Landessortenversuche 2024: Ackerbohnen und Körnererbsen
Ackerbohnen und Körnererbsen steigerten sich 2024 im Anbauumfang und bei den Erträgen. Die hohe Schwankungsbreite bei den Erträgen zeigten allerdings auch, dass das Leistungspotenzial häufig nicht ausgeschöpft werden konnte. Eine steigende Angebotsnachfrage könnte den Anbau beider Kulturen weiter nach vorne bringen.
Der Anbau von Körnerleguminosen nimmt in Niedersachsen weiterhin zu, auch wenn die Anbaufläche sich insgesamt noch auf einem eher niedrigen Niveau bewegt. Ackerbohnen und Körnererbsen haben hier mit Abstand die größten Flächenanteile. Die Ackerbohnen legten laut Angaben des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) nach einem Rückgang 2023 wieder um ca. 9 % auf rund 8.000 ha zu. Die Erbsenfläche erhöhte sich in den letzten Jahren mit zweistelligen Steigerungsraten, 2024 ist sie gegenüber dem Vorjahr deutlich um ca. 48 % auf nunmehr ca. 6.100 ha angestiegen. Entgegen dem bundesweiten Trend haben Ackerbohnen in Niedersachsen nach wie vor die größere Anbaubedeutung, der Unterschied zwischen den beiden Kulturen verringert sich jedoch zunehmend. Die Tatsache, dass die Anbauflächen ausgedehnt werden, deutet auf eine Verbesserung bei den Absatzmöglichkeiten hin. Spannend wird in den nächsten Jahren sein, wie sich der Vertragsanbau speziell im Bereich Körnererbsen entwickeln wird, da die Nordzucker AG ein Verarbeitungswerk zur Proteinproduktion im Raum Hannover aufbaut und für 2025 bereits erste Verträge angeboten und unterzeichnet wurden. Somit wird künftig neben der Emsland Group ein zweites namhaftes Unternehmen in den Körnererbsenvertragsanbau einsteigen und einen zunehmenden niedersächsischen Anbau ermöglichen.
Witterung/Wachstumsverlauf/Krankheiten
Der nasse Herbst und Winter 2023/24 füllten die Wasservorräte im Boden wieder sehr gut auf. Zur Aussaat der Ackerbohnen und Körnererbsen im März waren die Böden häufig noch nicht ausreichend abgetrocknet. Die zahlreichen Niederschläge im Frühjahr machten es aber zum Teil erforderlich, auch unter nicht idealen Bedingungen bzw. erst später auszudrillen. Am LSV-Standort Otterndorf musste beispielsweise der LSV Ackerbohnen Anfang Mai auf einer anderen Fläche neu angelegt werden, da die erste Aussaat wegen nicht hinreichend tiefer Ablage des Saatgutes durch Krähenfraß geschädigt wurde.
Eine Frühsommertrockenheit wie in einigen Vorjahren trat 2024 nicht auf, die Wasserversorgung durch Niederschläge war in der Regel gut, lediglich am Standort des Bundessortenamtes Scharnhorst wurden beide Versuche im Mai einmal beregnet. An einigen Standorten zeigte sich verstärkt Rostbefall an den Ackerbohnen, auch Botrytis trat auf. Insbesondere in den Marschregionen ist häufig mit Rostbefall zu rechnen, der sich auch sehr deutlich in der Ertragsleistung widerspiegelt. Bei den Körnererbsen trat zum Teil echter Mehltau auf, zur Ernte auch Lager.
Die Durchschnittserträge haben sich in der Praxis nach den Prognosen des LSN für 2024 gegenüber dem Vorjahr wieder verbessert, sie betragen nach den letzten Schätzungen 37,3 dt/ha bei den Ackerbohnen und 31,3 dt/ha bei den Körnererbsen. Das Ertragspotenzial der beiden Kulturen ist damit jedoch bei weitem nicht ausgeschöpft. Die Spannweite der Ertragsleistungen im Landessortenversuch zeigte große Unterschiede zwischen den Einzelorten.
