Landessortenversuche 2022: Körnermais
Auf Grund der Trockenheit im Sommer konnte der Körnermais sein Leistungsvermögen bei weitem nicht wieder auf allen Standorten unter Beweis stellen. Der züchterische Fortschritt zeigte sich jedoch an den guten Ergebnissen der ein- und zweijährig geprüften Sorten.
Dank der letztjährigen überzeugenden Leistungen des Körnermaises planten viele Landwirte, ihre Körnermaisfläche für 2022 weiter auszubauen bzw. in den Körnermaisanbau einzusteigen. So erhöhte sich der Anbauumfang laut der Anbauzahlen des niedersächsischen Landesamtes für Statistik (LSN) bzw. der Invekos-Zahlen gegenüber dem Vorjahr um 28 % auf ca. 93.000 ha; zumindest war so der Plan.
Die zunehmende Trockenheit, die sich je nach Region und Bodenwasserversorgung ab Mai bis in den August hinein bemerkbar machte, wirkte sich am stärksten auf die Sommerungen und hier vor allem auf die spät zu erntenden Früchte wie Mais, Zuckerrüben oder Kartoffeln aus. Ohne zusätzliche Beregnungsmöglichkeit wurden vor allem auf den leichteren Standorten die Maisbestände generell stark geschädigt. Dies hatte zur Folge, dass in den rindviehhaltenden Regionen ursprünglich geplante Körnermaisbestände zur Grundfutterversorgung bereits vorzeitig gehäckselt wurden. Zum Teil war die Umnutzung für diese Bestände aufgrund der schwachen Kolbenentwicklung ohnehin die bessere Variante, um zumindest den Gesamtaufwuchs sinnvoll zu verwerten. Von der Trockenheit waren aber auch Flächen auf höher bonitierten Standorten oftmals erheblich betroffen, zum Teil auch sehr kleinräumig, je nach Wasserverfügbarkeit. Das LSN schätzt derzeit beim Körnermais einen Ertragsrückgang von gut 25 % gegenüber dem Vorjahr.
Insgesamt günstige Startbedingungen für den Mais
Der Mais konnte in diesem Jahr zum normalen Aussaattermin bei in der Regel sehr günstigen Bedingungen bestellt werden. Auch die nachfolgende Witterung ermöglichte eine recht zügige Jugendentwicklung. Das Stadium der Blüte wurde oftmals im Zeitraum der zweiten und dritten Julidekade erreicht. Hier zeigten sich jedoch auf den durch Trockenheit beeinflussten Standorten teilweise Mängel in der Befruchtung, weil Narbenfäden nicht geschoben wurden oder eintrockneten und so die Kolben nur schwach mit Körnern besetzt waren. Insbesondere auf den im weiteren Vegetationsverlauf durch Wassermangel beeinflussten Versuchsstandorten wurde deutlich, dass spät in die Blüte gegangene Sorten oftmals stärkere Ertragsbeeinflussungen zu verkraften hatten. Ihnen fehlte für die Kornbildung wichtige Vegetationszeit, da durch die fortwährende Trockenheit eine beschleunigte Abreife erfolgte.
Generell forcierten die intensive Sonneneinstrahlung im Sommer und die gleichzeitig im August vorherrschenden hohen Tagesmitteltemperaturen die Kornausbildung und -abreife enorm. Die Ernte begann daher gegenüber dem Vorjahr ungewöhnlich früh. So wurden frühe Sorten bereits Mitte September in günstigen bzw. durch Trockenheit beeinflussten Lagen mit Restfeuchtegehalten von deutlich unter 30 % gedroschen. Ein Großteil der Körnermaisernte war daher Mitte Oktober bereits abgeschlossen. Lediglich später abreifende Sorten oder Körnermaisbestände auf klimatisch weniger günstigen Standorten wurden bzw. werden zeitlich verzögert geerntet. Hier konnten dann die spätsommerlichen Oktobertage noch effektiv zur Minderung der Restfeuchten im Korn genutzt werden. Restfeuchtegehalte unter 25 % waren in diesem Jahr bei früh abreifenden Sorten keine Seltenheit.
Versuchsstandorte
Die Körnermaisprüfungen in Niedersachsen wurden in den drei Anbauregionen Nord, West und Süd/Ost auf insgesamt acht Prüfstandorten angelegt (siehe Karte).
