Landessortenversuche 2018: Wintertriticale
Trotz vielfach schwieriger Aussaatbedingungen konnten sich die Triticale-Bestände in der Regel normal entwickeln und zeigten auch im Frühjahr keine Auswinterungsschäden. Die ab April einsetzende Trockenperiode mit hohen Temperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung führte zu einer beschleunigten Wachstumsentwicklung und damit auch zu einer ungewöhnlich frühen Abreife.
Wie bei den anderen Winterungen so hat sich auch bei der Triticale aufgrund der schwierigen Aussaatbedingungen im Herbst 2017 die Anbaufläche gegenüber den Vorjahren verringert. Der Rückgang um 15 % auf gut 66.000 ha fiel jedoch geringer als beim Weizen aus, da in den Anbauregionen der Triticale die Aussaatbedingungen noch eher eine Bestellung zuließen.
Die Erträge werden auch bei Triticale bedingt durch die Trockenheit in diesem Jahr mit ca. 55 dt/ha schwächer eingestuft.
Witterung
Trotz vielfach schwieriger Aussaatbedingungen konnten sich die Bestände in der Regel normal entwickeln und zeigten auch im Frühjahr keine Auswinterungsschäden. Die ab April einsetzende Trockenperiode mit hohen Temperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung, die lediglich im südlichen und südwestlichen Bereich durch einzelne, zum Teil nur punktuelle Niederschlagsereignisse, gemildert wurde, führte zu einer beschleunigten Wachstumsentwicklung und damit auch zu einer ungewöhnlich frühen Abreife . Ohne witterungsbedingte Unterbrechungen war die Triticaleernte quasi Ende Juli bereits abgeschlossen. Diese günstigen Erntebedingungen führten dazu, dass es keine Auswuchsprobleme wie im letzten Jahr gab. Die Erträge hingegen fielen in Abhängigkeit von den Trockenschäden zum Teil drastisch ab, insbesondere auf den leichten und stark durch Trockenheit geschädigten leichten Standorten im nordöstlichen Bereich.
Erträge der Sorten
In den Ertragstabellen werden zum Einen die Einzeljahresergebnisse der Sorten in den vier Anbauregionen dargestellt. Ergänzend dazu sind die mehrjährigen Erträge auf Basis der diesjährigen Leistungen der Verrechnungssorten mit dargestellt. Wenn möglich wurden die Ergebnisse aus den Vorversuchen, wie Wert- und EU-Prüfungen mit einbezogen. In den westlichen Anbauregionen sowie den Höhenlagen fließen auch Einzelortergebnisse aus NRW mit hinein. Die Anzahl der Prüfkandidaten hat sich in diesem Jahr leicht erhöht, da von mehreren Züchtern neue Sorten zugelassen worden sind.
Sortenbeurteilungen und -empfehlungen
Die winterharte Sorte Lombardo konnte auch in diesem Jahr wieder in allen Anbauregionen mit guten bis sehr guten Erträgen überzeugen und bleibt damit auch als vermehrungsstärkste Sorte in Niedersachsen generell empfohlen. Zu beachten sind die mittleren Einstufungen gegenüber Lagerneigung, Mehltau und Gelbrost, vor allem aber die Anfälligkeit gegenüber Braunrost.
Barolo, die in der Vermehrung an zweiter Stelle in Niedersachsen rangiert, konnte hingegen auf den Sandstandorten nicht überzeugen und wird nur noch auf den Lehm- und Höhenstandorten empfohlen. Insgesamt ist sie gegenüber Lombardo als gesünder, kurzstrohiger und standfester einzustufen, wobei sich diese Eigenschaften bei den Erträgen in der unbehandelten Stufe 2018 nicht widerspiegeln. Die Sorte Cedrico wiederum lieferte ihre besten Ergebnisse in diesem Jahr auf den Sandstandorten und wird dort empfohlen. Sie enttäuschte eher auf den Lehmstandorten und in den Höhenlagen. Dank guter mehrjähriger Leistungen wird sie dennoch in den Höhenlagen empfohlen. Gegenüber Krankheiten ist sie vergleichbar gut wie Barolo anzusehen. Als weitere mehrjährig geprüfte Sorte wurde Tantris nicht in allen Anbauregionen geprüft. Da ihre Leistungen 2018 durchweg schwach ausfielen, reichte es nicht zu einer Anbauempfehlung, zumal sie auch in der Festigkeit gegenüber Krankheiten, vor allem gegenüber Mehltau, nur durchschnittlich beurteilt wird. Von den beiden zweijährig geprüften Sorten lieferte Temuco durchweg gute Leistungen ab. Dank hoher Erträge auf den Sandstandorten Nord und in den Höhenlagen wird sie dort empfohlen. Vor allem gegenüber Braunrost und Mehltau zeigt sie keine Schwächen. Robinson konnte ertraglich weniger überzeugen und ist gegenüber Krankheitsbefall mit Ausnahme bei Mehltau nur durchschnittlich eingestuft. Von den drei einjährig geprüften Sorten Lanetto, Porto und Riparo erreichten alle mit einzelnen Ausnahmen gute Ergebnisse. Gegenüber Krankheiten ist Porto als sehr gesund einzustufen; die Schwäche liegt in der Standfestigkeit. Aber auch Riparo zählt innerhalb des Sortimentes zu den gesünderen Sorten. Lanetto zeigte hier vor allem bei Blattseptoria und Braunrost stärkere Schwächen. Ertraglich gehört sie jedoch mit Ausnahme der Höhenstandorte zu den ertragsstärksten Sorten. Für den Probeanbau ist sie noch nicht zu empfehlen, da noch kein Z-Saatgut zur Verfügung steht. Riparo lieferte in den Höhenlagen die höchsten Erträge; allerdings reicht die Datengrundlage für eine vorläufige Empfehlung noch nicht aus.