Allgemeine Anbauhinweise
Ackerbohnen benötigen für einen erfolgreichen Anbau tiefgründige, wassernachliefernde Böden mit hoher Speicher- und Pufferkapazität. Wegen ihres hohen Wasserbedarfs sollte die Aussaat möglichst früh (ab Ende Februar), wenn die Flächen ausreichend abgetrocknet und bestellbar sind, mit einer Saatstärke von 35 - 45 Körnern/m² und einer Saattiefe von 6 - 8 cm (schwere Böden) bzw. 8 - 10 cm (leichtere Böden) erfolgen. Durch die tiefere Ablage der Körner wird die Saat besser vor Vogelfraß geschützt, zudem wird die Standfestigkeit der Ackerbohnen verbessert. Die Ablagetiefe trägt auch dazu bei, den hohen Keimwasserbedarf besser abzusichern, auf guten Bodenanschluss ist zu achten. Einzelkornsaat ist hierbei oft von Vorteil. Generell gilt aber, dass die Aussaat nicht in zu nassen Boden erfolgen darf. Das Saatbett sollte feinkrümelig sein, Verdichtungen und Schmierschichten sind zu vermeiden. Auch hier gilt gutes Saatbett geht vor Saatzeit. Bei späten Aussaatterminen können die Tageslänge und höhere Temperaturen das vegetative Wachstum fördern und dadurch die Standfestigkeit beeinträchtigen, ebenso die Blüten- und Hülsenbildung. Höhere Aussaatstärken können dies nicht ausgleichen, die Pflanzen werden dann eher zu lang und lageranfälliger. Anbaupausen von mindestens vier Jahren sollten eingehalten werden. Die Wasserversorgung der Ackerbohnen ist besonders während der Blütezeit, der Hülsenbildung und in der Kornfüllungsphase wichtig, reicht sie nicht aus, werden Blüten abgeworfen und dementsprechend weniger Hülsen angesetzt.
Körnererbsen sind hinsichtlich der Standortbedingungen weniger anspruchsvoll, sie eignen sich für leichtere oder flachgründigere Böden ohne Strukturschäden; auch Standorte mit Sommertrockenheit sind für den Anbau noch eher geeignet. Zur Keimung und während der Blüte und Hülsenanlage muss aber ausreichend Wasser zur Verfügung stehen. Bei Körnererbsen sind Anbaupausen von mindestens 6, besser aber 8 - 10 Jahren ratsam. Die Aussaat erfolgt in Drillsaat mit einer Stärke von 70 - 80 Körnern/m² ab Mitte März bis Mitte April in abgetrocknete Böden 3 - 6 cm tief. Auch hier muss der Bodenanschluss die ausreichende Bodenfeuchte für die Keimung gewährleisten. Bei einem zu feinen Saatbett besteht die Gefahr der Verschlämmung. Die Anbaufläche sollte für den Drusch bei tief abgesenktem Schneidwerk möglichst eben und auf der Oberfläche steinfrei sein.
In beiden Kulturen ist das Striegeln und Hacken zur Beikrautregulierung möglich, hierfür müssen die Reihenabstände der verfügbaren Technik angepasst werden. Während Ackerbohnen auch bis zu einer Reihenweite von ca. 45 cm, dann in Einzelkornsaat, bestellt werden können, sollte sie bei den Körnererbsen auf ca. 25 cm begrenzt sein. Mit Getreidehacktechnik ist das Hacken dann zumindest in der Jugendphase bis zur Verrankung der Pflanzen auch noch durchführbar.
Zwischenfruchtmischungen in Fruchtfolgen mit Leguminosenanbau sollten in jedem Fall keine Leguminosen enthalten, damit die Anbaupausen auch entsprechend eingehalten werden können.
pH-Wert beachten
Ackerbohnen und Körnererbsen reagieren auf nicht angepasste pH-Werte mit Ertragseinbußen, da die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien an den Leguminosenwurzeln dann eingeschränkt ist. Liegt der pH-Wert unter 6,3 (lehmige, tonige Böden) bzw. 5,8 (sandige Böden) sollten vor der Aussaat entsprechende Kalkmengen ausgebracht und eingearbeitet werden.
Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV)
Ackerbohnen
Der LSV Ackerbohnen bestand 2024 aus 11 Sorten. Langjährig in der Prüfung standen Tiffany, Trumpet und Stella, für Caprice war es das dritte Prüfjahr. Von den letztjährigen Neuaufnahmen wurden Genius, Futura, Iron und Protina weiter geprüft, neu hinzu kamen Hammer, LG Eagle und Callas. Mit Tiffany, Futura, Iron, Hammer und Callas befinden sich mittlerweile fünf vicinarme Sorten im Prüfsortiment. Sorten mit geringen Vicingehalten werden bevorzugt in der Geflügel- und Schweinefütterung eingesetzt, während vicinhaltige Sorten auch unproblematisch in der Rinderfütterung verwendet werden können.
Die Standortgruppe Lehmböden West wurde durch Ergebnisse der Versuchsstandorte Höckelheim und Scharnhorst (Bundessortenamt, BSA) (beides Wertprüfungen) in Niedersachsen sowie den LSV und die WP vom NRW-Standort Haus Düsse und dem Eichhof in Hessen repräsentiert. Für die Küstenregion konnten der niedersächsische Standort Otterndorf sowie die schleswig-holsteinischen Standorte Kastorf, Bovenau, Lindenhof, Loit, Hohenlieth und Futterkamp ausgewertet werden. Der Versuch in Otterndorf wurde wie im Vorjahr durch Vogelfraß geschädigt und deshalb Anfang Mai an einem anderen Standort erneut angelegt. Um die Aussagekraft der Sortenergebnisse zu verbessern, wurden Ergebnisse aus den Wertprüfungen und EU-Versuchen mit in die mehrjährige Verrechnung einbezogen. Mit Hilfe der seit Jahren angewandten Hohenheim-Gülzower Methode können auch die Vorprüfungsergebnisse aus Wert- und EU-Prüfungen mit ausgewertet werden. Ein direkter Quervergleich zu den Einzeljahresergebnissen ist nicht möglich, da die Relativzahlen auf unterschiedlichen Bezugssorten basieren.
Das Ertragsniveau lag in beiden Anbauregionen wieder höher als 2023, erreichte aber die guten Werte der Jahre davor nicht. Im Durchschnitt wurden in der Anbauregion Lehmböden West 39,3 dt/ha (27,2 bis 57,7 dt/ha) erzielt, wobei zu dem höchsten Ertrag eine durchgeführte Beregnungsgabe möglicherweise beigetragen hat. In der Küstenregion betrug der Durchschnittsertrag 46,0 dt/ha (30,1 bis 57,8 dt/ha), der niedrige Wert ist dabei letztlich klar auf die späte Neuaussaat am Standort Otterndorf zurückzuführen.
Lehmböden West
In der Standortgruppe Lehmböden West erzielten 2024 die langjährig geprüfte Sorte Stella und die neu ins Prüfsortiment aufgenommene Sorte Hammer mit rel.112 die höchsten Erträge. Die inzwischen dreijährig geprüfte Sorte Caprice steigerte über die Prüfjahre ihre relativen Ertragsleistungen auf rel. 107 in diesem Jahr. Genius und Protina konnten ihre Einstandserträge im zweiten Prüfjahr nicht halten, lagen aber mit rel. 102 immer noch über dem Durchschnitt, wobei der Wert für Protina nur auf den Ergebnissen von 2 Standorten beruht. Futura erhöhte ihre Leistungen gegenüber dem Vorjahr auf rel. 101, Iron hingegen erreichte aufgrund schwankender Einzelortergebnisse nur einen durchschnittlichen Ertrag. LG Eagle und Callas erzielten in ihrem ersten Prüfjahr rel. 101 bzw. rel. 100. Die beiden langjährig geprüften Sorten Trumpet und Tiffany konnten sich in diesem Sortiment nicht mehr behaupten, sie lagen bei rel. 94 bzw. rel. 90.
Bei Betrachtung der mehrjährigen Verrechnung ist zu beachten, dass die ertragsstarken neuen Sorten die relativen Ergebnisse insgesamt auf ein schwächeres Niveau geführt haben. Von den wenigstens dreijährig geprüften Sorten erzielte Stella mit rel. 100 das beste Ergebnis. Caprice zählt mit rel. 99 dank drei überdurchschnittlicher LSV-Jahresergebnisse zu den ertragsstärksten Sorten. Aufgrund der schwachen 2024er Daten fiel die langjährig ertragsstarke Sorte Trumpet etwas ab. Ertraglich weiter abgerutscht ist Tiffany auf rel. 94.
