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Landessortenversuche 2020: Sommerfuttergerste

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Die Anbaufläche von Sommergerste hat sich in den letzten Jahren bis auf die Ausnahme 2018 durch die schlechten Aussaatbedingungen im Herbst 2017 kaum verändert. Dabei ist der Anteil der Futtergerste allerdings deutlich angestiegen, er lag 2020 fast gleichauf mit dem der Braugerste.

Sommergerste RGT Planet
Sommergerste RGT PlanetEric Preuß
Sommergerste wurde 2020 in Niedersachsen laut Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) auf 42.600 ha angebaut. Damit bleibt die Anbaufläche insgesamt auf dem Niveau der Jahre 2015 bis 2019, wobei das Jahr 2018 als Ausnahmejahr auszuklammern ist. Während die Nutzung als Braugerste bis 2019 noch 70 % des Sommergerstenanbaus ausgemacht hat, ist dieser Anteil 2020 auf nur noch 52 % zurückgefallen. Der drastische Rückgang des Braugerstenanbaus in den klassischen nordöstlichen Anbauregionen Niedersachsens mit leichten Böden und intensiver Beregnung bedeutet gleichzeitig eine Verlagerung des Sommergerstenanbaus in die nördlichen und westlichen Regionen, wo die Futternutzung dominiert.

Mit knapp 56 dt/ha lagen die vom Landesamt für Statistik geschätzten durchschnittlichen Erträge der Sommergerste auf einem mittleren Niveau. Dies spiegelte sich auf den Versuchsstandorten nicht ganz wider. Auf den beiden auswertbaren niedersächsischen Versuchsstandorten Holftorfsloh (LK WL) und Rupennest (LK EL) mit leichten Böden ohne Beregnung wurden lediglich gut 40 dt/ha geerntet. Die insgesamt deutlich höheren Praxiserträge zeigen, dass die Futtergerste auch auf entsprechend ertragreicheren Standorten angebaut wurde, aus Fruchtfolgeaspekten zunehmend auch in den Marschregionen.

Die Wasserversorgung beeinflusste wie in den Vorjahren die Ertragsbildung. Vor allem die Frühjahrstrockenheit führte oftmals zu Beständen mit einer geringen Anzahl ährentragender Halme.

Ergebnisse der Sorten

Für die Futternutzung wurden in den Landessortenversuchen insgesamt 5 Sorten geprüft, wovon eine Sorte von Züchterseite nicht mehr weiter verfolgt wird und damit in den Tabellen auch nicht auftaucht. Neben der jahrelang empfohlenen Sorte RGT Planet standen mit KWS Beckie, Klarinette und Applaus jeweils eine drei-, eine zwei- und eine einjährig geprüfte Sorte in den Versuchen. Applaus wurde aufgrund ihrer vom Bundessortenamt (BSA) ausgewiesenen Ertragsstärke in den LSV Futtergerste aufgenommen, nachdem sie keine Braugerstenempfehlung erhalten hatte.

Der Futtergerstenanbau konzentriert sich auf die leichteren Standorte Nordwestdeutschlands. Insgesamt konnten für diese Anbauregion „Sandige Standorte Nordwest/Marsch“ die Ergebnisse von acht auswertbaren Versuchen der drei Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen genutzt werden. Im Mittel der Standorte wurde ein Durchschnittsertrag von 66 dt/ha erzielt. Auf den zwei auswertbaren niedersächsischen Standorten lagen die Erträge jedoch ca. 25 dt/ha niedriger und spiegeln damit das geringere Wasserangebot während der Vegetation wider. Insbesondere in Schleswig-Holstein konnten auf den lehmigen Standorten mit Ackerzahlen von über 50 sehr gute Erträge von 80 bis 95 dt/ha erreicht werden. Diese guten Leistungen belegen das Ertragsvermögen der Sommergerste und zeigen, dass die Einbindung von Sommergerste in Wintergetreide lastige Fruchtfolgen sinnvoll sein kann.

RGT Planet erreichte im fünften Jahr in Folge mit Werten von rel. 103 wieder sehr gute Erträge und bestätigte ihre sehr gute Ertragskonstanz auch auf den Einzelstandorten. Da sie neben ihrer Ertragsstärke auch durch ihre Robustheit gegenüber Krankheiten, ihre mittleren bis guten Einstufungen gegenüber Lagerneigung sowie Halm- und Ährenknicken überzeugt, ist sie eindeutig die erste Wahl. Mit Werten von rel. 94 enttäuschte KWS Beckie 2020 ertraglich und liegt im mehrjährigen Vergleich mit rel. 97 an letzter Stelle. Die insgesamt etwas schwächere Einstufung gegenüber Krankheiten, insbesondere gegenüber Zwergrost, ist darüber hinaus zu beachten. Klarinette konnte sich gegenüber dem Vorjahr mit rel. 99 zwar verbessern, erreichte das Ertragsniveau von RGT Planet aber ebenfalls nicht, sowohl einjährig als auch mehrjährig betrachtet. Zu erwähnen ist, dass die Sorte auf den ertragsschwachen Standorten ihre besten Ergebnisse erzielte, ohne auch hier die Leistungen von RGT Planet zu erreichen. Sie ist standfest und strohstabil und erweist sich gegenüber Krankheiten als sehr robust. Applaus ist wie bereits erwähnt vom BSA als ertragsstärkste Sommergerstensorte eingestuft worden und konnte diese Vorschusslorbeeren in den nordwestdeutschen Landessortenversuchen auch bestätigen. Als einzige der Prüfkandidaten erreichte sie 2020 das Ertragsniveau von RGT Planet und schnitt unter Einbeziehung der Vorprüfungsergebnisse mehrjährig sogar am besten ab, wobei die Datengrundlage noch etwas eingeschränkt ist. Gleichwohl käme sie für einen Probeanbau in Frage. In den Merkmalen Standfestigkeit, Halmstabilität und in der Robustheit gegenüber Krankheiten wird sie eher durchschnittlich beurteilt.