Die Anbauregion West (südliches Weser-Ems-Gebiet) wird durch die langjährigen Standorte Astrup (LK OS), Essen (LK CLP) und Borwede (LK DH) sowie die NRW Standorte Dülmen-Merfeld (ab 2022 Greven), Ostenland-Delbrück und Ostbevern dargestellt. Astrup konnte in diesem Jahr allerdings nicht bei der Auswertung berücksichtigt werden, da bedingt durch Vogelfraß in der Auflaufphase des Maises sowie durch zunehmende Wasserdefizite im Sommer die Wertbarkeit des Versuches nicht gegeben war. In dieser Anbauregion West wurden in die mehrjährige Verrechnung weitere Vorprüfungsstandorte mit Wert- bzw. EU-Prüfungen einbezogen. Für die Anbauregion Nord konnte von den beiden Standorten Wehnen (LK WST) und Rockstedt (LK ROW) lediglich Rockstedt bei der Auswertung berücksichtigt werden, deshalb wurden hier die LSV-Ergebnisse aus Borwede mit verrechnet. Vorprüfungsergebnisse aus EU- bzw. Wertprüfungen von Rockstedt und Wehnen der letzten Jahre konnten jedoch entsprechend genutzt werden. Die drei südöstlichen Körnermaisprüfstandorte Poppenburg (LK HI), Göttingen (LK GÖ) und Königslutter (LK HE) wurden in den letzten Jahren eingerichtet, um dadurch in den typischen Ackerbauregionen mit Körnermais eine zusätzliche Möglichkeit zur Anbaudiversifizierung aufzuzeigen. Deren Ergebnisse liefern unter Einbeziehung des NRW-Standortes Haus Düsse sowie Wertprüfungen am Standort Einbeck sowie Poppenburg aussagekräftige Ergebnisse für die Anbauregion südöstliches Niedersachsen.
Für alle Anbauregionen wurden für die mehrjährige Beurteilung der Sortenleistungen die Ergebnisse aus den Nachbarregionen anteilig mit in die Verrechnung einbezogen, um auf diese Weise noch belastbarere Daten zur Verfügung zu haben. Für die Sortenbeurteilung sollten insbesondere die mehrjährigen Ergebnisse betrachtet werden, da die einzelnen Witterungsverläufe der letzten Jahre stark unterschiedliche Bedingungen für die Sorten aufwiesen.
In den Landessortenversuchen wurden 2022 insgesamt 48 Sorten geprüft, die in der Reifezahl zwischen K 190 und K 250 liegen. Aufgrund der Vielzahl an Neuzulassungen wurden insgesamt 15 neue Kandidaten aufgenommen, sodass Sorten ohne letztjährige Empfehlung nicht mehr weitergeprüft wurden. Die Bandbreite der Sorten in ihrer Abreife ist sicherlich sehr unterschiedlich. Dennoch wurden sie in einem gemeinsamen Sortiment geprüft, um den direkten Vergleich der Sorten im Ertrags- und Abreifeverhalten zu sehen. Da in diesem Jahr keine Sturmschäden und nur in begrenztem Umfang Lager in den Prüfungen auftraten, wurden auch frühe Sorten bei tendenziell zu später Ernte an einzelnen Standorten nicht benachteiligt. Auch späte, in erster Linie zahnmaisbetonte Sorten konnten ihr Ertragspotenzial ausschöpfen, da die Einzelversuche in Niedersachsen allesamt in einem Bereich von 31 % bis 25 % Restfeuchtegehalt im Mittel der Sorten geerntet wurden.
Die Versuchsbeerntung erstreckte sich über einen Zeitraum vom 14. September bis 13. Oktober und erfolgte damit ca. einen Monat früher als im Vorjahr. Während im vergangenen Jahr sich die Ertragsleistungen der Standorte dank ausreichender Wasserversorgung in einem engen Rahmen von 126 dt/ha bis 148 dt/ha bewegten, so war in diesem Jahr die Wasserverfügbarkeit oftmals der limitierende Faktor. Am Standort Borwede ohne Trockenstress konnten die hohe Sonneneinstrahlung und günstige Temperaturen genutzt werden, um Spitzenerträge von 156 dt/ha zu erzielen, während der deutlich durch Trockenheit beeinflusste Standort Rockstedt 85 dt/ha erreichte.