Von den zweijährig geprüften Sorten wiesen Genius mit rel. 103 und Iron mit rel. 100 gute Werte auf. Futura und Protina lagen etwas darunter. Die neue Sorte Hammer sand mit rel. 104 an der Spitze, wobei dieses in erster Linie auf die sehr guten aktuellen LSV-Ergebnisse zurückzuführen ist. LG Eagle und Callas werden auch bereits in den Vorprüfungen überzeugt haben, da auch sie überdurchschnittliche Werte erreichten.
Die vicinarmen neueren Sorten erreichten sowohl ein- als auch mehrjährig deutlich verbesserte Erträge im Vergleich zur altgedienten Sorte Tiffany, deren Bedeutung damit zurückgehen wird.
Küstenregion
An den Standorten in der Küstenregion konnte 2024 die neue Sorte Hammer mit rel. 112 ebenfalls Spitzenerträge erzielen. In großem Abstand folgten Genius (rel. 103) und Caprice, Stella und Futura, die ihre Ertragsleistung gegenüber dem Vorjahr verbesserte, mit rel. 101. Die übrigen Sorten erreichten durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Erträge, Trumpet blieb mit rel. 91 deutlich unter dem Durchschnitt.
Im mehrjährigen Vergleich lagen die wenigstens dreijährig geprüften Sorten Stella, Caprice und Trumpet mit Werten von rel. 97 bis 96 recht eng beieinander. Auch hier schnitt Tiffany mit rel. 95 am schwächsten ab. Bei den inzwischen zweijährig geprüften Sorten erreichte Iron trotz nur durchschnittlicher Ergebnisse 2024 mit rel. 104 ein sehr gutes Ergebnis; Futura und Genius erzielten mit rel. 100 bzw. 99 durchschnittliche Erträge, während Protina ertraglich abfiel. Die einjährig im LSV geprüfte Sorte Hammer lag dank der sehr guten LSV-Leistungen logischerweise mit rel. 110 insgesamt ertraglich vorne, während bei LG Eagle und Callas die Vorprüfungsergebnisse nur geringfügig zu einer Verbesserung der einjährigen leicht unterdurchschnittlichen Daten beitragen konnten.
Anbauempfehlung Ackerbohnen
Für die Anbauregion Lehmböden West erhalten die Sorten Genius, Caprice, Stella und Iron (v) eine klare Anbauempfehlung, da sie in den letzten LSV Jahren ertraglich gut überzeugen konnten. Die vicinarme Sorte Futura erhält eine eingeschränkte Empfehlung, weil sie ertraglich nicht so stark wie beispielsweise Iron ist. Sie könnte ebenso wie Iron jedoch künftig Tiffany ersetzen. Aufgrund der hohen Proteinwerte erhält auch Protina eine eingeschränkte Empfehlung für den Anbau, wenn dieses Qualitätskriterium entsprechend honoriert wird. Dank sehr hoher Ertragsleistungen kommt die neue vicinarme Sorte Hammer für den Probeanbau in Betracht. ^q
Die vicinarme Tiffany und Trumpet sind nach wie vor die vermehrungsstärksten Sorten. Inzwischen sind jedoch weitere vicinarme Sorten mit höheren Ertragsleistungen verfügbar. Trumpet konnte 2024 ertraglich ebenfalls nicht mehr überzeugen, zudem stehen neuere Sorten mit höherem Rohproteingehalt und geringerer Anfälligkeit gegenüber Rost zur Verfügung.
In der Anbauregion Küstenregion werden sowohl die wenigstens dreijährig im LSV geprüften Sorten Stella und Caprice als auch die zweijährig geprüften Sorten Iron (v) und Futura (v) empfohlen. Eine eingeschränkte Empfehlung erhält trotz ihrer guten Ertragsleistungen Genius, da sie Schwächen gegenüber Rostbefall und insgesamt geringere Proteinwerte aufweist. Da die vermehrungsstärkste und vicinarme Sorte Tiffany in dieser Anbauregion ertraglich noch relativ gut mithalten konnte, wird sie hier auch eingeschränkt empfohlen.
Die erstmalig geprüfte vicinarme Sorte Hammer (v) bietet sich wegen ihrer hohen Erträge und günstigen Eigenschaften in beiden Anbauregionen für den Probeanbau an.
