Landessortenversuche 2020: Ackerbohnen und Futtererbsen
Das Bestreben, auch im konventionellen Anbau die vielfach bestehenden engen Getreidefruchtfolgen beispielsweise durch Leguminosen zu erweitern, wird aus wirtschaftlichen Gründen noch nicht im gewünschtem Maße umgesetzt. Erkennbar wird es an den im Prinzip stagnierenden Anbauzahlen von Ackerbohnen und Futtererbsen in den letzten Jahren in Niedersachsen.
Die Anbaubedeutung von Leguminosen ist in Niedersachsen noch recht begrenzt. Die Flächenanteile, die mit Ackerbohnen und Futtererbsen bestellt werden, sind in den letzten fünf Jahren aber relativ stabil geblieben. Die stärkeren Schwankungen bei den Ackerbohnen ließen sich teilweise darauf zurückführen, dass sie als Ersatz für aufgrund schwieriger Witterungsverhältnisse nicht bestellte Winterungen angebaut wurden. Die Anbauzahlen von knapp 6.000 ha im Jahr 2020 deuten jedoch vielleicht eine Konsolidierung auf diesem Niveau an. Verbesserte Vermarktungsmöglichkeiten und die zunehmende Umsetzung, durch Wintergetreide dominierte Fruchtfolgen u. a. durch Leguminosen aufzulockern, nimmt vor allem in den Marschregionen zu. Bei den Futtererbsen hingegen, die vorwiegend auf den leichteren Standorten angebaut werden, verharren die Anbauzahlen auf einem Niveau von ca. 2.000 ha. Die Durchschnittserträge erhöhten sich gegenüber den beiden Trockenjahren um etwa 5 dt/ha auf 41,4 (Erbsen) bzw. 45,6 (Bohnen) dt/ha; hierbei gab es allerdings deutliche regionale Unterschiede, die vor allem durch die Wasserversorgung des jeweiligen Standortes bestimmt wurden.
Witterung/Wachstumsverlauf/Krankheiten
Die Anbaubedingungen waren 2020 zunächst durch hohe Niederschlagsmengen besonders im Februar geprägt, sodass die Bodenbearbeitung und die Aussaat der Bohnen und Erbsen relativ spät erfolgte. Die Bestände liefen zum Teil zögerlich auf, da der April recht kühl war. Es folgten Trockenheit und hohe Tagestemperaturen, besonders in der Marschregion traten allerdings auch bis Ende Mai noch Nachttemperaturen um 0 °C auf. Am Standort Scharnhorst wurden wegen der anhaltenden Trockenheit sowohl die Ackerbohnen als auch die Futtererbsen mehrmals beregnet, was sich gegenüber dem Standort Astrup mit deutlich höheren Erträgen positiv bemerkbar machte. Erst im Juni fielen wieder ausreichende Niederschläge, die den Kulturen noch zu Gute kamen. Die Bestände konnten sich wieder erholen, es setzte aber teilweise auch eine Nachblüte ein und die Ernte musste oftmals bei noch nicht voll abgereiften Beständen erfolgen, da sich bereits Hülsen öffneten. An den meisten Standorten wurden Insektizidbehandlungen gegen Blattläuse durchgeführt, um eine Virusübertragung zu verhindern. In der Marschregion kam es zu Befall mit Braunrost in den Ackerbohnen, der teilweise stark ausfiel. Am Standort Scharnhorst wurde ein leichter Braunrostbefall durch Botrytis überlagert, die zum Teil auch die Hülsen befiel. Da die Versuche nicht mit Fungiziden behandelt wurden, lagen die Praxiserträge in der Marschregion teilweise deutlich höher als am LSV Standort Otterndorf mit 42 dt/ha.
Allgemeine Anbauhinweise
Der Anbau von Ackerbohnen findet vornehmlich auf tiefgründigen, wassernachliefernden Böden mit hoher Speicher- und Pufferkapazität statt. Wegen ihres hohen Wasserbedarfs sollte die Aussaat möglichst früh (ab Ende Februar), wenn die Flächen ausreichend abgetrocknet und bestellbar sind, mit einer Saatstärke von 35 - 45 Körnern/m² und einer Saattiefe von 6 - 8 cm (schwere Böden) bzw. 8 - 10 cm (leichtere Böden) erfolgen. Durch die tiefere Ablage der Körner wird die Standfestigkeit der Ackerbohne verbessert, Einzelkornsaat ist von Vorteil. Bei späterer Aussaat fördern Tageslänge und Temperatur das vegetative Wachstum im Vergleich zur Hülsen- und Samenbildung. Dies kann dann nicht durch höhere Saatmengen ausgeglichen werden. Die Pflanzen haben in früh ausgesäten Beständen aufgrund der geringeren Wuchshöhen i. d. R. eine bessere Standfestigkeit.
