Landessortenversuche 2020: Winterweizen
Der Landessortenversuch Winterweizen liefert in diesem Jahr mit insgesamt 30 Prüfkandidaten viele Informationen über altbekannte und auch neue Sorten. Ertraglich und im Hinblick auf eine verbesserte Pflanzengesundheit konnten einzelne neue Sorten überzeugen. Der letztgenannte Aspekt bekommt als Entscheidungskriterium bei der Sortenwahl ein zunehmendes Gewicht.
Der Anbauumfang von Winterweizen in Niedersachsen zeigte in den letzten Jahren deutliche Schwankungen. Im Anbaujahr 2019/20 ist nach Schätzung des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik (LSN) die Winterweizenfläche um gut 72.000 ha auf nunmehr 330.000 ha gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, das ist eine Abnahme um 18 %. Die Gründe für den drastischen Rückgang liegen sicherlich in erster Linie wieder in den Witterungsbedingungen im Herbst. Anhaltende Niederschläge machten die Aussaat vielerorts schwierig, insbesondere in den Marschregionen war oftmals keine Befahrbarkeit der Flächen gegeben. Aber auch der Trend, enge Getreidefruchtfolgen durch die Einbindung weiterer Kulturen zu erweitern, scheint zuzunehmen. Insbesondere der Anteil von Stoppelweizen ist stärker rückläufig. In den Futterbauregionen mussten darüber hinaus aufgrund entstandener Futterlücken Flächen für den Feldfutterbau freigehalten werden; in erster Linie für den Mais.
Laut Prognose des LSN sollen niedersachsenweit 79 dt/ha gedroschen werden. Dieser Durchschnittswert spiegelt jedoch die großen Ertragsunterschiede zwischen den Anbauregionen, aber auch kleinräumig nicht wider, da die Niederschlagsereignisse wie im Vorjahr sehr unterschiedlich ausfielen. Durch die Trockenheit waren in diesem Jahr neben den nordhannoverschen Sandstandorten auch die südwestlichen Regionen, wie das Emsland oder der Raum Osnabrück betroffen, wo entsprechend geringe Erträge erzielt wurden. In den Börderegionen hingegen konnten hohe, teilweise auch sehr hohe Erträge eingefahren werden.
Durchführung der Landessortenversuche
Der Landessortenversuch (LSV) Winterweizen 2020 wurde in Niedersachsen an 19 Standorten in 6 Anbauregionen angelegt, wobei an den drei Standorten Höckelheim, Königslutter und Poppenburg (Lehmböden Südhannover) die Anlage jeweils als Blatt- und Stoppelweizen erfolgte. Für die Anbauregion Marsch wurden wieder 2 Standorte aus Schleswig-Holstein mit in die Auswertung einbezogen, für die Lehmstandorte Nordwest und die Höhenlagen jeweils drei aus Nordrhein-Westfalen, für die Sandböden Nordwest einer aus Nordrhein-Westfalen.
Im LSV befanden sich 30 Sorten, von denen 25 an allen Standorten in Niedersachsen geprüft wurden. Während seit Jahren in der Anbauregion Lehmstandorte Südhannover auch E-Sorten mitgeprüft wurden, ist ab diesem Jahr mit KWS Emerick im gesamten norddeutschen Kammerverbund eine E-Sorte aufgenommen worden. Ziel ist es zu untersuchen, ob durch die Reglementierung der neuen Düngeverordnung möglicherweise der Anbau einer E-Sorte sinnvoll ist. Zum einen kann hierfür der N-Bedarfswert um 30 kg N/ha erhöht werden, zum anderen könnten geforderte A-Qualitäten bei der Vermarktung sicherer erreicht werden bzw. diese Partien als „Aufmischweizen“ genutzt werden. In den LSV Versuchen wurden alle Sorten einheitlich auf den jeweiligen Bedarfswert des Versuchsstandortes für Sorten mit A/B-Qualität gedüngt.
Dank insgesamt günstiger Erntebedingungen konnte der Weizen ohne Probleme trocken und mit guten Fallzahlen gedroschen werden. Lediglich die Rohproteingehalte sind schwächer als in den Vorjahren.
