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LSV Mais: Ergebnisse und Empfehlungen mittelfrühes Sortiment

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Das mittelfrühe Reifesegment hat in Niedersachsen, bundesweit und in weiten Teilen Mitteleuropas die größte Bedeutung im Maisanbau. Dementsprechend intensiv wird dieses Sortiment züchterisch bearbeitet.

Die Silomaissorten der Reifegruppe mittelfrüh haben in Niedersachsen, und auch weit darüber hinaus, die größte Bedeutung im hiesigen Maisanbau. Entsprechend groß ist das Angebot an Sorten.

Die Auswahl an Maissorten ist groß, insbesondere im Reifebereich mittelfrüh (S 230 – S 250), denn diese passen in viele Regionen und Betriebe in ganz Deutschland und Mitteleuropa. Die züchterischen Aktivitäten in diesem Reifebereich sind entsprechend intensiv und so verwundert es wenig, dass der Prüfungsumfang der Topsorten dieses Landessortenversuches (LSV) sehr groß ist. Durch das Vorprüfungssystem der LSV, bestehend im Wesentlichen aus Wert- und EU-Prüfungen, ist gewährleistet, dass leitungsstarke Maissorten im LSV geprüft werden. Das aktuell große Prüfsortiment zeigt dies einerseits; die differenzierten Sortenempfehlungen hingegen zeigen andererseits auch die Notwendigkeit eines solchen Portfolios. Von den insgesamt 39 aktuellen Prüfkandidaten haben lediglich sieben, zwei davon erstgeprüfte, keine Anbauempfehlung erhalten. Sorten, die mit einer Anbauempfehlung der LWK für 2024 vom Züchter aus dem aktuellen LSV herausgenommen wurden, sind, wie üblich, in der mehrjährigen LSV-Auswertung noch mitberücksichtigt worden. In diesem Jahr erreichten drei dieser Sorten eine, dann letztmalige, Anbauempfehlung. Aufgrund des fehlenden aktuellen Datensatzes müssen diese Sorten, wie auch die neu im LSV aufgenommenen, eine höhere Schwelle zum Erreichen einer Empfehlung überschreiten; die Ergebnisse sind ebenfalls in den Regionaltabellen dargestellt.

Um eine Vergleichbarkeit zwischen den Sortimenten zu ermöglichen wurden aus dem mittelspäten Sortiment drei Prüfkandidaten als Vergleichssorten (VGL) mitgeprüft, auch diese Ergebnisse finden sich in den Tabellen. Tatsächliche Abreifeunterschiede zwischen den Sortimenten lassen sich so abschätzen, aber auch Unterschiede im Ertrags- und Qualitätsniveau. Die Ergebnisse der mittelspäten Reifegruppe werden in nächster Ausgabe der Land und Forst veröffentlicht.

Ein Vergleich zwischen dem frühen und dem mittelfrühen Sortiment ist mit dieser Ausgabe möglich, da die Sorte DKC 3327 (S 230) im frühen Reifesegment als Vergleichssorte mitgeprüft wurde.

wichtigstes Kriterium: Abreife

Das wichtigste Kriterium zur Sortenwahl ist die Abreife einer Sorte, diese muss zu den klimatischen Bedingungen des jeweiligen Standortes passen. Als Richtschnur zur Wahl der richtigen Reifegruppe kann dabei der Termin des durchschnittlichen Erreichens der Silierreife (32 – 35% TS) herangezogen werden. Diese sollte im Mittel der Jahre gegen Ende September erreicht werden. Bei späterem Erreichen dieses Stadiums wird i.d.R. durch die relativ späte Genetik kaum bis kein Mehrertrag gegenüber leistungsfähigen früheren Sorten erzielt, jedoch sinkt durch die späte Abreife das Qualitätsniveau. In Bezug auf das nördliche Niedersachsen kann dies durchaus bedeuten, dass frühe anstelle von mittelfrühen Sorten angebaut werden sollten, je nach Standorteigenschaften. Für viele günstige Maisanbaulagen im Norden bedeutet es aber auf jeden Fall, dass für die Sortenwahl das mittelfrühe Segment in Auge gefasst werden kann und sollte.

Tatsächliche Abreife beachten

Die Regionaltabellen weisen für die einzelnen Sorten nicht nur die auf bundesweiter Datenbasis berechnete Reifezahl aus, sondern auch die in der Region tatsächlich erzielte Abreife, dargestellt als Relativzahl. Eine Abweichung von ca. drei Prozent vom Mittel (100%) entspricht dabei dem rechnerischen Unterschied von 10 Reifegraden bzw. einem Prozentpunkt im erzielten TS-Gehalt zur Ernte. Die Regionaltabellen zeigen somit, dass nicht jede Sorte so abreift, wie man dies anhand der vergebenen Reifezahl erwarten würde. Zur Sortenwahl macht es daher Sinn, sich auch und gerade mit der Abreife zu befassen.

