Landessortenversuche 2021: Sojabohnen
Sojabohnen – auch für konventionelle Betriebe eine Anbaualternative?
Neue politische Rahmenbedingungen könnten auch in Niedersachsen den Sojaanbau im konventionellen Anbau fördern.
Derzeit spielt der Sojaanbau für konventionelle Betriebe in Niedersachsen noch eine untergeordnete Rolle. Er nimmt laut Invekos-Zahlen 2021 lediglich knapp 30 % der gesamten Anbaufläche von derzeit 840 ha ein, der überwiegende Teil wird ökologisch angebaut. Zahlreiche Betriebe haben in den letzten Jahren den Anbau erprobt, wobei nicht alle dabeigeblieben sind. Ursachen hierfür waren zum Teil Schwierigkeiten bei der Unkrautbekämpfung. Da die Nachfrage nach heimischen und gentechnikfreien Eiweißprodukten generell anhält, die enorm gestiegenen Düngerkosten den Getreideanbau stärker belasten und zudem die Erweiterung bestehender Fruchtfolgen forciert werden soll, ist künftig auch in Niedersachsen von einer Zunahme des Sojaanbaus auf dafür günstigen Standorten auszugehen. Vor dem Einstieg in den Sojaanbau sollten allerdings die Vermarktungsmöglichkeiten sondiert und am besten durch entsprechende Kontrakte abgesichert werden. Die Vermarkungschancen steigen mit einer vermarktungsgerechten Warenmenge (LKW Ladung) und einer möglichen Zwischenlagerung im Betrieb.
Innerhalb Niedersachsens eignen sich für den Anbau die leichter erwärmbaren Standorte mit gesicherter Wasserversorgung – eventuell auch durch Beregnung. Als klimatische „Grenzregion“ kommen hier für den Anbau vornehmlich Sorten der frühen Reifegruppe „000“ in Frage. Sehr frühe Sorten aus der Gruppe „0000“ reifen in der Regel noch zeitiger ab, sind ertraglich jedoch meist weniger interessant.
Um einen zügigen Aufgang der Sojabohne zu gewährleisten, sind Bodentemperaturen ab 10 °C bei der Aussaat erforderlich. Die anschließende Witterung sollte ebenfalls mit milden Temperaturen die Jugendentwicklung unterstützen. Eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Anbau ist die Impfung des Saatguts mit speziellen Rhizobien für Sojabohnen. Dadurch wird die Stickstoff-Fixierleistung der Pflanzen verbessert und so der Ertrag und der Eiweißgehalt der Sojabohnen erhöht und gesichert.
Ein Problem beim Sojaanbau könnte die Gefahr von Vogel- oder auch Hasenfraß darstellen. Die Kollegen aus dem Ökolandbau empfehlen daher, beim Anbau in gefährdeten Lagen entsprechend große Flächen (ab 5 ha) anzubauen, um einem möglichen Totalausfall durch Vogelfraß vorzubeugen.
In Niedersachsen werden seit nunmehr fünf Jahren auch Landessortenversuche (LSV) mit Sojabohnen unter konventionellen Bedingungen durchgeführt. Sie haben in erster Linie das Ziel, die Ertragsleistung und das Abreifeverhalten der Sorten für die Praxis zu prüfen und darzustellen. Von züchterischer Seite wird die Sojabohne für Deutschland anscheinend auch zunehmend interessanter, da eine Vielzahl an Prüfkandidaten in der Wertprüfung des Bundessortenamtes (BSA) getestet werden. 2021 wurden fünf von 10 Sorten im LSV geprüft, die vom BSA in den Jahren 2020 und 2021 zugelassen wurden und der frühen Reifegruppe zuzuordnen sind.
In diesem Jahr wurden die Versuche in Poppenburg (LK HI) und Höckelheim (LK NOM) am 19. bzw. 10. Mai ausgesät, um bei Einsetzen höherer Temperaturen günstige Startbedingungen für die Sojabohne zu schaffen. Anbautechnisch traten auf den LSV-Standorten keine Probleme durch Unkrautbesatz auf, da die Vorauflaufbehandlung dank feuchter Bodenverhältnisse eine gute Wirkung erzielte. Die Beerntung erfolgte dem Aussaattermin entsprechend spät Ende Oktober, damit auch den etwas späteren Sorten eine sichere Abreife ermöglicht wurde. Die beiden niedersächsischen LSV-Standorte sowie der BSA-Standort Scharnhorst (Wertprüfung, LK H) erreichten Erträge von 32 bis 35 dt/ha und konnten neben einem weiteren Standort aus Hessen in die mehrjährige Verrechnung einbezogen werden. Zur verlässlichen Sortenbeurteilung sollten in erster Linie die mehrjährigen Ergebnisse mit Einbeziehung weiterer Daten aus LSV- und Wertprüfungen betrachtet werden, da die Einzelortergebnisse und Jahresunterschiede sehr ausgeprägt waren.
