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Landessortenversuche 2019: Sommerfuttergerste

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In Niedersachsen wird Sommerfuttergerste hauptsächlich auf den leichteren Standorten im Nordwesten angebaut. Da im Jahr 2019 nicht alle Braugerstenbestände die geforderten Qualitäten erreichen konnten, musste auch ein Teil davon als Futtergerste vermarktet werden.

 

Sommergerste
SommergersteWilli Thiel

Der Anbauumfang von Sommergerste hat sich 2019 mit 44.500 ha wieder auf eine durchschnittliche Größenordnung eingependelt. Laut der Braugerstengemeinschaft e. V. wurden davon ca. 30.000 ha ursprünglich als Braugerstenfläche geplant. Letztendlich konnten zahlreiche Braugerstenbestände jedoch aufgrund schwacher Qualitäten nur als Futtergerste vermarktet werden. Die rein rechnerisch vorhandenen Futtergerstenflächen von ca. 15.000 ha könnten daher etwas höher ausfallen, liegen jedoch weit unter dem Anbauumfang des Jahres 2018.

Die vom Landesamt für Statistik geschätzten durchschnittlichen Erträge der Sommergerste insgesamt lagen mit 49 dt/ha unter dem Niveau der Vorjahre, auch geringer als 2018. Auf den Versuchsstandorten spiegelte sich dieses Bild nicht ganz wider, weil die sehr schwachen Erträge von deutlich unter 40 dt/ha des Jahres 2018 im Jahr 2019 nicht wieder auftraten. Die extremen Bedingungen aus 2018 haben sich nicht in dem Maße wiederholt. Gleichwohl wurden die Bestände wiederum durch die Frühjahrs- und Sommertrockenheit mit erheblichen Niederschlagsdefiziten sehr beeinflusst. Hinzu kam, dass die Beregnung in wirtschaftlich interessanteren Kulturen eingesetzt wurde, zumal in vielen Landkreisen eine drastische Reduzierung der zur Verfügung stehenden Beregnungsmengen erfolgte.   

Ergebnisse der Sorten

Für die Futternutzung wurden in den Landessortenversuchen insgesamt 6 Sorten geprüft. Gegenüber dem Vorjahr wurden zahlreiche mehrjährig geprüfte Sorten aus den Versuchen herausgenommen, da sie gegenüber RGT Planet ertraglich nicht mithalten konnten. Im zweiten LSV Jahr standen neben der bewährten Sorte RGT Planet KWS Beckie, Subway, Laureate und die EU Sorte Ovation. Klarinette wurde als ertraglich interessante Sorte nach ihrer Zulassung in den Futtergerstenversuch aufgenommen.

Der Futtergerstenanbau konzentriert sich schwerpunktmäßig auf die leichteren Standorte Nordwestdeutschlands. Insgesamt konnten für diese Anbauregion „Sandige Standorte Nordwest/Marsch“ die Ergebnisse von neun auswertbaren Versuchen der drei Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen genutzt werden. Im Mittel der Standorte wurde ein Durchschnittertrag von knapp 64 dt/ha erzielt. Auf den drei niedersächsischen Standorten lagen die Erträge jedoch ca. 10 dt/ha niedriger. Allerdings sackten die Erträge auf Einzelstandorten nicht wie im Jahr 2018 auf unter 35 dt/ha. Insgesamt war für die Ertragsbildung wieder das Wasserangebot die entscheidende Größe.

RGT Planet erreichte im vierten Jahr in Folge mit Abstand die höchsten Erträge und zeichnete sich wiederum durch eine sehr gute Ertragskonstanz auf den Einzelstandorten aus. Da sie neben ihrer Ertragsstärke auch durch ihre Robustheit gegenüber Krankheiten sowie ihren guten Einstufungen im Bereich Standfestigkeit und Halmknicken überzeugt, ist sie eindeutig die erste Wahl. Mit Werten von rel. 100 lagen Subway und KWS Beckie ca. 4 %-Punkte hinter RGT Planet. Bei beiden Sorten ist die insgesamt etwas schwächere Einstufung gegenüber Krankheiten, insbesondere gegenüber Zwergrost zu beachten. Alle geprüften Sorten sind gegenüber Mehltau sehr unempfindlich. Laureate, die 2018 noch ertraglich überzeugen konnte, fiel bei den aktuellen Prüfungen deutlich ab, vor allem enttäuschten die Erträge auf allen drei niedersächsischen Standorten. Auf den NRW- und SH-Standorten hingegen lieferte sie mittlere bis gute Ergebnisse. Hervorzuheben sind die sehr gute Gesundheit und das geringe Halm- und Ährenknicken. Die Leistungen der Sorte Ovation waren zwischen den einzelnen Standorten ebenfalls recht stark streuend, unabhängig von den Bundesländern. Klarinette konnte in ihrem ersten LSV-Prüfjahr noch nicht überzeugen, weil auch hier die Ertragsschwankungen zwischen den Prüforten recht ausgeprägt waren. Für die Sorte sprechen die agronomischen Merkmale, da sie sehr gesund sowie standfest ist. In weiteren Versuchen müsste sie sich ertraglich verbessern, um empfohlen werden zu können.