Die Versuchsstandorte der LWK sind dabei sicherlich als günstige Standorte anzusprechen und zeigen neben einem rel. guten Abreifeverhalten insbesondere das Leistungspotential unter entsprechenden Bedingungen. Die Ergebnisse der LSV werden innerhalb der Anbauregionen mehrjährig ausgewertet. Auf Basis dieser Ergebnisse werden die Sortenempfehlungen, nach Nutzungsschwerpunkten differenziert, erstellt.

Raupenlaufwerk
Schwierige Erntebedingungen waren in diesem Jahr leider nicht selten. Raupenlaufwerke und Überladetechnik waren häufiger anzutreffen, gerade zum Ende der Erntezeit.Karl-Gerd Harms
Region Nord

Für den Einsatz der Maissilage in grasbetonten Futterrationen ist eine hohe Energiedichte das maßgebende Kriterium für die Sortenwahl. Daher haben in dieser Region die Sorten DKC 3323 (S 230), Plutor (S 240), LG 32257 (S 230), Greatful (S 240), Privat (S 240), KWS Jaro (S 230) und Chelsey (S 230) eine Anbauempfehlung erhalten.

Für die Gestaltung von eher maisbetonten Futterrationen werden im nördlichen Niedersachsen die Sorten ES Traveler (S 250), DKC 3323 (S 230), Already (S 250), Plutor (S 240), P 8317 (S 250), DKC 3327 (S 230), Bots (ca. S 250), LG 32257 (S 230), Greatful (S 240) und LG 31238 (S 230) empfohlen. Für den Probeanbau nach erster LSV-Prüfung haben die Sorten P 83224 (S 240), SY Remco (S 250), LG 31265 (S 250) und KWS Editio (S 250) eine Anbauempfehlung aufgrund sehr guter Ertragsleistungen bekommen.

Zur Nutzung als Biogassubstrat  werden nach mehrjähriger Prüfung die Sorten ES Traveler (S 250), LG 31272 (S 250), DKC 3327 (S 230), DKC 3418 (S 250), DKC 3414 (S 250) und Haiko (S 250) empfohlen.

Die in diesem Jahr neu zugelassenen Sorten P 83224 (S 240), Agrolupo (S 250), Greystone (S 250) und SY Remco (S 250) haben die für diese höhere Empfehlungsschwelle überschritten und erhalten somit eine Anbauempfehlung für den Probeanbau.

Region Süd

Für das südliche Niedersachsen spielen die Empfehlungen für die Ergänzung grasbetonter Rationen sicher nicht die größte Rolle. Dennoch gibt es hier Betriebe, auf die diese Voraussetzung zutrifft. Für den Anbau empfohlen werden hier die Sorten DKC 3323 (S 230), Plutor (S 240), LG 32257 (S 230), Greatful (S 240), LG 31238 (S 230), Privat (S 240), KWS Otto (S 240), KWS Jaro (S 230), DS 1890 B (S 240) und Chelsey (S 230).

Für den Einsatz in maisbetonten Rationen werden die Sorten ES Traveler (S 250), DKC 3323 (S 230), Already (S 250), LG 31245 (S 240), Ludmilo (S 230), P 8317 (S 250), DKC 3327 (S 230), LG 31224 und LG 32257 (S 230) für den Anbau empfohlen. Darüber hinaus haben die Sorten P 83224 (S 250), Greystone (S 250) und LG 31265 (S 250) eine Anbauempfehlung für den Probeanbau erreicht.

Die sicher wichtigste Nutzungsrichtung des Maises in Südniedersachsen dient der Energiegewinnung, hier haben die Sorten ES Traveler (S 250), DKC 3323 (S 230), DKC 3327 (S 230), DKC 3418 (S 250), DKC 3414 (S 250), DKC 3438 (S 250) und Haiko (S 250) eine Anbauempfehlung aufgrund sehr guter Ertragsleistungen erhalten. Die Neuzulassungen P 83224 (S 240), Agrolupo (S 250) und SY Remco (S 250) haben eine Empfehlung für den Probeanbau erhalten.

Region Ost

Der Maisanbau im östlichen Niedersachsen ist geprägt von sandigen Böden und rel. geringen Niederschlagserwartungen; Beregnungstechnik ist recht weit verbreitet, was jedoch nicht bedeutet, dass eintretender Wassermangel immer vollständig ausgeglichen werden kann. Unter diesen Umständen sollten, neben weiteren Maßnahmen, wie z.B. einer reduzierten Aussaatstärke und angepasster Bodenbearbeitung, nicht unbedingt spätreife Sorten angebaut werden, da diese bis zur ebenfalls späteren Blüte mehr Bodenwasser verbraucht haben. Auch in der Korn-/Kolbenfüllungsphase kann durch eine frühreifere Sorte Wasser eingespart werden. Die Maßnahmen zusammen steigern die Ertragssicherheit.

Für das Erreichen einer hohen Qualität in der Silage werden aus dem mittelfrühen Reifebereich die Sorten DKC 3323 (S 230), Plutor (S 240), LG 32257 (S 230), Greatful (S 240), LG 31238 (S 230), KWS Jaro (S 230) und DS 1890 B (S 240) für den Anbau empfohlen.