Der mehrjährige relative Durchschnittsertrag der Sorten bezieht sich auf das Leistungsniveau der diesjährigen Verrechnungssorten und wird anhand der absoluten Einzelortergebnisse ermittelt. In die dargestellten Durchschnittserträge wurden auch Ergebnisse aus sogenannten Vorversuchen wie Wert- und EU-Prüfungen sowie aus dem Bundessortenversuch mit einbezogen, um auf diese Weise erstmalig im LSV stehende Sorten bereits verlässlicher beurteilen zu können.
Die Ergebnisse des aktuellen BSV können im Internet unter www.Bundessortenversuch.de eingesehen werden.
Die diesjährigen Ertragsleistungen auf den Versuchsstandorten spiegeln neben den normalen boden- auch die trockenheitsbedingten Unterschiede in der Praxis wesentlich besser als im Vorjahr wider. Auf den Sandstandorten Nordhannover wurde die Beregnungsintensität auf das notwendigste Maß zurückgefahren und die Prüfstandorte in den anderen Regionen waren vergleichbaren Bedingungen wie die Praxisschläge ausgesetzt.
2020 wurden drei neue A-Sorten, SU Habanero, LG Charakter sowie die Hybridsorte Hyvega aufgenommen. Im B-Segment schafften Gentlemen, KWS Donovan, Chevignon und die frühreife begrannte Sorte Complice den Aufstieg. Hinzu kommt die vom Bundessortenamt als C-Sorte eingestufte KWS Keitum. Damit hat sie das Manko in der Praxis mit 20 kg N/ha weniger als die B-Sorten auskommen zu müssen.
Hinweise auf die Krankheitsanfälligkeit der Sorten
Die Ertragsergebnisse bilden das Leistungsvermögen der Sorten bei optimaler Gesunderhaltung der Bestände ab. Die ertraglichen Auswirkungen des Verzichts auf Wachstumsregulatoren und Fungizidmaßnahmen wird in der Spalte Minderertrag für das aktuelle Jahr dargestellt. Sorten mit einer guten Festigkeit gegenüber Krankheiten bei gleichzeitig guter Standfestigkeit weisen hier nur geringe Werte auf. Dies kommt in der Eigenschaftstabelle entsprechend zum Ausdruck. Für das Jahr 2020 ist festzuhalten, dass die Ertragsdifferenzen behandelt/unbehandelt eher gering ausfielen, da Krankheiten wenn, dann erst recht spät auftraten.
Sortenempfehlungen
Erfolgreiche und für die Praxis zu empfehlende Sorten zeichnen sich neben aktuell hohen Erträgen vor allem durch konstante Leistungen in unterschiedlichen Jahren und auf unterschiedlichen Standorten aus. Weitere Faktoren wie die Festigkeit gegen Lager, Resistenzen gegen Krankheiten und nicht zuletzt die Winterhärte der Sorten sind ebenso mitentscheidende Größen bei der Sortenbeurteilung und -auswahl.
Letzteres Merkmal kann bei den neueren Sorten kaum beurteilt werden, da entsprechende Prüfsituationen nicht gegeben waren. Bei den etablierten Sorten sind Schwächen in der Winterhärte vor allem bei Rubisko, Benchmark und Porthus zu beachten. Die Entscheidung für den Anbau dieser genannten Sorten muss jeder Landwirt für sich treffen.
Die Qualitätskriterien wie die Rohproteingehalte und die Fallzahl bzw. Fallzahlstabilität sind vor allem bei der Vermarktung wichtige Parameter. Die Einstufung der Sorten hierzu sind in der Tabelle „Eigenschaften“ auf Basis der Einstufung des BSA dargestellt. In einem späteren Bericht zur Qualitätsbeurteilung werden die aktuellen eigenen Untersuchungen und Ergebnisse bewertet und veröffentlicht.
Folgende Sorten sind für die unterschiedlichen Anbauregionen zu empfehlen:
Zur besseren Orientierung werden die empfohlenen Sorten in den beiden Tabellen „Empfehlungen und Eigenschaften“ für die einzelnen Anbauregionen gekennzeichnet „x“. Ergänzend werden die besonderen Anbaueignungen und die wichtigsten Qualitäts- und Krankheitseinstufungen sowie der Standfestigkeit und Winterhärte beschrieben. Als blattgesund gelten Sorten, wenn sie die gegenüber Mehltau, Gelb- und Braunrost sowie Blattseptoria keine Schwächen zeigen und sich in wenigstens einem dieser genannten Merkmale als robust („+“) erweisen.
