariumtoleranz, die besonders in maisintensiven Regionen wichtig ist. Die Schwächen in der Stand- und Winterfestigkeit gilt es in jedem Fall zu beachten.

Die EU-Sorte Winner wurde vom BSA als C-Weizen eingestuft, wird von Seiten des Züchters jedoch als „französischer Brotweizen“ bezeichnet. Die mittelfrühe Grannenweizensorte kann gegenüber KWS Keitum ertraglich nicht ganz mithalten, könnte bei entsprechenden Vermarktungsmöglichkeiten als Backweizen dennoch dank der guten Standfestigkeit, Blattgesundheit und Fusariumtoleranz nicht ganz uninteressant sein. Die Sorte erhält eine Anbauempfehlung für die Marsch und die Sandstandorte, für die Lehmstandorte Nordwest ist diese wegen etwas geringerer Erträge eingeschränkt.

Auch die Sorte RGT Konzert war ursprünglich als A-Sorte vorgesehen, ist aufgrund von Schwächen in der Teigelastizität jedoch lediglich als C-Weizen eingestuft und wird daher wohl bei eher durchschnittlichen Erträgen keine große Marktbedeutung erlangen.

E-Sorten

Die Grannenweizensorte Exsal wurde im Bereich der E-Sorten aufgrund der letztjährigen guten Leistung in der Anbauregion Lehmböden Südhannover neben der bereits länger im norddeutschen Kammerverbund geprüften Sorte KWS Emerick in allen Anbauregionen geprüft. Sie erwies sich als sehr standfest und blattgesund und wurde seitens des BSA auch als sehr ährenfusariumtolerant eingestuft. Trotz leicht unterdurchschnittlicher Erträge erhält sie eine klare Anbauempfehlung für den qualitätsbetonten Weizenanbau auf den Lehmböden Südhannover sowie für den Probeanbau auch für die Höhenlagen. KWS Emerick wurde im vierten Jahr in allen Anbauregionen geprüft. Die Erträge fallen mit Ausnahme der Anbauregion Sandstandorte Nordwest gegenüber den ertragsstärkeren A-Sorten deutlich ab.

Zusammenfassung

Auch 2024 erwies sich als ein herausforderndes Weizenanbaujahr. Der Ernte unter nassen Bedingungen 2023 schloss sich oftmals eine durch Nässe geprägte Aussaat an. Es konnten allerdings bei weitem nicht die geplanten Weizenflächen bestellt werden. Ein drastischer Rückgang der Anbaufläche war die Folge.

Die bis ins Frühjahr anhaltenden nassen Bedingungen führten zu schwach ausgebildeten Wurzelsystemen, die die Nährstoffversorgung und generell die Entwicklungsbedingungen für den Weizen beeinträchtigten. Ein erhöhter Krankheitsdruck machte einen termingerechten Pflanzenschutzeinsatz erforderlich, besonders gegen Gelb- und Braunrost sowie Blattseptoria und Mehltau. Die Schwächen einzelner Sorten gegenüber Krankheiten, aber auch Lagerneigung offenbarten sich, wenn keine zielgerichteten Maßnahmen erfolgten.

Letztlich führten diese Punkte dazu, dass die Weizenernte gegenüber dem Vorjahr insgesamt leicht unterdurchschnittlich ausfiel.

In den Landessortenversuchen zeigten zahlreiche etablierte Sorten sowohl ihre Ertragskonstanz als auch Robustheit gegenüber Krankheiten. Andere Sorten hingegen erwiesen sich als zunehmend anfälliger, auch gerade von den neueren Kandidaten. Für eine belastbare Sortenempfehlung ist die Betrachtung mehrjähriger Ergebnisse unerlässlich. Hier spielen die Pflanzengesundheit und Robustheit eine zunehmend stärkere Rolle, insbesondere bei unterschiedlichen Umweltbedingungen zwischen den Jahren.

Die Anzahl uneingeschränkt empfohlener Sorten ist derzeit überschaubar und zeigt, dass die Züchter weiter gefordert sind, ertragliche Fortschritte mit guter Pflanzengesundheit und hoher Qualität zu verbinden.