Körnermais: Feldtag Südniedersachsen 2019
Der Körnermaisfeldtag der Bezirksstelle Hannover am 17.10.2019 in Rethen fand großen Anklang. Hier konnten sich interessierte Besucher über Anbau, Ernte und Nacherntebehandlung sowie die Vermarktung von Körnermais informieren.
Der Anbau von Körnermais spielt bislang im südlichen Niedersachsen eine geringe Rolle. In Zuge der vielfältigen Veränderungen im Ackerbau nimmt jedoch das Interesse der Landwirtschaft am Körnermaisanbau in dieser bislang vom Weizen und Zuckerrüben dominierten Region zu. 75 Landwirte nutzten daher Mitte Oktober die Gelegenheit, sich vor Ort über den Anbau von Körnermais und vor allem über die Ernte sowie die Nacherntebearbeitung zu informieren. Der Feldtag zum Körnermaisanbau wurde gemeinsam von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen – BST Hannover -, der KWS SAAT SE & Co. KGaA sowie dem Landhandel Weiterer organisiert. Die Erntetechnik wurde vom Lohnunternehmen Losse aus Sehnde vorgestellt. Weiterhin wurde ein Mulcher der Firma Müting von der Werksvertretung Michalek aus Lehrte zur Nacherntebearbeitung eingesetzt.
Die Progranus KG aus Ditterke, auf deren Flächen der Feldtag durchgeführt wurde, baut bereits seit vielen Jahren erfolgreich Körnermais an. Vor allem in der Leineniederung vermeidet der Betrieb dadurch Hochwasserschäden sowie Schäden durch Gänsefraß. Das Ertragsniveau liegt in den letzten Jahren im Bereich von 100 dt/ha. Vorteilhaft ist dabei der geringe Aufwand an Pflanzenschutz (einmalige Herbizidanwendung) sowie der geringe Düngeraufwand (1,5 dt/ha DAP als Unterfußdüngung sowie 5 t/ha HTK zur Saat). Ein weiterer Vorteil des Betriebes ist, dass der Körnermais in der eigenen Getreideanlage getrocknet werden kann. Herr Wullekopf – als Mitarbeiter der Progranus GbR - wies darauf hin, dass es wichtig ist, den Körnermais immer in Bewegung zu halten und ihn unverzüglich zu trocknen. Maik Pieper, vom Landhandel Weiterer, stellte den Besuchern die Vermarktungsmöglichkeiten über den Landhandel vor. Körnermais ist danach sehr gefragt – vor allem für die Geflügelfütterung werden große Mengen benötigt. Derzeit liegt der Preis für Körnermais mit etwa 16,50 €/dt auf Weizenpreisniveau. Der Landhandel Weiterer hat bereits in dem Auswinterungsjahr 2012 in eine spezielle Körnermaistrocknung investiert. Die Anlage kann am Tag etwa 250 – 300 t Körnermais aufnehmen. Die Trocknungskosten sind jedoch nach wie vor die größte Herausforderung im Anbau von Körnermais sowie der Schlüssel für die Wirtschaftlichkeit. Die Kosten orientieren sich an der Feuchtigkeit. Diese betrug am Feldtag auf der Demo – Fläche lediglich 24 %, obwohl nur 2 Tage zuvor starke Niederschläge von 40 mm gefallen waren. Der Körnermais wird auf etwa 15 % getrocknet, um lagerfähig zu sein. Auf Grundlage dieses bereits recht geringen Feuchtigkeitsgehaltes des Maises auf der Versuchsfläche betragen die Kosten der Trocknung bei Verkauf an den Landhandel etwa 300 €/ha (2,50 €/dt Feuchtmais). Sobald die Feuchtigkeit des Körnermaises über 30 % ansteigt, nehmen die Kosten für die Trocknung deutlich zu. Bei einer Feuchtigkeit von etwa 32 % steigen die Trocknungskosten auf etwa 420 €/ha (3,30 €/dt Feuchtmais) an. Die Feuchte des Körnermaises zur Ernte wird nach Aussage von Christoph Gellermann, Fachberatung Mais der KWS, neben der Witterung besonders durch den Saatzeitpunkt und die Sortenwahl beeinflusst. Durch eine frühe Saat kann eine frühere Reife und geringere Feuchtigkeitsgehalte zur Ernte sichergestellt werden. Eine Alternative zur Trocknung ist die Vermarktung als Feuchtmais. In diesem Fall wird der Körnermais dann feucht einsiliert und eine Trocknung kann entfallen. Dabei kann die Ernte mit bereits etwa 35% Restfeuchtigkeit früher als beim trockenen Körnermais erfolgen. Dies ermöglicht eine frühere Weizenaussaat und schafft zudem mehr Zeit für die Stoppelbearbeitung. Der Körnermais muss jedoch gemahlen und mit Propionsäure versetzt werden. Diese Dienstleistung wird durch Lohnunternehmer angeboten. Diese übernehmen dann meist auch den Transport der Ware zum aufnehmenden Betrieb. Die Preise für den Feuchtmais liegen aufgrund dieser Kosten bei etwa 11 – 12 €/dt Ernteware (ca. 130 dt/ha). Eine weitere Option ist die Trocknung des Maises in der eigenen Anlage sowie in Biogasanlagen. Die technischen Möglichkeiten müssen in diesen Fällen geprüft werden.