Die nunmehr in der Vermehrungsfläche in Niedersachsen auf den zweiten Platz zurückgefallene Sorte RGT Reform konnte in diesem Jahr ihr Ertragsniveau der Vorjahre mehr oder weniger bestätigen. Zu beachten ist, dass neuere ertragsstarke Prüfsorten hinzugekommen sind, die die Relativzahlen der mehrjährig geprüften Sorten mindern. Mehrjährig betrachtet zählt sie auf Grund ihrer konstanten Leistungen zu den empfohlenen Sorten im A-Segment und zeigt nach wie vor keine gravierenden Schwächen gegenüber Krankheiten. Bei hoher Fallzahl und auch Fallzahlstabilität sind einzig die nur durchschnittlichen RP-Gehalte anzumerken.
LG Initial konnte ihre sehr guten Leistungen aus 2018 auch in diesem Jahr nicht voll bestätigen. Trotz höherer Erträge auf den westlichen Sandstandorten, konnte sie hier mehrjährig nicht überzeugen. Mit Ausnahme dieser Region wird sie ansonsten empfohlen, weil sie standfest ist und gegenüber Mehltau und Gelbrost keine Schwächen zeigt. Aufgrund der guten Fußgesundheit eignet sich die Sorte auch als Stoppelweizen sowie für eine frühe Saat.
Kashmir konnte die guten Vorjahresergebnisse außer in der Marsch und auf den Sandböden Nordhannover weitestgehend bestätigen. Ertraglich konnte sie auf den Sand- und Lehmböden sowie in den Höhenlagen überzeugen. Zu beachten sind die Schwächen im Hinblick auf Lagerneigung sowie die Anfälligkeit gegenüber Gelbrost, Blattseptoria und Halmbruch, sodass sie für diese Anbauregionen nur eine eingeschränkte Empfehlung erhält.
Asory wird dank der Bestätigung der guten Vorjahresleistungen in allen Anbauregionen wieder empfohlen. Mit Ausnahme der Schwäche gegenüber DTR ist sie als blattgesund, fusariumtolerant und winterhart einzustufen. Zu beachten ist die mangelnde Standfestigkeit.
Die frühreife und begrannte Sorte Euclide wird für die Anbauregionen Sandböden Nordwest und den Lehmböden sowie den Höhenlagen aufgrund ihrer Frühreife und guten Winterhärte bei gleichzeitig akzeptablen Erträgen eingeschränkt empfohlen.
Von den beiden zweijährig geprüften Sorten Lemmy und RGT Depot erwies sich letztgenannte in allen Anbauregionen ertragsstärker, aber später abreifend. Sie wird aufgrund ihrer Blattgesundheit und Standfestigkeit empfohlen. Für den Anbau der Sorte Lemmy sprechen trotz schwächerer Erträge vor allem die sehr hohen Rohproteingehalte und die frühe Reife, sodass sie für die Marsch und Sandstandorte sowie für die Lehmböden Südhannover in Frage kommt.
Die Qualitätsgruppe der B-Weizensorten umfasst das größte Sortenspektrum. Auch in diesem Jahr erreichte die hoch gelbrostanfällige Sorte Benchmark sehr konstante und hohe Ertragsleistungen in allen Anbauregionen und auf fast allen Einzelstandorten. Insbesondere die Gelbrostanfälligkeit führt dazu, dass bei Verzicht auf Fungizide starke Ertragsminderungen hingenommen werden müssen. Für einen Anbau ist also der termingenaue Pflanzenschutzeinsatz unabdingbar. Neben Gelbrost ist sie darüber hinaus auch sehr anfällig für Braunrost und Blattseptoria; die unzureichende Winterhärte kommt hinzu. Die Sorte wird daher trotz der Ertragsleistungen nur noch eingeschränkt empfohlen.
Porthus wurde noch in der Marsch und Faustus in den anderen Anbauregionen als frühreife B-Sorte geprüft. Erstgenannte bestätigte dort wieder ihre guten Leistungen. Da die mangelnde Auswinterungsgefahr in der Marsch nicht so entscheidend ist, kann sie dank der Erträge und guter Einstufung gegenüber Gelbrost und Ährenfusarium weiter empfohlen werden. Faustus hingegen konnte ertraglich nicht mehr überzeugen. Sie erhält daher dank der guten Fusariumtoleranz, Frühreife und Standfestigkeit nur noch auf den Sandböden Nordwest sowie den Lehmböden und Höhenlagen eine eingeschränkte Empfehlung. Beide Sorten sind gegenüber Gelbrost unempfindlich, zeigen jedoch größere Schwächen gegenüber Braunrost.