Körnererbsen
Im LSV Körnererbsen wurden 2024 acht Sorten geprüft. Mindestens vier Jahre stehen Astronaute, Orchestra, Kameleon und Symbios im Sortiment. Für Bellanos war es das dritte Prüfjahr, die letztjährigen Neuaufnahmen Batist und Iconic wurden weitergeprüft und LG Corvet wurde neu in den LSV aufgenommen.
Für die Sand- und Lehmböden Nordwest konnten die Ergebnisse von acht Sandorten ausgewertet werden, für Niedersachsen sind es Astrup (LK OS), Höckelheim (LK NOM), Ditterke (Reg. H) und Scharnhorst (BSA, Reg. H). Weiterhin fließen die Daten von drei Standorten aus Nordrhein-Westfalen und einem aus Hessen ein. Der Durchschnittsertrag für diese Standortgruppe hat sich gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich auf 42,5 dt/ha erhöht, die Spannweite reicht dabei von 19,9 - 63,4 dt/ha.
Die mehrjährig geprüften Sorten Astronaute und Symbios konnten mit rel. 104 bzw. 103 ihr hohes Ertragsniveau halten, auch Orchestra knüpfte, nachdem sie 2023 nicht geprüft werden konnte, mit ebenfalls rel. 103 wieder an ihre Leistungen von 2022 an. Kameleon erzielte mit rel. 102 überdurchschnittliche Erträge, während der Ertrag von Bellanos im dritten Prüfjahr mit rel. 83 stark enttäuschte; hier half auch nicht die sehr gute Standfestigkeit dieser Sorte. Iconic erreichte auch in ihrem zweiten Prüfjahr mit rel. 107 den höchsten Ertrag im LSV-Sortiment, Batist blieb mit rel. 99 knapp durchschnittlich. Für LG Corvet ist der Einstieg mit rel. 98 und recht schwankenden Einzelortergebnissen noch nicht überzeugend, weitere Ergebnisse müssen abgewartet werden.
Bei Betrachtung der mehrjährig verrechneten Ergebnisse, in denen auch insbesondere bei den neueren Sorten die Vorprüfungsergebnisse aus Wertprüfungen (WP) mit einbezogen werden, erreichten bei den langjährig geprüften Sorten Orchestra und Symbios mit rel. 102 die besten Erträge, gefolgt von Astronaute (rel. 101). Kameleon erzielte hier mit rel. 99 einen eher durchschnittlichen Wert. Iconic hielt mit rel. 105 im mehrjährigen Vergleich ebenfalls die Spitzenposition des geprüften Sortimentes, Batist lag mit rel. 101 in ihrem zweiten Prüfjahr über dem Durchschnitt, Bellanos fiel mit rel. 92 deutlich ab. LG Corvet konnte mehrjährig incl. der WP-Ergebnisse betrachtet rel. 98 erzielen.
Für die Anbauregion Marsch, Geest, Hügelland Nord standen für die Verrechnung lediglich Ergebnisse von drei Standorten aus Schleswig-Holstein zur Verfügung. Der Durchschnittsertrag lag mit 48,5 dt/ha (36,8 bis 63,1 dt/ha) deutlich niedriger als in den Jahren 2020 bis 2022, jedoch höher als die witterungsbedingt sehr schwachen Leistungen aus dem Vorjahr (29,3 dt/ha), sodass die Erträge insgesamt höher als auf den Lehm- und Sandstandorten in Niedersachsen, NRW und Hessen ausgefallen sind.
An allen drei Standorten überzeugten mit überdurchschnittlichen Erträgen von insgesamt rel. 107 die Sorten Symbios und Iconic. Trotz stärkerer Schwankungen bei den Einzelortergebnissen erreichte auch die neue Sorte LG Corvet mit rel. 103 gute Leistungen. Die etablierten Sorten Astronaute und Orchestra sowie Kameleon lagen mit Werten von rel. 99 bis 98 auf einem leicht unterdurchschnittlichen Niveau. Bei schwankenden Einzelortergebnissen konnte Bellanos insgesamt mit rel. 97 gegenüber den Ergebnissen der Anbauregion Lehm- und Sandstandorte bessere Werte aufweisen, während hier Batist scheinbar mit den Bedingungen nicht gut zurechtkam.