Qualitäten

Sommerfuttergerste wird vorrangig im eigenen Betrieb direkt verwertet und nur in geringerem Maße gehandelt. Die Parameter Ertrag, Standfestigkeit und Pflanzengesundheit sind generell für die Sortenwahl entscheidend. Bei der Vermarktung hingegen sollten auch die Qualitätskriterien mitberücksichtigt werden. Hierbei ist vor allem das Hektolitergewicht (hl-Gewicht) maßgebend, welches mindestens 62 kg/hl betragen sollte. Bei ausreichendem Angebot ist teilweise aber bereits bei Werten unterhalb von 64 kg/hl mit Abschlägen zu rechnen.

Die Sorten erreichten mit 66,5 kg/hl wieder ein vergleichbares Ergebnis zu den Jahren 2018 und 2017 mit 66,9 bzw. 64,9 kg. Die sehr geringen Werte aus 2019 mit 60,9 kg/hl wurden durch Trockenstress während der Kornfüllungsphase verursacht. Dies Problem trat 2020 nicht in dem Maße auf. Die Unterschiede zwischen den Standorten waren mit einer Bandbreite von 61,3 bis 68,8 kg/hl aber auch 2020 wieder ausgeprägt, wobei überraschender Weise am ertragsstärksten Standort die geringsten hl-Gewichte erzielt wurden. Am ertragsschwachen Standort Holtorfsloh konnten mit 63,9 kg/hl zumindest noch akzeptable Werte erreicht werden.

Klarinette erzielte mit 67,9 kg/hl die höchsten hl-Gewichte, gefolgt von RGT Planet. Da die geprüften Futtergerstensorten für die Zulassung zur Braugerstennutzung beim Bundessortenamt angemeldet werden, sind sie auf geringe RP-Gehalte gezüchtet worden und werden damit in der Einstufung Rohproteingehalt entsprechend sehr schwach eingestuft. Mit 13 % RP-Gehalt liegen die Ergebnisse der niedersächsischen Standorte in einem recht hohen Bereich und deutlich über den Werten des Vorjahres. Die Sortenunterschiede fielen eher gering aus. Nachvollziehbar ist, dass mit RGT Planet und Applaus die ertragsstärksten Sorten die geringsten Gehalte aufwiesen.

Ausblick

RGT Planet bleibt nach wie vor die erste Wahl für die Futtergerstennutzung.

Mit der neuen Sorte Applaus ist erstmals eine vergleichbar starke Sorte in die Futtergerstenprüfungen aufgenommen worden, wobei die Ertragskonstanz in den nächsten Jahren allerdings unter Beweis gestellt werden muss. Vom Bundessortenamt wurden im Dezember 11 neue Sommergerstensorten zugelassen, wovon einzelne zumindest das Ertragsniveau von RGT Planet erreichen, möglicherweise auch übertreffen könnten. Hier wird sich voraussichtlich im Februar entscheiden, welche dieser Sorten für die Braugerstennutzung weiterverfolgt werden. Ebenso wird dann mit den Züchtern besprochen, welche Sorten als Futtergerste eine Chance erhalten.

Die im vergangenen Jahr spürbare Anbauausweitung von Sommerungen, vor allem in den Marschregionen, könnte dank der durchaus positiven Erfahrungen in der Praxis noch weiter zunehmen. Enge Fruchtfolgen mit hohen Winterungsanteilen durch Sommerungen zu erweitern ist dabei ein wichtiger Aspekt. Eine Konsolidierung des Braugerstenanbaus zum Positiven ist hingegen bei den starken Reglementierungen für die Beregnung und den derzeit eher schwachen ökonomischen Anreizen wenig wahrscheinlich. Wie der Umfang der Sommergerstenfläche insgesamt letztlich ausfällt, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, wenn klar ist, ob Auswinterungsschäden durch Neuansaaten ausgeglichen werden müssen. Hierfür spielt die Sommerfuttergerste neben dem Hafer sicherlich eine wichtige Rolle. Dabei hat die Futtergerste im Vergleich zu Ackerbohnen oder Hafer ein recht breites Aussaatzeitfenster.