KWS Talent lieferte in diesem Jahr ein sehr starkes Ergebnis und wird dank der mehrjährigen guten Leistungen mit Ausnahme auf den Sandböden Nord empfohlen. Sie besitzt eine sehr gute Winterhärte und ist damit besonders in den Höhenlagen auch für Frühsaaten geeignet. In der Standfestigkeit ist sie noch durchschnittlich eingestuft. Die zunehmende Schwäche gegenüber Gelbrost ist jedoch zu beachten.
Informer hat die hohen Erwartungen, die dank zweier ertragsstarker Jahre aufgebaut wurden und sich in den höchsten Vermehrungszahlen in Niedersachsen widerspiegeln, leider nicht voll erfüllt. Insbesondere auf den Lehmstandorten und in den Höhenlagen wurden nur durchschnittliche Erträge erzielt. Besser sah es in der Marsch und auf den Sandstandorten aus. Dank der mehrjährigen überdurchschnittlichen Leistungen wird sie mit Ausnahme der Sandböden Nordwest klar empfohlen, dort aber noch eingeschränkt. In den Kriterien Standfestigkeit, Winterhärte und Blattgesundheit wird sie sehr gut beurteilt. Durch die nur mittlere Fusariumtoleranz sollte sie nicht unbedingt nach Mais angebaut werden. Praktiker berichten von höheren Anforderungen beim Drusch. Als B-Sorte ist sie im Rohproteingehalt noch vergleichsweise gut eingestuft.
Von den drei zweijährig geprüften Sorten werden LG Vertikal und Campesino für alle Anbauregionen empfohlen, da sie im Mittel der Jahre hohe Erträge erzielen konnten. Zu beachten ist jedoch, dass beide Sorten im Ertrag in den Prüfjahren gegensätzlich reagierten. LG Vertikal erreichte aktuell sehr gute Erträge und konnte sich gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern. Sie ist überdies als standfest und blattgesund zu bezeichnen. Campesino hingegen lieferte 2019 Höchsterträge, die sie zumindest auf den Sandstandorten nicht in dem Maße wiederholen konnte. Neben weiteren frühen Sorten wurde sie an einem nordwestlichen Sandstandort durch Spätfröste beeinträchtigt, sodass die Erträge entsprechend schwächer ausfielen. Zu beachten ist die Zunahme der Empfindlichkeit gegenüber dem Gelbrost. Allerdings ist bemerkenswert, dass an Standorten mit höherem Gelbrostbefall die Ertragsminderungen bei Verzicht auf Fungizidbehandlungen wesentlich geringer ausfielen als es bei anderen gelbrostanfälligen Sorten der Fall war.
Sorten für den Probeanbau
LG Charakter konnte in allen Anbauregionen ertraglich überzeugen und wird in der Marsch und auf den Lehmböden aufgrund der Vorprüfungsergebnisse dort für den Probeanbau empfohlen. Als sehr standfeste Sorte zeigt sie gegenüber Krankheiten keine gravierenden Schwächen. Der in der Empfehlungstabelle in der "Land und Forst" falsch veröffentlichte Rohproteingehalt wurde in diesem Anhang bereits korrigiert.
Im Bereich der B-Sorten wurden insgesamt vier neue Sorten geprüft. In allen Anbaugebieten überzeugte Chevignon mit überdurchschnittlichen Erträgen und bestätigte damit die guten Vorprüfungsergebnisse aus den EU-Prüfungen. Sie wird damit für den Probeanbau empfohlen. Als recht frühe Sorte erwies sie sich als standfest und zeigte gegenüber Krankheiten keine Probleme.
Mit Gentlemen wurde eine sehr gesunde und standfeste neue Sorte geprüft, die ertraglich in der Marsch sowie den Lehm- und Höhenstandorten mittlere Erträge erreichte. Dank der guten Qualitätseigenschaften, der Standfestigkeit, Blattgesundheit und Robustheit gegen Halmbruch wird sie dort eingeschränkt für den Probeanbau empfohlen.