Sortenwahl von großer Bedeutung
Ein erfolgreicher Körnermaisanbau basiert auf einer an den Standort und an das Klima angepassten Sortenwahl. Die Züchtungsaktivitäten im Mais sind bekanntlich sehr groß, so dass in den letzten Jahren auch große Zuchtfortschritte erzielt werden konnten. Bernward Klingebiel, Gebietsberater für Mais in Südniedersachsen bei der KWS SAAT SE & Co KGaA, stellte auf dem Feldtag insgesamt sieben verschiedene Körnermais-Sorten vor. Die Reifespanne dieser Sorten reichte von K 200 bis K 260.
Körnermais zur Fruchtfolgeauflockerung ideal geeignet
Eine blattfruchtreiche Fruchtfolge ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den erfolgreichen und effizienten Ackerbau. Nach Aussage von Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen, kann der Körnermais in idealer Weise die Fruchtfolge auflockern. Bislang ist der Maisanbau in vielen Regionen auf den Anbau von Silomais für Biogasanlagen begrenzt. Die Anbauflächen stagnieren hier jedoch, da in Folge von politischen Entscheidungen seit geraumer Zeit keine neuen Biogasanlagen in Betrieb genommen wurden. Der Anteil an Körnermais liegt derzeit in der Region Hannover unter 1 %. Der Silomaisanbau beträgt dagegen bereits 8 - 10 %. In einigen Betrieben wird immer noch ein dreimaliger Anbau von Wintergetreide durchgeführt, weil Raps und Zuckerrüben in getrennten Fruchtfolgen angebaut werden. Die Folge sind stagnierende Getreideerträge sowie zunehmende Probleme mit Gräsern. Zudem zeigt der Raps als wichtige weitere Blattfrucht große Schwächen. Die Landwirte haben daher auch in diesem Jahr den Rapsanbau deutlich reduziert. Mit dem starken Rückgang des Rapsanbaus in den letzten beiden Jahren und durch die schlechten Preise für Zuckerrüben, könnte der Körnermais neben anderen Sommerungen wie Hafer und Leguminosen diese Lücke ideal schließen. Da aufgrund der Witterung eine Ernte immer früher erfolgt, bietet sich an, nach Körnermais noch Winterweizen anzubauen. In Betrieben mit Silomaisanbau kann der Körnermais bei später Ernte jedoch auch vor dem Silomais gestellt werden. Alternativ kann nach Körnermais auch eine Sommerung wie Hafer oder Sommerweizen folgen.