Anbaupausen von 4 - 5 Jahren sollten eingehalten werden. Ackerbohnen benötigen ausreichende Sommerniederschläge, bei Trockenheit kann es zu Blütenabwurf kommen.
Für Futtererbsen sind auch leichtere oder flachgründigere Böden ohne Strukturschäden und Standorte mit Sommertrockenheit geeignet. Zur Keimung und während der Blüte muss aber ausreichend Wasser zur Verfügung stehen. Bei Futtererbsen ist eine Anbaupause von mindestens 6 - 7 Jahren einzuhalten. Die Aussaat mit einer Stärke von 60 - 70 Körnern/m² in Drillsaat erfolgt ab Mitte März bis Mitte April in abgetrocknete Böden 3 - 4 cm tief. Ein zu feines Saatbett birgt die Gefahr der Verschlämmung. In jedem Fall ist zu beachten, dass die Flächen möglichst eben und auf der Oberfläche steinfrei sind, um den Drusch bei tief abgesenktem Schneidwerk zu erleichtern.
In Fruchtfolgen mit Leguminosenanbau muss darauf geachtet werden, dass eingesetzte Zwischenfruchtmischungen keine Leguminosen enthalten, damit die Anbaupausen auch entsprechend eingehalten werden können.
pH-Wert beachten
Sowohl Ackerbohnen als auch Erbsen reagieren auf nicht angepasste pH-Werte mit Ertragseinbußen, da die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien der Leguminosen dann eingeschränkt ist. Bei pH-Werten unter 6,3 (lehmige, tonige Böden) bzw. 5,8 (sandige Böden) sollten auf jeden Fall vor der Aussaat entsprechende Kalkmengen ausgebracht und eingearbeitet werden.
Ergebnisse der Sortenversuche
Ackerbohnen
Im Prüfsortiment des Landessortenversuches (LSV) Ackerbohnen befanden sich zehn Sorten. Fuego, Fanfare, Taifun und Tiffany wurden weitergeprüft. Für Trumpet war 2020 das dritte Prüfjahr, Macho und Bianca standen zweijährig im Sortiment. Neu aufgenommen wurden die drei Sorten Allison (vicinarm), Stella und Daisy.
Die Prüfungen fanden in der Küstenregion am niedersächsischen Standort Otterndorf (LK CUX) sowie in Schleswig-Holstein in Kastorf, Hohenlieth, Bovenau, Lindenhof, Futterkamp und Loit statt. Hier wurden im Schnitt 61,0 dt/ha bei einer deutlichen Spanne von 42,1 bis 84,0 dt/ha geerntet. Das Ertragsniveau ist nach den zwei schwachen Jahren 2018 und 2019 wieder angestiegen, konnte aber die hohen Werte von 2016 und 2017 nicht erreichen.
Im dritten Prüfjahr erzielte Trumpet mit rel. 104 bei den drei- und mehrjährig geprüften Sorten den höchsten Ertrag, die Sorte konnte ihr überdurchschnittliches Ertragsniveau halten. Macho lieferte nach rel. 111 im Vorjahr mit rel. 106 den höchsten Ertrag in dieser Standortgruppe. Bei den langjährig geprüften Sorten erreichte Fuego den Durchschnitt, während die übrigen Kandidaten ertraglich etwas abfielen. Die drei Neuzugänge konnten mit überdurchschnittlichen Erträgen überzeugen, Stella führte hier das Feld mit rel. 103 an, gefolgt von Allison und Daisy mit jeweils rel. 101. Mehrjährig verrechnet erreichte Macho mit rel. 105 den höchsten Ertrag, gefolgt von Trumpet mit rel. 101. Es folgen die mehrjährig geprüften Sorten Fanfare und Fuego mit knapp unterdurchschnittlichen Erträgen. Dank der Vorprüfungsergebnisse aus den Vorjahren konnte von den neuen Kandidaten Stella mehrjährig verrechnet ihren Ertrag auf rel. 104 steigern, Daisy auf rel. 102. Lediglich Allison fiel bei dieser Betrachtung auf rel. 98 ab.