KWS Donovan erreichte auf den Marsch-, Lehm-, und Höhenstandorten hohe Erträge und wird dort ebenfalls für den Probeanbau empfohlen. Zu beachten ist die deutliche Schwäche gegenüber Braunrost. Ansonsten ist sie, vor allem gegenüber Gelbrost, gesund und standfest. Mit Complice wurde eine sehr früh abreifende neue Grannenweizensorte getestet, die vor allem auf den Lehmstandorten Südhannover überzeugen konnte und für den Probeanbau geeignet ist. Bei mittleren Erträgen in der Marsch, den Sand- und leichten Lehmböden wird sie dort als frühreife Sorte eingeschränkt für den Probeanbau empfohlen.
KWS Keitum wurde vom BSA letztlich als C-Sorte eingestuft und konnte im ersten LSV-Jahr ertraglich absolut überzeugen und wird für den Probeanbau generell empfohlen. Als blattgesunde und gegenüber Ährenfusarium gut eingestufte Sorte ist lediglich die Schwäche in der Standfestigkeit zu beachten. Das Manko, als C-Sorte mit 20 kg N/ha in der Praxis gegenüber den B-Sorten weniger auskommen zu müssen, hatte sie im LSV nicht. Dennoch wird sie unter diesen Bedingungen sicherlich auch zu hohen Erträgen in der Lage sein.
Weitere Sorten in den Prüfungen
Erstmalig ist in alllen Anbauregionen mit KWS Emerick eine E-Sorte in allen Anbauregionen geprüft worden. Die diesjährigen Erträge fallen gegenüber den ertragsstärkeren A-Sorten deutlich ab. Bei den derzeitigen überschaubaren Preisaufschlägen für Qualitätsweizen wird der Anbau sich in der Regel nicht unbedingt wirtschaftlich lohnen.
Von den drei neu in den LSV aufgenommenen A-Sorten erreichte die Hybridsorte Hyvega in allen Anbauregionen die höchsten Erträge und zeigte sich zudem als blattgesund; lediglich in der Standfestigkeit zeigt sie Schwächen. Gegenüber den herkömmlichen Sorten reicht der Mehrertrag jedoch nicht aus, um ökonomisch die höheren Aussaatkosten zu kompensieren. Sie stellt nach den diesjährigen Ergebnissen in jedem Falle eine Verbesserung der Hybridsortenleistungen dar.
SU Habanero und muss sich künftig ertraglich steigern, um eine Chance für eine Empfehlung zu erhalten. Die vermehrungsschwache Sorte KWS Fontas lieferte in diesem Jahr unterdurchschnittliche Erträge; sie käme aufgrund ihrer Robustheit gegenüber Gelbrost am ehesten für die Marsch noch in Frage. Als langstrohigste Sorte fiel Argument in den Versuchen auf und konnte vor allem in der Marsch ertraglich überzeugen. Trotz ihrer Pflanzenlänge zeigte sie in der Lagerneigung keine Auffälligkeiten. Gute Einstufungen weist die Sorte bei der Winterhärte und in der Blattgesundheit auf, wobei sie gegenüber Gelbrost zunehmend empfindlicher reagiert. Dank der sehr guten Fusariumtoleranz kommt sie in Maisfruchtfolgen auf den Lehmstandorten Nordwest in Frage, wenn der Wachstumsreglereinsatz berücksichtigt wird.
Kamerad und SU Selke lieferten mehrjährig betrachtet unterdurchschnittliche Erträge, die auch durch andere positive Eigenschaften, wie Gesundheit oder hohe RP-Werte nicht kompensiert werden.
Sortenleistungen in den einzelnen Regionen (Sorteneigenschaften siehe Sortenempfehlungen)
In der Anbauregion Marsch konnten ertraglich die A-Sorten Asory, LG Charakter sowie die Hybridsorte Hyvega überzeugen. Mehrjährig erreichten LG Initial, Asory und RGT Depot gute Leistungen und werden empfohlen. Für eine weitere Empfehlung bei RGT Reform sprechen die nach wie vor insgesamt günstigen Eigenschaften bei eher durchschnittlichen Erträgen. Lemmy wird aufgrund der Frühreife sowie die hohen RP-Gehalte eingeschränkt empfohlen. LG Charakter kommt für einen Probeanbau in Frage. Von den drei- und mehrjährig geprüften B-Sorten empfehlen sich KWS Talent, Informer und Porthus sowie eingeschränkt die krankheitsanfällige Sorte Benchmark. Die beiden zweijährig geprüften Sorten LG Vertikal und Campesino überzeugten mehrjährig und werden empfohlen. Erstgenannte erreichte im aktuellen Jahr und Campesino im Vorjahr Höchsterträge. Für den Probeanbau kommen KWS Donovan, Chevignon sowie die C-Sorte KWS Keitum in Frage. Complice wird aufgrund ihrer Frühreife als Grannensorte und Gentlemen dank der allgemeinen Robustheit eingeschränkt empfohlen.