Um für die nördlichen niedersächsischen Standorte der Anbauregion möglichst gerechte Sortenbeurteilungen zu ermöglichen, wurden bei der Berechnung der mehrjährigen Ergebnisse die Werte der niedersächsischen Standorte aus der Anbauregion Sand- und Lehmböden Nordwest als ergänzendes Anbaugebiet mit berücksichtigt, da auch im nördlichen Bereich der Körnererbsenanbau in der Regel nicht direkt auf den reinen Marschböden stattfindet.
Damit erreichten in der mehrjährigen Ergebnisdarstellung vor allem Symbios und die zweijährig geprüfte Sorte Iconic überdurchschnittliche Erträge von 102 bzw. 104. Von der Einbeziehung der niedersächsischen Ergebnisse profitiert in erster Linie die Sorte Orchestra mit Werten von rel. 101. Astronaute und Kameleon lagen mit rel. 99 insgesamt noch auf einem guten Niveau.
Anbauempfehlung Körnererbsen
Für den Anbau werden für die in Niedersachsen relevanteste Anbauregion Sand und Lehmböden Nordwest aufgrund ihrer langjährigen überdurchschnittlichen Ertragsleistungen in erster Linie die Sorten Orchestra, Symbios und ebenso die mit Abstand vermehrungsstärkste Sorte Astronaute empfohlen. Nach nunmehr zwei mit jeweils Höchsterträgen absolvierten LSV-Jahren ist auch Iconic klar empfohlen. Dank guter Vorprüfungsergebnisse erzielte auch Batist leicht überdurchschnittliche Leistungen, die eine Anbauempfehlung rechtfertigen. Durch insgesamt konstant hohe Ertragsleistungen bei gleichzeitig guten Qualitäten und guter Standfestigkeit kommt auch Kameleon für den Anbau in Frage.
Für die Anbauregion Marsch werden auf Basis der beschriebenen Ergebnisse in erster Linie Symbios, Iconic und Orchestra empfohlen. Die langjährig geprüften Sorten Astronaute und Kameleon sowie die Sorte Batist erhalten eine eingeschränkte Empfehlung, da sie speziell auf den schleswig-holsteinischen Standorten nicht ganz überzeugten.
Ausblick
Die Ertragsleistungen bei den Ackerbohnen und Körnererbsen sind im Vergleich zum enttäuschenden Vorjahr wieder angestiegen, das Ertragsniveau konnte die Höhe vergangener Jahre aufgrund der oftmals schwierigen feuchten Bodenbedingungen zum Zeitpunkt der normalen Aussaat dennoch nicht erreichen. Viele neuere Sorten bieten bei den Ackerbohnen und Körnererbsen dank höherer Ertragsleistung auch ökonomisch günstigere Perspektiven. Bei den Ackerbohnen ist die Züchtung von mehr vicinarmen Sorten mit gleichzeitig guten Erträgen positiv hervorzuheben.
Das Interesse an gentechnikfreiem Eiweiß aus heimischer Produktion ist nach wie vor groß, bislang überwiegend für die Futtermittelproduktion, aber auch zunehmend für die Lebensmittelerzeugung. Hier bieten sich Chancen für Körnererbsen und Ackerbohnen. Zusätzlich entstehende Verarbeitungskapazitäten, insbesondere auch in Niedersachsen, erhöhen die Nachfrage nach Rohstoffen und verbessern damit die Möglichkeit, Anbauverträge abzuschließen. Die Absicherung der Produktion durch Verträge ist in jedem Fall anzuraten, sofern die Ernte nicht im eigenen Betrieb verwertet werden kann. Dadurch können Qualitätsanforderungen abgestimmt, die Abnahme abgesichert und auch die Bezahlung vorab geklärt werden.
Neben den ökonomischen Aspekten sind die ackerbaulichen Vorteile der Körnerleguminosen, z. B. die Auflockerung und Erweiterung von Fruchtfolgen und die günstige Wirkung auf die Bodenstruktur ebenso hervorzuheben. Durch die Stickstoffbindung der Knöllchenbakterien an den Wurzeln können entsprechende Einsparungen von Stickstoffdünger - mit pflanzenbaulichen Maßnahmen auch für die Folgekultur - erreicht werden, was ebenfalls für einen Anbau dieser Kulturen spricht.
Kontakte
Carsten Rieckmann
Leiter Sachgebiet Mähdruschfrüchte
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