Die Regionen im Einzelnen zusammengefasst
Auf den Sandböden West erreichten Lanetto und Lombardo die höchsten Erträge. Cedrico konnte ihre Vorjahresergebnisse bestätigten, während Barolo stark abfiel.
Empfohlen werden daher Lombardo und Cedrico sowie abgeschwächt Temuco und Barolo.
In der Anbauregion Sandböden Nordhannover erreichten die Sorten bis auf Barolo und Robinson durchschnittliche bis gute Leistungen. Vor allem Barolo zeigte auf den am stärksten durch Trockenheit beeinflussten Standorten Schwächen. Empfohlen werden Lombardo, Cedrico und Temuco.
Auf den Lehmen West konnten Lombardo sowie die neuen Sorten Lanetto, Porto und Riparo mit überdurchschnittlichen Erträgen überzeugen. Eine klare Empfehlung erhält weiterhin Lombardo. Dank insgesamt konstanter Leistungen und keinen gravierenden Schwächen gegenüber Krankheiten ist auch die winterfeste Sorte Barolo eine Alternative. Da von Lanetto noch kein Z-Saatgut zur Verfügung steht, wären auf Grund der Blattgesundheit vor allem Porto und abgeschwächt Riparo für einen Probeanbau interessant.
Im Anbaugebiet Lehmböden/Hügelland erreichte mehrjährig betrachtet Cedrico die besten Ertragsleistungen, trotz unterdurchschnittlicher Leistungen in diesem Jahr. Recht konstante Erträge lieferten hingegen Lombardo und Barolo ab, die ebenfalls für den Anbau zu empfehlen sind. Das gleiche trifft auch für Temuco zu. Aufgrund der geringen Anzahl von Versuchsergebnissen kann für keine der neuen Sorten eine vorläufige Empfehlung ausgesprochen werden.
Qualitätseinstufungen
Die Proteingehalte liegen in der Ernte 2018 mit durchschnittlich 12,8 % auf einem hohen Niveau, das sich möglicherweise durch die geringeren diesjährigen Erträge erklären lässt. Festzustellen ist, dass die Proteingehalte auch durch das Ertragsniveau der Sorten beeinflusst wurden. So erreichte beispielsweise die in diesem Jahr eher ertragsschwächere Sorte Cedrico deutlich höhere Werte als im ertragsstarken Jahr 2017. Auf der anderen Seite erzielten die ertragsstärksten Sorten Lanetto und Lombardo eher unterdurchschnittliche Proteingehalte. Hier könnte möglicherweise eine Art Verdünnungseffekt als Ursache genannt werden. Die mit Abstand höchsten hl-Gewichte lieferte Porto. Aber auch Cedrico und Lanetto erreichten überdurchschnittliche Werte.
Auswirkungen von Intensitätsminderungen
Auch 2018 spielte die Gelbrostproblematik nicht die entscheidende Rolle, sondern vor allem war die Bekämpfung von Braunrost entscheidend. Regional begrenzt waren auch Mehltau und Blattseptoria ein Thema. In den westlichen Anbauregionen war ein verstärkter Ertragseffekt bei Verzicht auf den Fungizideinsatz erkennbar. Die Ertragsminderungen bei den vorwiegend als gesund eingestuften Sorten waren hier auch am geringsten. Das wird beispielsweise bei Cedrico, Temuco, Porto und Riparo erkennbar.
Zusammenfassung
Von den neu in das Triticalesortiment aufgenommenen Sorten sind mit Porto und Riparo wiederum recht gesunde und gleichzeitig auch ertragsbetonte Sorten hinzugekommen. Ertraglich überzeugte jedoch die krankheitsanfälligere Sorte Lanetto. Da Triticale schwerpunktmäßig in den Veredelungsregionen angebaut wird, sollte hier bei der Sortenwahl sicherlich das Augenmerk auch stärker auf Blattgesundheit und in Güllebetrieben zusätzlich auf Standfestigkeit gelegt werden.
Carsten Rieckmann
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
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