Sortenempfehlungen
Da in diesem Jahr nur sechs der acht angelegten Versuche in die Auswertung einfließen konnten, sind dank Einbeziehung der mehrjährigen Ergebnisse gleichwohl belastbare Aussagen für die Sortenbeurteilung gegeben. Durch das eingesetzte Verrechnungsverfahren fließen neben den LSV-Ergebnissen auch Vorversuche aus Wert- und EU-Prüfungen der Vorjahre mit in die Sortenbewertung ein. Sorten, die sich unter unterschiedlichen Umweltbedingungen behaupten können, zeichnen sich durch eine entsprechende Robustheit aus und bieten von daher eine höhere Anbausicherheit.
Körnermais wird zum einen als Corn Cob Mix (CCM) angebaut, bei dem keine zusätzliche Trocknung erforderlich ist, sondern die Lagerung durch Feuchtkonservierung erfolgt. Dieses Verfahren findet vielfach für die Nutzung im eigenen Betrieb statt; das Erntegut kann aber auch frisch ab Feld oder bereits siliert entsprechend vermarktet werden. Bei der Körnernutzung werden in der Regel die Körner auf Restfeuchtegehalte von ca. 14 % getrocknet. Hier sind neben dem Kornertrag möglichst geringe Restfeuchten im Erntegut eine entscheidende Größe für die Wirtschaftlichkeit. Unterschiede bei den Trocknungskosten aufgrund variierender Restfeuchtegehalte beeinflussen die Marktleistung stark; dies kommt insbesondere in diesem Jahr zum Tragen, da die Energiekosten extrem angestiegen sind. Für die Berechnung der bereinigten Marktleistung wurden die Trocknungskosten von 0,11 € (2020/21) auf 0,20 € pro % Gesamtfeuchte angehoben. Gleichzeitig wurde für die bereinigte Marktleistung der Preis von 24,00 €/dt im letzten Jahr auf aktuell 32,00 €/dt abzüglich der erwähnten Trocknungskosten zu Grunde gelegt. Vorteile ergeben sich sicherlich, wenn die Möglichkeit der Trocknung in Zusammenarbeit mit einer Biogasanlage bewerkstelligt oder zumindest unterstützt werden kann. Die Darstellung der bereinigten – sprich um die Trocknungskosten verringerten – Marktleistung fasst die Leistungsfähigkeit der Sorten ökonomisch zusammen und sie kann daher für die Sortenentscheidung sehr gut herangezogen werden. Früh abreifende Sorten mit eher durchschnittlichen Erträgen können dieses Manko durch geringe Restfeuchtegehalte oftmals dann in der Marktleistung wettmachen. Das zeigt sich insbesondere in diesem Jahr. Zudem bieten diese Sorten eine deutlich höhere Anbausicherheit, vor allem in Jahren mit zögerlicher Abreife. Müssen später abreifende Sorten mit deutlich über 35 % Restfeuchte gedroschen werden, können die Trocknungskosten nochmals spürbar ansteigen. Ertragreiche und gleichzeitig später abreifende Sorten empfehlen sich daher vornehmlich für die Feuchtmais- oder CCM-Nutzung, bei der die Beerntung in einem Feuchtebereich des Korns von ca. 35 bis 40 % erfolgt. Insbesondere für späte Druschtermine sind Sorten mit guter Standfestigkeit und geringem Stängelfäulebefall sehr wichtig, um auch dann noch die Bestände problemlos beernten zu können.
Für den Frühdrusch eignen sich in erster Linie natürlich die sehr früh bzw. früh abreifenden Sorten, die dann zu diesem Erntetermin in der Regel auch über eine ausreichende bis gute Standfestigkeit verfügen. Zu den sehr früh abreifenden und wenigstens zweijährig im LSV geprüften Sorten zählt nach wie vor Agro Ileo. Mit zunehmender Verzögerung der Ernte ist die Gefahr durch abnehmende Stängelfestigkeit zu beachten. Als frühreife Sorten sind Amavit, Amanova und Rancador zu nennen, die auch in einer oder mehreren Anbauregionen für die Körnermaisnutzung empfohlen werden. Darüber hinaus sind ES Blackjack, LG 31222, Agro Beppo, Crosbey, KWS Kuno sowie ES Yakari zu erwähnen, die ertraglich jedoch etwas schwächer einzustufen sind. Von den einjährig geprüften Sorten sind KWS Emporio, Amarola und Farmactos als frühabreifend eingestuft und in allen bzw. einzelnen Anbauregionen bereits für den Probeanbau empfohlen. Hinzu kommt P 7364, die allerdings ertraglich noch nicht ganz überzeugen konnte.
