Sortenempfehlungen und LSV-Ergebnisse Silomais mittelspätes Sortiment
Mit der Auswertung des LSV mittelspät und der Erstellung der Sortenempfehlungen in diesem Reifesegment liegen nun die vollständigen Anbauempfehlungen für den konventionellen Silomaisanbau vor.
Das mittelspäte Reifesegment hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich verändert. Diese Reifegruppe hatte zu Beginn der 2000er Jahre ihren Einsatzschwerpunkt im Bereich der Substratbereitstellung zur Biogasproduktion, wobei die Qualitätseigenschaften nur bei wenigen Sorten die Anforderungen zur Fütterung erfüllten. Dies hat sich in den folgenden Jahren geändert. Aktuell zeichnen sich viele der bereits mehrjährig im LSV geprüften Sorten durch eine hohe Qualität aus und werden daher für die Fütterung empfohlen. Die guten Qualitätseigenschaften treten dabei häufig in Kombination mit einer guten Ertragsleistung auf, so dass sich hohe Stärke- und/oder Energieerträge ergeben. In der Folge können etliche Sorten sowohl für die Fütterung als auch für die Biogasproduktion empfohlen werden, nicht zuletzt, weil sich das heute gesteigerte Qualitätsniveau auch in der Gasausbeute und dem Biogasertrag widerspiegeln.
Die aktuell in diesem Jahr in den LSV Silomais aufgenommenen Sorten passen hingegen nicht zu dem langjährigen Trend hin zu qualitätsbetonten Sorten; lediglich zwei können als Qualitätstypen bezeichnet werden. Die weiteren fünf zeigen nicht die Energiekonzentration, die zur Fütterung angestrebt wird, erreichen jedoch ein hohes Ertragsniveau. Eine Trendwende wieder hin zu den Massetypen ist hierin jedoch eher nicht zu sehen. Somit ist das mittelspäte Sortiment für immer mehr Maisanbauer eine interessante Reifegruppe, nicht zuletzt, weil auffallend viele Sorten mit S 260 eingestuft sind und sich am Übergang zum mittelfrühen Sortiment befinden, diese zeigen in den LSV auch eine entsprechend gute Abreife. Doch auch der im Laufe der Jahre spürbarer werdende Klimawandel lässt vielerorts den Anbau von mittelspäter Genetik sinnvoll werden.
Somit gewinnt diese Reifegruppe aus mehreren Gründen an Bedeutung. Doch bei aller Euphorie für die Sorten mit den höheren Reifezahlen - die Sorte muss zum Standort passen und darf zum Erreichen von Qualität und Ertragsvorteilen nicht zu spät abreifen. Als einfacher Richtwert für die standortangepasste Wahl des richtigen Abreifetyps kann das pünktliche Erreichen der Silierreife in den zurückliegenden Jahren herangezogen werden. So sollte die Silierreife (32 – 35% TS) im Durchschnitt der Jahre noch im September erreicht werden. Bei regelmäßig späterem Erreichen der anzustrebenden TS-Gehalte leidet erfahrungsgemäß zuerst die Qualität des Ernteguts, Stärke- und Energiegehalte erreichen dann nicht das anzustrebende Niveau.
Vor diesem Hintergrund werden nach wie vor keine mittelspäten Sorten für den niedersächsischen Bodenklimaraum „Region Nord“ für den Anbau empfohlen. Für sehr günstige Standorte im Norden können die Sortenempfehlungen der angrenzenden Region herangezogen werden.
Region Ost
Für das östliche Niedersachsen werden die mehrjährig geprüften qualitätsbetonten Sorten Justy (S 260), Smartboxx (S 260), Lacorna (S 260) und Farmoritz (S 260) für die energetische Aufwertung grasbetonter Rationen empfohlen. Darüber hinaus hat die Sorte Rooma (ca. S 260) eine Empfehlung für den Probeanbau erhalten.
Für maisbetont fütternde Betriebe werden die Sorten Ladino (S 260), DS 1891 B (S 260), Justy (S 260), Farmirage (S 260), EC Gisella (ca. S 260), Smartboxx (S 260), SY Amfora (S 260), SU Crumber (S 270), Snowy (S 260) und Bone (S 260) zur Silagebereitung empfohlen.
Für die Energiemaisnutzung stehen die Merkmale Trockenmasse- und Biogasertrag (ermittelt nach Rath et.al.) im Vordergrund. Eines dieser Merkmale muss klar überdurchschnittliche Werte erreichen, während das andere Merkmal nicht unterdurchschnittlich abschneiden darf. Unter dieser Maßgabe werden die Sorten Ladino (S 260), DS 1891 B (S 260), Justy (S 260), Farmirage (S 260), EC Gisella (ca. S 260), SY Amfora (S 260), SU Crumber (S 270), Agrogant (S 260) und Clementeen (S 270) für die Biogasproduktion im östlichen Niedersachsen empfohlen.