Für die Küstenregion erhalten Macho, Fuego, Fanfare und Trumpet eine Anbauempfehlung, die vicinarme Sorte Tiffany bekommt trotz geringerer Erträge wegen ihrer sonstigen guten Eigenschaften eine eingeschränkte Empfehlung. Macho und Fuego zeichnen sich durch ihr hohes TKG aus, das bei der Vermarktung vorteilhaft sein kann. Dies trifft auch auf Stella zu, die wie Daisy für den Probeanbau empfohlen wird.
Die Standortgruppe der Lehmböden West umfasste die niedersächsischen Standorte Astrup (LK OS), Höckelheim (LK NOM) und Scharnhorst (Bundessortenamt, LK H) sowie Haus Düsse, Kerpen-Buir und Klein-Altendorf in Nordrhein-Westfalen und das hessische Fritzlar. In dieser Gruppe betrug der Durchschnittsertrag 55,8 dt/ha bei einer Spanne von 42,7 bis 63,8 dt/ha. Auch hier war nach zwei ertragsschwachen Jahren wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Der mittlere Ertrag auf niedersächsischen Praxisflächen wird vom Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) für 2020 mit 45,6 dt/ha angegeben, er liegt wie bei den Futtererbsen deutlich unter dem Schnitt der Versuchsergebnisse.
In dieser Standortgruppe erzielten Macho mit rel. 105 und Trumpet mit rel. 103 die höchsten Erträge. Tiffany schnitt ertraglich mit rel. 101 besser ab als in der Küstenregion, Fuego hingegen mit rel. 94 schlechter. Die neuen Sorten Stella und Daisy zeigten ein ähnlich hohes Ertragsniveau wie an den Küstenstandorten, Allison hingegen blieb leicht unterdurchschnittlich.
Die mehrjährige Verrechnung weist an den Lehmstandorten Stella und Macho (rel. 105) als ertragsstärkste Sorten aus. Es folgen Trumpet und Daisy mit rel. 103.
Eine Empfehlung für diese Anbauregion erhalten Macho und Trumpet sowie mit leicht unterdurchschnittlichen Erträgen Tiffany und Fanfare. Fuego konnte sich hier mit rel. 96 nicht so gut präsentieren, erhält aber wegen ihres hohen TKG und ihrer Standfestigkeit eine eingeschränkte Empfehlung. Für den Probeanbau empfehlen sich auch hier Stella und Daisy.
Eine Sonderstellung nimmt die Sorte Bianca ein. Sie kann ertraglich nicht überzeugen, punktet aber damit, dass sie als einzige Sorte sowohl tanninfrei als auch vicin- und convicinarm ist. Die schwachen Erträge 2020 sind teilweise darin begründet, dass die Saatgutqualität schlecht war und von daher eine zu geringe Pflanzenzahl vorhanden war.
Anbauempfehlung Ackerbohnen
In der für den Ackerbohnenanbau günstigen Küstenregion werden nach wie vor die etablierten Sorten Fanfare und Fuego sowie von den neueren Kandidaten die ertragsstärkeren Sorten Trumpet und Macho empfohlen. Tiffany fiel ertraglich etwas ab und wird daher nur noch eingeschränkt empfohlen. Alle genannten Sorten überzeugen durch eine gute bis sehr gute Standfestigkeit und Robustheit gegenüber Botrytis. Schwächen gegenüber Rost zeigten hingegen Trumpet und die tanninfreie Sorte Taifun. Für den Probeanbau bieten sich Stella und Daisy an.
Für die Lehmböden werden die auch dort ertragsstärksten Sorten Trumpet und Macho empfohlen, ebenso Fanfare und Tiffany. Trotz der nur durchschnittlichen Erträge erhält Fuego wegen des hohen TKG, des guten Rohproteinertrages und der geringen Lagerneigung eine eingeschränkte Empfehlung. Für den Probeanbau eignen sich auch hier Stella und Daisy.