Auf den Sandböden Nordwest überzeugte bei den A-Sorten vor allem Asory mit gleichmäßig hohen Erträgen, ebenso die langjährig geprüfte Sorte RGT Reform. Von den zweijährigen Sorten zeigte RGT Depot gute Leistungen und werden mit den zuvor genannten Sorten empfohlen. Aufgrund ihrer Frühreife werden Euclide und Lemmy eingeschränkt ebenfalls empfohlen. Eingeschränkt empfohlen wird die krankheitsanfällige Sorte Kaschmir da sie gute Erträge erzielte. Die sehr hohen Erträge der Hybridsorte Hyvega sollten im kommenden Jahr für eine mögliche Empfehlung bestätigt werden.
Folgende B-Sorten erreichten insgesamt mehrjährig die höchsten Erträge: Benchmark, KWS Talent, Campesino und LG Vertkal. Die frühreife Sorte Faustus sowie die blattgesunde und standfeste Sorte Informer werden wie auch die die krankheitsanfällige Sorte Benchmark eingeschränkt empfohlen. Für den Probeanbau kommen Chevignon und die C-Sorte KWS Keitum sowie eingeschränkt die frühreife Sorte Complice in Frage.
In dieser durch Veredlung dominierten Region spielt der Anbau fusariumresistenter Sorten eine entscheidende Rolle, da der Weizen vorwiegend in der Fütterung eingesetzt wird. Daher sind vor allem Sorten mit sehr guter Einstufung gegenüber Ährenfusarium wichtig. Ohne ertraglich voll zu überzeugen, könnten daher Sorten wie Argument bzw. die nicht mehr geprüfte Sorte LG Imposanto noch für den Einsatz in der tierischen Veredlung in Frage kommen.
Zunehmend setzen auch in dieser Region die Landwirte auf unempfindliche Sorten, die winterhart sind und mit geringerem Pflanzenschutzaufwand sichere Erträge erzielen.
In der Region Sandböden Nordhannover erreichten die A-Sorten Asory, RGT Depot, RGT Reform und LG Initial mehrjährig die besten Erträge und sind für den Anbau zu empfehlen. Kashmir erhält wegen der Krankheitsanfälligkeit und mittleren Ertragsleistung nur eine eingeschränkte Empfehlung, während diese bei Lemmy trotz schwächerer Erträge auf ihrer Frühreife beruht. Folgende mehrjährig geprüfte Sorten aus der Qualitätsgruppe B überzeugten im Ertrag und werden empfohlen: Informer, Campesino, LG Vertical und Benchmark (eingeschränkt). Für Faustus gelten die gleichen Argumente wie bei Lemmy. Für den Probeanbau kommen Chevignon und KWS Keitum (C) dank hoher bis sehr hoher Erträge in Frage. Complice wird wie die anderen frühreifen Sorten ebenfalls eingeschränkt empfohlen.
Auf den Lehmstandorten Nordwest erreichten von den A-Sorten Kashmir, Asory, RGT Depot und LG Initial die besten Erträge und werden empfohlen. RGT Reform ist trotz der etwas schwächeren Erträge aufgrund ihrer sonstigen positiven Eigenschaften empfohlen, das gleiche gilt für die frühreife Sorte Euclide. Für den Probeanbau bietet sich LG Charakter an.
Bei den B-Sorten konnten die Sorten Campesino, LG Vertikal, Benchmark, KWS Talent und Informer im aktuellen Jahr sowie mehrjährig durch konstante Leistungen überzeugen und sind mit Ausnahme von Benchmark uneingeschränkt empfohlen. Als frühreife Sorte wird Faustus eingeschränkt empfohlen. Von den neuen Sorten kommen KWS Donovan und Chevignon sowie die C-Sorte KWS Keitum für den Probeanbau in Frage, bei der frühreifen Sorte Complice sowie bei Gentlemen erfolgt wegen schwächerer Erträge eine Einschränkung.