Die Empfehlungen für die Fütterung bei maisreichen Rationen werden auf Basis überdurchschnittlicher Energie- und/oder Stärkegehalte ausgesprochen, wenn die Energiedichte hierbei nicht unterdurchschnittlich ausfällt. Die Sorten ES Traveler (S 250), DKC 3323 (S 230), LG 31272 (S 250), Already (S 250), Plutor (S 240), DKC 3327 (S 230), und DKC 3419 (S 240) haben diese Kriterien erfüllt und werden deshalb für den Anbau empfohlen. Für den Probeanbau werden die neu zugelassenen Sorten P 83224 (S 240), Greystone (S 250), LG 31265 (S 250) und KWS Editio (S 250) wegen deutlich überdurchschnittlicher Leistungen empfohlen.

Zur Biogasproduktion werden für das östliche Niedersachsen die Sorten ES Traveler (S 250), LG 31727 (S 250), DKC 3327 (S 230), DKC 3418 (S 250), DKC 3414 (S 250) und DKC 3438 (S 250) und Haiko (S 250) für den Anbau empfohlen. Die neuen Sorten P 83224 (S 240), Agrolupo (S 250), Greystone (S 250) und SY Remco (S 250) haben eine Empfehlung für den Probeanbau erreichen können. 

Region West

Das westliche Niedersachsen bildet eine Hochburg des Maisanbaus, da sich auf den leichten Böden dieser Region kaum eine andere Futterpflanze so erfolgreich anbauen lässt. Gleichzeitig verwertet der Mais die zur Verfügung stehenden organischen Dünger effizient; eine mineralische Stickstoff-Ergänzungsdüngung ist für diese Kultur i.d.R. nicht notwendig, wenn einmal von der NP-Unterfußdüngung abgesehen wird. Für die Silomaissortenwahl spielt hier nicht selten auch die flexible Nutzung eine größere Rolle, so wird häufig darauf geachtet, dass die Sorten hohe Stärkegehalte und -erträge vereinen, denn dies ist ein klarer Hinweis auf gute Kornerträge bei Umnutzung zu Körnermais oder CCM.

Für die Erzeugung von möglichst energiereicher Silage zur Aufwertung grasbetonter Futterrationen werden hier die Sorten DKC 3323 (S 230), LG 31245 (S 240), Ludmilo (S 230), Plutor (S 240), LG 32257 (S 230), Greatful (S 240), LG 31238 (S 230), Privat (S 240), KWS Jaro (S 230) und Chelsey (S 230) für den Anbau empfohlen. Die Sorte KWS Editio (S 250) hat in dieser Region die höheren Qualitätsanforderungen zur Empfehlung von Neuzulassungen erreicht und wird daher für den Probeanbau empfohlen.

Für maisbetonte Rationen werden die Sorten ES Traveler (S 250), DKC 3323 (S 230), Already (S 250), LG 31245 (S 240), Plutor (S 240), Bots (ca. S 250) und LG 32257 (S 230) für den Anbau empfohlen.

Die neu zugelassenen Sorten P 83224 (S 240), Greystone (S 250) und LG 31265 (S 250) haben eine Empfehlung für den Probeanbau erhalten.

Zur Biogasproduktion haben die mehrjährig geprüften Sorten ES Traveler (S 250), DKC 3327 (S 230), DKC 3418 (S 250), DKC 3414 (S 250) und DKC 3438 (S 250) eine Anbauempfehlung erhalten. Die erst seit diesem Jahr als Sorte zugelassenen P 83224 (S 240), Agrolupo (S 250), Greystone (S 250) und SY Remco (S 250) haben eine Empfehlung für den Probeanbau erzielen können. 

Doppelnutzungssorten

Viele der hier genannten Sorten zeichnen sich durch gute bis sehr gute Stärkeerträge aus und sind somit grundsätzlich auch für die Körnermaisnutzung interessant. Daher erstellt die LWK Niedersachsen nach der Ermittlung der Sortenempfehlungen für Silo- und Körnermais eine Übersicht mit den in beiden Nutzungsrichtungen geprüften Sorten und deren jeweiligen Anbauempfehlungen. Diese wird im Internet unter www.LWK-Niedersachsen.de und der Land und Forst veröffentlicht.

interessante Sorten für sehr maislastige Rationen

Im Prüfsortiment fallen auch einige Sorten mit relativ geringen Stärkegehalten auf. Sorten wie Greystone, Already oder P 8317 warten mit den niedrigsten Stärkegehalten im Sortiment bei gleichzeitig durchschnittlicher (rel. 100) Energiedichte auf. Diese Sortentypen sind daher insbesondere für den Einsatz in sehr maisreichen Rationen prädestiniert, da die Gefahr von zu viel pansenbeständiger Stärke bei diesen geringer ist.

In einem weiteren Artikel finden Sie nähere Informationen zum Ablauf der LSV und darüber, warum nicht alle Sorten auf dem Markt geprüft werden.

Silomaissortenempfehlungen Sortiment mittelfrüh, vorläufig
Silomaissortenempfehlungen Sortiment mittelfrüh, vorläufigKarl-Gerd Harms