Als Futtermittel in der Schweinemast sind Ackerbohnen ohne zusätzliche Behandlungen nur geeignet, wenn tanninfreie Sorten eingesetzt werden. Taifun ist hier ertragsstärker als die tanninfreie und vicin- und convicinarme Bianca. Die vicin- und convicinarmen Sorten Tiffany und die neue Sorte Allison eignen sich für die Fütterung von Geflügel. Sind für die Nutzung der Ackerbohnen Tanninfreiheit und geringer Vicin- und Convicingehalt erforderlich, steht die nur in geringem Umfang vermehrte Sorte Bianca möglicherweise zur Verfügung.
Futtererbsen
Im Jahr 2020 wurden im LSV Futtererbsen 7 Sorten geprüft. Beibehalten wurden die Sorten Respect, Astronaute, Salamanca, Alvesta und LG Amigo. LG Ajax stand im dritten Prüfjahr. Neu ins Sortiment aufgenommen wurde die vom Bundessortenamt im Winter zugelassene Sorte Orchestra.
In der Standortgruppe Marsch, Geest, Hügelland Nord war nur der Versuch am Standort Lundsgaard in Schleswig-Holstein auswertbar, LG Amigo wurde hier nicht mitgeprüft. Die Aussagekraft des Jahresergebnisses ist für 2020 mit einem Standort also nur bedingt gegeben. Für eine Sortenbeurteilung sollten daher die mehrjährigen Verrechnungen herangezogen werden.
LG Ajax, Astronaute und Salamanca erzielten mit rel. 101 bei den mehrjährig geprüften Sorten die besten Ergebnisse. Vor allem Astronaute zeichnete sich über die Versuchsjahre mit konstant überdurchschnittlichen Erträgen aus, während Salamanca Ertragsschwankungen aufwies. LG Ajax zeigte einen leichten Abwärtstrend. Die Sorte Respect überzeugte ertraglich nicht, sie wies jedoch wie immer eine gute Standfestigkeit auf. Die neu geprüfte Sorte Orchestra erzielte unter Einbeziehung der Vorprüfungsergebnisse mehrjährig verrechnet mit relativ 104 den höchsten Ertrag in der Standortgruppe. Darüber hinaus machte sie durch ein hohes TKG und einen hohen Rohproteinertrag auf sich aufmerksam.
Aufgrund ihrer Ertagsleistung werden Astronaute, LG Ajax und Salamanca für den Anbau empfohlen. Respect erhält aufgrund ihrer sehr guten Standfestigkeit eine eingeschränkte Empfehlung, Orchestra empfiehlt sich für den Probeanbau.
Für die Sand- und Lehmböden Nordwest wurde die Prüfung in Niedersachsen in Höckelheim (LK NOM), Astrup (LK OS) und an der Prüfstelle des Bundessortenamtes in Scharnhorst (LK H) angelegt, in Nordrhein-Westfalen an den Standorten Klein-Altenburg, Haus Düsse und Kerpen-Buir. Der Durchschnittsertrag betrug auf den Sand- und Lehmböden 51,3 dt/ha bei einer recht großen Spanne von 41,9 bis 63,8 dt/ha und lag damit deutlich über den Angaben des LSN zum diesjährigen Durchschnittsertrag in Niedersachsen (41,4 dt/ha). Die trockenheitsbedingten schwachen Erträge in den Versuchen dieser Standortgruppe im Jahr 2019 wurden erfreulicherweise wieder aufgeholt. Der Standort Höckelheim konnte wegen zu hoher Grenzdifferenz leider nicht mit in die Auswertung einfließen.
Auf den Sand- und Lehmböden lieferte bei den mehrjährig geprüften Sorten Astronaute mit rel. 108 im vierten Jahr in Folge die besten Erträge, die übrigen Sorten blieben deutlich unter dem Durchschnitt. Die neue Sorte Orchestra erreichte in dieser Standortgruppe mit rel. 114 mit Abstand die höchsten Erträge. Die einjährigen Ergebnisse spiegeln sich in der mehrjährigen Verrechnung wider. Astronaute erreichte mit rel. 105 bei den mehrjährig geprüften Sorten den höchsten Ertrag. Salamanca (rel. 98) und Respect (rel. 94) erzielten unterdurchschnittliche Erträge, zeichneten sich aber durch eine gute Pflanzenlänge und entsprechende Standfestigkeit aus. Ertraglich und qualitativ überzeugen konnte in jedem Fall die neue Sorte Orchestra.
Astronaute erhält eine Anbauempfehlung für die Sand- und Lehmstandorte, Orchestra bietet sich auch hier für den Probeanbau an. Wegen ihrer guten agronomischen Eigenschaften sind Salamanca und Respect eingeschränkt empfohlen.