Für den Probeanbau haben die neu geprüften Sorten KWS Monumento (S 260) und Honoreen (S 290) eine Anbauempfehlung erhalten.
Region Süd
Für warme Standorte im südlichen Niedersachsen, die eine entsprechend hohe Temperatursumme für die Abreife des Maises bis Ende September erreichen, gelten die nachfolgenden Sortenempfehlungen.
Zur Ergänzung grasbetonter Rationen werden hier die Sorten Justy (S 260), Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), EC Gisella (ca. S 260), SY Amfora (S 260), Bismark (S 260), Lacorna (S 260), Farmoritz (S 260) und Janeen (S 260) empfohlen. Für den Probeanbau hat die Sorte Rooma (ca. S 260) eine Empfehlung erhalten.
Für die Fütterung bei maisbetonten Rationen werden die Sorten Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), Smartboxx (S 260), SY Amfora (S 260), SU Crumber (S 270), Fight (S 270) und Bone (S 260) aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Stärke- und/oder Energieerträge empfohlen.
Für den Einsatz in Biogasanlagen werden für das südliche Niedersachsen die Sorten Ladino (S 260), DS 1891 B (S 260), Farmpower (S 260), SY Amfora (S 260), SU Crumber (S 270), Fight (S 270) und Agrogant (S 260) empfohlen.
Für den Probeanbau, i.d.R. auf einem rel. kleinen Anteil der Maisanbaufläche, bieten sich besonders die Sorten KWS Monumento (S 260), Honoreen (S 290), LG 31304 (S 260 und KWS Berro (S 260) an.
Region West
Auch im westlichen Niedersachsen werden mittelspäte Maissorten sehr erfolgreich angebaut. Voraussetzung hierfür ist, wie überall, dass die jeweiligen Standortbedingungen stimmen. Während die bis Ende September theoretisch zur Verfügung stehende Temperatursumme in dieser Region selten ein Problem sein dürfte, so sind es andere Faktoren, die den Einsatz mittelspäter Genetik infrage stellen können. So zum Beispiel die Fruchtfolgegestaltung, da eine spätere Herbstaussaat die Folge ist, aber auch die Einschätzung der Befahrbarkeit der Flächen im Herbst, denn auf so mancher Fläche kann eine um ca. 10 Tage spätere Ernte gravierende Schäden nach sich ziehen.
Dennoch gibt es nicht wenige Flächen, auf denen erfolgreich und sinnvoll rel. spätes Sortenmaterial eingesetzt werden kann und wird.
Auch die Option zum Körnermaisanbau ist gerade in dieser Region ein wichtiges Thema (siehe Artikel LSV-Ergebnisse Körnermais, Tab. Doppelnutzungssorten). Hierfür stehen in dieser Reifegruppe entsprechend geeignete Sorten mit früherer Körnerreifezahl zur Verfügung.
Zur Ergänzung und energetischen Aufwertung grasreicher Rationen haben aus diesem Reifesegment die bereits mehrjährig geprüften Sorten Justy (S 260), Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), EC Gisella (ca. S 260), SY Amfora (S 260), Bismark (S 260), Lacorna (S 260), Farmoritz (S 260) und Janeen (S 260) eine Anbauempfehlung erhalten.
Für die Gestaltung der Fütterung bei maisbetonten Rationen werden die Sorten DS 1891 B (S 260), Justy (S 260), Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), EC Gisella (ca. S 260), Smartboxx (S 260), SY Amfora (S 260), SU Crumber (S 270) und Bone (S 260) für den Anbau empfohlen.
Für den in diesem Reifesegment sehr wichtigen Bereich der Biogasnutzung haben die Sorten Ladino (S 260), Justy (S 260), Farmpower (S 260), Farmirage (S 260), EC Gisella (ca. S 260), SU Crumber (S 270), Fight (S 270) und Agrogant (S 260) eine Anbauempfehlung erhalten. Aufgrund sehr guter Ertragsleistungen haben sich die Sorten KWS Monumento (S 260) und Honoreen (S 290) hervorgetan und erhalten daher eine Empfehlung für den Probeanbau.
Die breit gefächerten Sortenempfehlungen in allen drei Reifesegmenten weisen ein breites Sortenportfolio auf. Dies zeigt, dass derzeit relativ viele interessante Sorten das ertragliche und auch das qualitative Spitzensortiment der am Markt erhältlichen Sorten bilden. Die allgemeine Saatgut- und Sortenverfügbarkeit gilt für die kommende Saison als gut, so dass kaum Schwierigkeiten auftreten sollten, geprüfte und empfohlene Sorten zu bekommen. Derzeit laufen bei den verschiedenen Saatgutanbietern noch viele Frühkaufaktionen, die noch genutzt werden können.
Karl Gerd Harms
LWK Niedersachsen
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