2021 konnten aus den auswertbaren Versuchen vor allem Merlin sowie die zweijährig geprüfte Sorte Cantate PZO ertraglich überzeugen. Aber auch die neue EU-Sorte Asterix erreichte auf den LSV-Standorten überdurchschnittliche Leistungen. Unter Einbeziehung der mehrjährigen Ergebnisse incl. WP-Ergebnissen erwiesen sich Nessie PZO, Ceres PZO und Cantate PZO sowie von den länger geprüften Sorten auch Obelix und Abelina sehr ertragsstark. Bei den 2020 bzw. 2021 zugelassenen Sorten zeigte sich, dass sie bereits in den Wertprüfungen deutlich ertragsstärker gegenüber den meisten älteren mitgeprüften Sorten waren. Lediglich Sussex und Magnolia PZO enttäuschten etwas.
Zu den wichtigsten Sorten im Einzelnen
Von den insgesamt 10 Sorten, die 2021 im LSV geprüft wurden, gilt Merlin aufgrund ihrer Frühreife als Standard für einen sicheren Anbau, was die Sorte auch 2021 wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Mehrjährig betrachtet müssen ertraglich allerdings gewisse Abstriche gemacht werden. Sie hat eine sehr gute Kältetoleranz und eine gute Frohwüchsigkeit und eignet sich insbesondere für Neueinsteiger.
Obelix wurde 2021 nur an den eigenen LSV-Standorten geprüft und erreichte leicht unterdurchschnittliche Erträge. Mehrjährig betrachtet zählt sie trotz insgesamt etwas schwankender Erträge aber zu den ertragsbetonten Sorten. Sie ist frohwüchsig und reift nur geringfügig später als Merlin ab. Zu erwähnen ist die hohe Tausendkornmasse. Ein Anbau kann in Erwägung gezogen werden.
Abelina wurde vornehmlich in Niedersachsen geprüft und konnte dort in den konventionellen Versuchen auch 2021 wieder gute Ergebnisse erzielen. Die Datenbasis ist noch recht gering. Neben der guten Jugendentwicklung ist auch die sichere Abreife hervorzuheben. Diese Sorte könnte auch für den Anbau eingeplant werden.
ES Comandor enttäuschte 2021 auf den niedersächsischen Standorten und erreichte mehrjährig betrachtet eher unterdurchschnittliche Erträge. In der Praxis hat sie sich allerdings bewährt und wird dort nach wie vor angebaut. Besonders die Frohwüchsigkeit und die Abreife sind positiv zu bewerten.
Cantate PZO, Nessie PZO und Ceres PZO wurden 2020 vom BSA zugelassen und erreichten inklusive der Wertprüfungsergebnisse überdurchschnittliche Erträge, wobei Cantate PZO vor allem auch 2021 überzeugte. Laut BSA reift sie etwas später als die beiden anderen Sorten ab. Alle drei Sorten kommen daher für den Anbau in Frage, wobei die Frühreife von Nessie PZO und Ceres PZO einen etwas sichereren Anbau verspricht. Weitere Ergebnisse müssen allerdings abgewartet werden.
Die ebenfalls 2020 zugelassene Sorte Sussex konnte ihre guten Vorjahresergebnisse und die hohen BSA-Einstufungen nicht bestätigen. Lediglich die frühe Abreife spricht für ihren Anbau in Niedersachsen. Auch hier gilt es, weitere Ergebnisse abzuwarten.
Von den beiden erstmalig geprüften Sorten Magnolia PZO und Asterix überzeugte vor allem Erstgenannte durch die Frühreife, ertraglich lag sie auch unter Einbeziehung der WP-Ergebnisse auf leicht unterdurchschnittlichem Niveau. Asterix hingegen lieferte sehr hohe Erträge bei guter Frohwüchsigkeit und sollte aus diesen Gesichtspunkten weiter verfolgt werden.
Fazit für den konventionellen Anbau
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Anbausicherheit - vor allem die Abreife und der Erntetermin der Bestände - stärkeren Schwankungen unterworfen ist und auch die Etablierung weitgehend unkrautfreier Bestände unter ungünstigen Bedingungen eine Herausforderung sein kann. Hier bieten frohwüchsige und frühreife Sorten Vorteile.
Die Vermarktung der Soja sollte auch im konventionellen Bereich vor dem Anbau möglichst geklärt sein, um eine entsprechende Absicherung zu haben.
Für die wirtschaftliche Betrachtung des Sojaanbaus bei der Einbindung in bisherige enge, getreidedominierte Fruchtfolgen sollten auch die positiven Fruchtfolgewirkungen mitberücksichtigt werden. In Niedersachsen könnte der Sojaanbau vor allem in den klimatisch günstigeren Regionen mit ausreichender Wasserversorgung zukunftsfähig sein.
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