Als besonders standfest erwiesen sich die Sorten LG 31219, Sumumba, KWS Gustavius und Crosbey, wobei bei letzterer Sorte der höhere Stängelfäulebefall zu beachten ist. Amanova, Farmoritz, Micheleen, Greatful, Farmidabel, SY Impulse, KWS Jaro, ES Blackjack, Agro Beppo, KWS Kuno, DKC 2990 und Cracker sind ebenfalls standfest und zeigen zudem keine Schwächen gegenüber Stängelfäulebefall. Von den erstmalig im LSV geprüften Sorten sind vor allem Farmactos, Plutor, Wesley, Goodhead und P7364 als standfest zu bezeichnen, wobei bei der frühreifen Sorte P 7354 mit zunehmender Ernteverzögerung gewisse Schwächen gegenüber Stängelfäule zu beachten sind.
Für die Körnermaisnutzung ist es gegenüber dem letzten Jahr aufgrund der geänderten Marktpreise und Trocknungskosten zu einer gewissen Verschiebung der Sortenrangierung zugunsten der frühreifen Sorten gekommen. Hier werden aufgrund überdurchschnittlicher Ergebnisse in der bereinigten Marktleistung folgende Sorten empfohlen:
Amavit konnte vor allem im Norden und Westen überdurchschnittliche Kornerträge erzielen. Dank geringer Restfeuchtegehalte erzielte sie in allen Anbauregionen sehr gute bis gute Marktleistungen und wird daher für die Körnermaisnutzung empfohlen. Aufgrund hoher Kornerträge in der Anbauregion West wird die Empfehlung dort auch für die CCM-Nutzung erweitert.
Amanova wird in der Kombination von früher Abreife und mittleren Kornerträgen in erster Linie für die Körnermaisnutzung empfohlen, da sie in der Marktleistung in allen drei Anbauregionen konstante gute Ergebnisse lieferte. Hinzu kommt die gute Standfestigkeit.
ES Traveler konnte im zweiten LSV-Jahr ihre letztjährigen überzeugenden Leistungen weitestgehend bestätigen. Bei mittlerer Abreife und Standfestigkeit wird sie für die CCM-Nutzung in allen Anbauregionen und für die Körnernutzung für West und Süd/Ost empfohlen.
Agro Ileo wies unter den aktuell geprüften Sorten die geringsten Restfeuchtegehalte auf und wird bei mittleren bzw. leicht unterdurchschnittlichen Erträgen im Norden bzw. Westen trotz Schwächen bei der Stängelfäule für die Körnernutzung empfohlen, da sie in der bereinigten Marktleistung entsprechend gute Ergebnisse aufweist. Aufgrund der sehr frühen Abreife empfiehlt sie sich vornehmlich für den Frühdrusch, und das durchaus landesweit.
LG 31219 lieferte im Norden und Westen ihre besten Kornerträge und erreichte bei mittlerer Abreife dort entsprechend hohe Marktleistungen, die Sorte ist dank guter Standfestigkeit hier zu empfehlen.
Farmoritz konnte die sehr guten Kornerträge der Vorjahre vor allem auf den südlichen Standorten bestätigen und unterstrich insgesamt die sehr hohe Beständigkeit auf allen Prüfstandorten. Sie erreichte mehrjährig die höchsten Kornerträge in allen Anbauregionen bei allerdings hohen Restfeuchtegehalten. Die hohen Trocknungskosten führen letztlich dazu, dass die Sorte nunmehr nur noch für die Anbauregion Süd/Ost für die Körnernutzung empfohlen wird. Dank der guten Standfestigkeit sollte Farmoritz zur Körnermaisnutzung möglichst spät geerntet werden, um dadurch die Trocknungskosten zu senken oder aber als Feuchtmais vermarktet werden. Als CCM liefert sie die höchsten Kornerträge.
Die zweijährig geprüfte Sorte Privat bestätigte ihre hohen Erträge aus dem Vorjahr im Prinzip wieder, sodass sie generell für die CCM-Nutzung sehr gut geeignet ist. Bei allerdings hohen Restfeuchtegehalten erreicht sie nur im Anbaugebiet West überdurchschnittliche Marktleistungen als Körnermais und wird dort entsprechend empfohlen, gewisse Schwächen in der Standfestigkeit sich zu beachten.