Standfestigkeit
Für eine möglichst problemlose Ernte sind Futtererbsensorten mit langem Stroh und geringer Neigung zu Lager vorteilhafter als kurze oder lageranfällige Sorten, bei denen in schwierigen Anbaujahren Ernteverluste bis hin zu Totalausfällen auftreten können. Hinsichtlich dieser Eigenschaften fällt besonders die Sorte Respekt positiv auf, aber auch Salamanca sowie Astronaute, LG Ajax und Orchestra sind langstrohig und haben eine geringe Lagerneigung.
Anbauempfehlung Futtererbsen
Für den Anbau wird für beide Standortgruppen die Sorte Astronaute aufgrund überdurchschnittlicher Erträge bei gleichzeitig sicherer Standfestigkeit empfohlen. Die ebenfalls standfeste Sorte Salamanca überzeugte ertraglich vor allem auf den Marschstandorten und wird dort empfohlen, auf den Sand- und Lehmstandorten bedingt durch schwächere Erträge nur eingeschränkt. Trotz unterdurchschnittlicher Erträge erhält Respect wegen ihrer oben genannten sehr guten Standfestigkeit eine eingeschränkte Empfehlung. Für die Marschstandorte wird ebenfalls LG Ajax empfohlen, da sich die Sorte dort ertraglich stärker zeigte als auf den Sand- und Lehmböden, außerdem zeichnete sie sich durch einen hohen Rohproteingehalt und eine geringe Lagerneigung aus. Mit besten Erträgen und hoher Standfestigkeit bietet sich die neue Sorte Orchestra klar für den Probeanbau an.
Ausblick
Ackerbohnen und Futtererbsen bieten bei der Einbindung in bestehende enge Fruchtfolgen zahlreiche Vorteile. So kann das Auftreten von Schadorganismen reduziert und die Wirksamkeit der Unkrautbekämpfung durch Wechsel zwischen Sommerung und Winterung sowie Blatt- und Halmfrüchten verbessert werden. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist ihre Fähigkeit, Stickstoff durch die Knöllchenbakterien an ihrem Wurzelsystem zu binden. Dadurch haben sie selbst i. d. R. keinen N-Düngebedarf, tragen aber zur Stickstoffversorgung der Folgefrucht bei und senken damit die Düngerkosten. Die positive Wirkung auf die Bodenstruktur ist ebenfalls hervorzuheben.
Leguminosen aus heimischem Anbau liefern gentechnikfreies Eiweiß für Futtermittel und für die menschliche Ernährung, das zunehmend nachgefragt wird. Darüber hinaus bestehen Einsatzmöglichkeiten von Stärke und Fasern aus Erbsen und Bohnen in der Lebensmittelherstellung, sie stellen ein Potenzial für den Absatz entsprechender Rohstoffe dar. Die Schwierigkeit besteht allerdings nach wie vor darin, die Ansprüche der verarbeitenden Industrie hinsichtlich der Rohstoffmengen und deren Qualität mit den Ansprüchen der Landwirte an eine angemessene Bezahlung in Einklang zu bringen. Hier müssen Wege gefunden werden, die Nachfrage und das Angebot aufeinander abzustimmen. Für die Landwirte, die Bohnen und Erbsen nicht im eigenen Betrieb verwerten, ist es ratsam, sich schon in der Anbauplanung um Absatzwege zu kümmern und gegebenenfalls Anbauverträge abzuschließen. Die Bildung von Anbaugemeinschaften kann im Hinblick auf den Absatz an Verarbeiter Vorteile bieten.
In einigen Bundesländern - leider nicht in Niedersachsen - gibt es Programme, die den Anbau von Ackerbohnen und Körnererbsen fördern, z. B. in Nordrhein-Westfalen das Programm „Vielfältige Kulturen im Ackerbau". Durch solche Fördermaßnahmen kann der Start für die Bildung von Vermarktungsstrukturen erleichtert werden. Ein wirtschaftlicher Anbau von Ackerbohnen und Futtererbsen muss aber auch ohne Förderung möglich sein können, um diese Kulturen fest in den Fruchtfolgen zu etablieren. Die positiven Fruchtfolgewirkungen sind dabei in jedem Fall mit in die Waagschale zu werfen.
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