In der Standortgruppe der Lehmböden Südhannover werden neben den A-, B-, und C-Sorten auch die E-Sorten mitgeprüft. An drei Standorten wird das Prüfsortiment sowohl nach Blattvorfrucht als auch als Stoppelweizen parallel getestet. Die Erträge der E-Sorten werden in den Tabellen mit dargestellt. Eine Kommentierung dieser Sorten erfolgt jedoch in der Veröffentlichung zu den Qualitätsuntersuchungen.
Im Bereich der A-Sorten überzeugten von den mehrjährig geprüften Sorten Asory, Kashmir, RGT Depot und LG Initial. Neben diesen Sorten ist weiterhin RGT Reform dank der insgesamt günstigen Eigenschaften anbauwürdig. Aufgrund der Frühreife werden Lemmy und die Grannenweizensorte Euclide für den Frühdrusch empfohlen. LG Charakter kommt für den Probeanbau in Frage.
Benchmark, LG Vertikal, Campesino, KWS Talent und Informer lieferten von den B-Sorten die höchsten Erträge und sind empfohlen, wobei die beschriebenen Schwächen bei Benchmark eine eingeschränkte Empfehlung bewirken. Als frühreife Sorte bietet sich nach wie vor Faustus eingeschränkt an. Für den Probeanbau kommen KWS Donovan, Complice und Chevignon sowie die C-Sorte KWS Keitum in Frage. Dank der sehr guten agronomischen Merkmale erhält auch Gentlemen bei mittleren Erträgen eine eingeschränkte Probeanbauempfehlung.
In den Höhenlagen Mitte/West erreichten Asory, RGT Depot, Kashmir und LG Initial mehrjährig die besten Leistungen, die mit Ausnahme von der krankheitsanfälligen Sorte Kashmir eine uneingeschränkte Anbauempfehlung erhalten. RGT Reform wird auf Grund der weiteren positiven Eigenschaften, insbesondere der Winterhärte, unter Berücksichtigung schwächerer Erträge eingeschränkt empfohlen, bei Euclide kommt die Frühreife hinzu.
Aus dem B-Bereich erzielten Campesino, LG Vertikal, Informer und KWS Talent mehrjährig die höchsten Leistungen. Mit Ausnahme von Informer wurden die Vorjahresergebnisse alle bestätigt. Als sehr winterharte, standfeste und blattgesunde Sorte kann sie jedoch auch uneingeschränkt empfohlen werden. KWS Talent zeigte ebenfalls gute aktuelle und mehrjährige Ergebnisse und ist dank der Winterhärte bei mittlerer Krankheitsanfälligkeit ebenfalls zu empfehlen. Auch Benchmark überzeugte im Ertrag wieder, erhält aufgrund der erhöhten Auswinterungsgefahr und der Krankheitsanfälligkeit nur eine eingeschränkte Empfehlung. Die ertragsstarken Sorten Campesino und LG Vertikal können hinsichtlich der Winterhärte noch nicht verlässlich eingestuft werden. Neben Euclide bietet sich Faustus als frühreife B-Sorte mit mittlerer Winterhärte eingeschränkt an. Für den Probeanbau empfehlen sich KWS Donovan und die frühreife Sorte Chevignon sowie die ertragsstärkste C-Sorte KWS Keitum, eingeschränkt auch Gentlemen.
Zusammenfassung
Auch in diesem Jahr wurden wieder zahlreiche ertragsbetonte neue Sorten in die Prüfungen aufgenommen. Es zeigte sich jedoch, dass insbesondere bei den Rostanfälligkeiten vermeintlich gesunde Sorten schnell deutliche Schwächen aufweisen können. Von daher sind die Sorten während der Vegetation trotz der Vorjahresbeurteilungen zeitnah zu kontrollieren.
Spannend wird es sein, ob sich die Umsetzung der neuen Düngeverordnung auch auf die Sortenentscheidungen auswirkt. Inwiefern möglicherweise E-Sorten im Anbau zunehmen, wird sicherlich einerseits durch die künftige Preisgestaltung bei Qualitätsweizen und andererseits durch die Nichterfüllung geforderter Rohproteinwerte beeinflusst werden.
Generell wird der Rohproteingehalt des Weizens bei der Vermarktung möglicherweise wieder stärker in die Sortenwahl einfließen, obwohl für die offizielle Qualitätseinstufung beim Bundessortenamt dieses Kriterium nicht mehr herangezogen wird.
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