Qualitäten

Sommer-Futtergerste wird vorrangig im eigenen Betrieb direkt verwertet und nur in geringerem Maße gehandelt. Die Parameter Ertrag, Standfestigkeit und Pflanzengesundheit sind generell für die Sortenwahl entscheidend. Bei der Vermarktung hingegen sollten auch die Qualitätskriterien mitberücksichtigt werden. Hierbei ist vor allem das Hektolitergewicht (hl) maßgebend, welches mindestens 62 kg/hl betragen sollte. Bei ausreichendem Angebot ist teilweise aber bereits bei Werten unterhalb von 64 kg/hl mit Abschlägen zu rechnen.

Das Hektolitergewicht lag 2019 mit durchschnittlich 60,9 kg/hl auf einem sehr schwachen Niveau. Allerdings war der Schwankungsbereich mit Werten von 53 bis 69 kg/hl zwischen den Standorten enorm. Die geringen Werte sind nicht unbedingt den ertragsschwächsten Standorten zuzuordnen. Vielmehr scheint entscheidend gewesen zu sein, wie die Kornfüllungsphase durch die Trockenheit beeinflusst wurde. Klarinette, RGT Planet und Subway erreichten in diesem Jahr die höchsten Gewichte. Da die geprüften Futtergerstensorten zur Braugerstennutzung für die Zulassung beim Bundessortenamt angemeldet werden, sind sie auf geringe RP-Gehalte gezüchtet worden und werden damit in der Einstufung Rohproteingehalt entsprechend sehr schwach eingestuft. Mit 11,7 % RP-Gehalt liegen die niedersächsischen Standorte in dem Bereich des Vorjahres. Die Sortenunterschiede fielen recht gering aus. Nachvollziehbar ist, dass mit RGT Planet und Subway die ertragsstärksten Sorten die geringsten Gehalte aufweisen, während die ertragsschwächeren Sorten Laureate und Ovation hier mit 12 % entsprechend höhere Werte erreichten.

Ausblick

Derzeit ist noch keine ernstzunehmende Sortenalternative zur etablierten RGT Planet in Sicht. Ob von den sechs neu vom Bundessortenamt zugelassenen Sorten einzelne für die Braugerstennutzung weiterverfolgt werden, bleibt derzeit abzuwarten, ebenso ob nicht für die Braugerste in Frage kommende Sorten künftig eine Chance als Futtergerste erhalten werden. Die Messlatte von RGT Planet scheint doch recht hoch zu sein. Eine für die Sommerungen prognostizierte Anbauausweitung aufgrund von schwierigen Aussaatbedingungen, vor allem in den Marschregionen, wird sicherlich auch bei der Futtergerste wieder zu einem Anstieg der Anbauflächen führen, wenn auch nicht auf das Niveau des Jahres 2018; unter der Voraussetzung allerdings, dass keine gravierenden Auswinterungsschäden im Februar oder März eintreten sollten. Bei Braugerste hingegen, die vorwiegend in den nordöstlichen Regionen auf den leichteren Standorten mit Beregnungsmöglichkeit angebaut wird, könnte es aufgrund der starken Reglementierungen bei den zur Verfügung stehenden Beregnungsmengen zu einer spürbaren Reduktion des Anbaus kommen. Wie der Umfang der Sommergerstenfläche insgesamt letztlich ausfällt, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Generell scheint das Bestreben in der Praxis, zu enge Fruchtfolgen mit hohen Winterungsanteilen durch entsprechende Sommerungen zu erweitern, zuzunehmen. Hierfür spielt die Sommerfuttergerste neben dem Hafer sicherlich eine wichtige Rolle. Im Vergleich zu Ackerbohnen oder Hafer besitzt die Futtergerste zudem ein recht breites Aussaatzeitfenster.