Geringer Dünger- und Pflanzenschutzaufwand
Im Vergleich zum Stoppelweizen- und Rapsanbau kann durch den Maisanbau der Pflanzenschutzaufwand im Betrieb deutlich reduziert werden. Als Pflanzenschutzmaßnahme muss bislang meist nur eine Herbizidanwendung durchgeführt werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 50 – 60 €/ha. Demgegenüber stehen Pflanzenschutzaufwendungen im Weizen und Raps von 200 – 250 €/ha. Nach Ansicht von Dr. Lehrke eignet sich der Mais jedoch vor allem auch aus Sicht der Veränderungen durch die neue Düngeverordnung. Neben den Zuckerrüben gehört der Mais zu den Pflanzen, die nur wenig auf eine Reduktion der Düngung reagieren. Da beide Kulturen über den Sommer wachsen, sind sie in der Lage, den Bodenstickstoff sowie den Stickstoff aus organischen Düngern optimal zu nutzen. Der Maisanbau wird daher für die sogenannten „Roten Gebiete“ interessant. Durch die Reduktion der Düngung um 20 % wird es beim Anbau von Wintergetreide – vor allem beim Stoppelweizen zu Ertragsverlusten kommen. Diese sind dagegen bei Mais und Zuckerrüben in den meisten Fällen nur in geringerem Ausmaß zu erwarten. Im Gegenteil kann u.U. noch ein Stickstoffüberhang auf andere Kulturen übertragen werden. In Tabelle 1 ist der Düngebedarf auf Grundlage der DVO, der Düngebedarf nach Abzug von 20 % sowie der empfohlene Düngerbedarf gegenübergestellt. Dabei wird deutlich, dass beim Zuckerrübenanbau die größte N- Reserve vorhanden ist. Jedoch zeigt sich auch beim Maisanbau, dass selbst bei der Reduktion um 20 % nur geringe Mindererträge zu erwarten sind. Anders beim Weizenanbau. Hier wird die Reduktion der Düngung zu deutlicheren Verlusten führen. Durch die Integration von Mais und Zuckerrüben kann dieser Rückgang jedoch – wie an dem Beispiel deutlich wird - durch Umschichtung weitgehend vermieden werden. Auch auf den reinen Rapsstandorten kann der Maisanbau helfen, die Stickstoffdefizite auszugleichen. Beim Anbau von Raps wird in Zukunft nach Abzug der Herbstdüngung der Bedarfswert im Frühjahr schon kaum mehr ausreichen, um den Bedarf der Pflanzen zu decken. In den roten Gebieten wird danach der Anbau von Raps nicht mehr wirtschaftlich sein.
Tab.1: Auswirkung der N Reduktion auf eine Zuckerrüben-/Maisfruchtfolge
Z.Rüben | WW | Mais | Weizen | Saldo | |
Bedarfswert kg/ha N nach DVO (Düngebedarf)* | 130 | 180 | 150 | 180 | 160 |
Bedarfawert - 20 % kg/ha N | 104 | 144 | 120 | 144 | 128 |
Bedarf - kg/ha Empfehlung | 70 | 180 | 120 | 180 | 138 |
Überhang/Mangel | 34 | -36 | 0 | -36 | -10 |
*Düngebedarf nach Anpassung an Ertrag, Vorfrucht und Abzug von Nmin – Richtwert und N aus organischen Düngern des Vorjahres
Maisanbau verspricht gute Wirtschaftlichkeit
Hohe Erträge und geringe Aufwendungen beim Anbau von Körnermais versprechen neben den vielen Vorzügen zusätzlich eine hohe wirtschaftliche Vorzüglichkeit. Die Grundrenten beim Anbau von Körnermais liegen dabei etwa auf dem Niveau vom Rapsweizen und deutlich über den Erlösen von Stoppelweizen und Raps. Da der Klimawandel auch in Zukunft frühe Saaten und frühere Ernten ermöglichen wird, nimmt die Vorzüglichkeit weiter zu. Auch Erträge von deutlich über 100 dt/ha sind möglich. In der wirtschaftlichen Betrachtung schneidet auch der Feuchtmais sehr gut ab. Vor allem die logistischen Vorteile schlagen hier positiv zu Buche, da häufig aufwendige Transporte bereits durch den Lohnunternehmer erfolgen und die Ernte ohne Unterbrechungen durch die Trocknung erfolgen kann.
Fazit:
Körnermais ist eine wirtschaftlich sehr interessante Frucht. Seine Anbaubedeutung könnte in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Vor allem weil der Klimawandel den Anbau von Körnermais begünstigt und weil der Maisanbau auch in Bezug auf die schärferen Regelungen der Düngeverordnung sowie auf die immer größer werdende Kritik am Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel die passende Antwort ist. Die größte Herausforderung im Anbau von Körnermais ist die Trocknung. Hier braucht es innovative Ideen, um die Wirtschaftlichkeit abzusichern. Als gute Alternative zur energieaufwendigen Trocknung bietet sich die Vermarktung als Feuchtmais an. Für diesen Absatzweg müssen jedoch rechtzeitig Kontakte am Markt geknüpft werden.
Kontakte
Dr. Ulrich Lehrke
Berater Pflanzenbau
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