LG 31238 erreichte hohe Erträge und Marktleistungen auf den westlichen Standorten und wird dort für beide Nutzungsrichtungen empfohlen.
Micheleen überzeugte vor allem im Norden ertraglich und in der bereinigten Marktleistung bei durchschnittlichem Abreifeverhalten. Die Anbauempfehlung für diese Region wird durch die gute Standfestigkeit untermauert.
KWS Johaninio erreichte nach vier Prüfjahren insgesamt durchschnittliche Erträge. Bei relativ guter Abreife konnte in der Anbauregion West eine hohe Marktleistung erzielt werden die eine Empfehlung dort rechtfertigt. In den letzten Jahren erwies sich die Sorte als recht standfest.
Rancador erzielte in diesem Jahr mittlere Erträge im Norden und dank der frühen Abreife auch eine hohe Marktleistung, sodass sie für die Anbauregionen Nord empfohlen wird.
Nutzungsrichtung CCM
Vor allem die kornertragsbetonten Sorten mit guter Standfestigkeit sind für diese Nutzungsrichtung besonders geeignet; die Restfeuchtegehalte spielen hier eine eher untergeordnete Rolle.
Folgende Sorten erhalten hier eine Empfehlung:
Farmoritz lieferte auch dieses Jahr wieder sehr gute Erträge in allen Anbauregionen und ist mehrjährig betrachtet die ertragsstärkste Sorte bei gleichzeitig guter Standfestigkleit, aber später Abreife.
ES Traveler, Privat und Digital konnten nach dem zweiten LSV-Jahr ertraglich in allen Anbauregionen überzeugen und bieten sich für den CCM-Anbau an, wobei bei Privat die etwas schwächere Einstufung in der Standfestigkeit und beim Stängelfäulebefall beachtet werden sollte.
Die recht spät abreifenden Sorten Janeen, Sumumba und Volney erzielten in zwei der drei Anbauregionen überdurchschnittliche Erträge; Janeen im Norden und Westen, Sumumba im Westen und Süden sowie Volney im Norden und Süden. Während bei Janeen Schwächen in der Standfestigkeit zu beachten sind, erweist sich demgegenüber Sumumba als sehr robust.
Für die Anbauregion Nord werden desweiteren die Sorten Micheleen und SY Impulse mit guter Standfestigkeit aus ertraglicher Sicht empfohlen. Die frühreife Sorte Amavit und LG 31238 erzielten in der Anbauregion West hohe Erträge und eignen sich dort für die CCM-Nutzung. Die beiden standfesten Sorten Greatful und Farmidabel überzeugten ertraglich in der Anbauregion Süd/Ost als CCM-Mais.
Empfehlung für den Probeanbau in den beiden Nutzungsrichtungen
Von den zahlreichen erstmalig im LSV geprüften Sorten erreichten auch unter Einbeziehung von Vorprüfungsergebnissen zahlreiche Kandidaten gute bis sehr gute Ergebnisse, die eine Empfehlung für den Probeanbau rechtfertigen.
LG 32257 erreichte in allen Anbaugebieten sehr hohe Erträge und konnte bei mittlerer Abreife auch in der bereinigten Marktleistung überzeugen. Bei guter Standfestigkeit erhält sie für alle Anbauregionen eine Probeanbauempfehlung für beide Nutzungsrichtungen.
Die früh abreifende Sorte KWS Emporio konnte die sehr hohe BSA-Einstufung im Kornertrag mehr oder weniger bestätigen, in erster Linie im Norden und Westen. Aufgrund der geringen Trocknungskosten erreichte sie in diesen Regionen auch sehr hohe Marktleistungen. Bei guter Standfestigkeit wird sie zur Körnernutzung generell, für die CCM-Nutzung im Norden und Westen für den Probeanbau empfohlen.
Bei mittlerer Abreife und guter Standfestigkeit erreichte Ashley in allen Anbauregionen hohe Erträge und Marktleistungen. Für die Körnernutzung wird sie ebenfalls generell, für die CCM-Nutzung im Norden für den Probeanbau empfohlen.
Die beiden früh abreifenden Sorten Amarola und Farmactos erzielten dank geringer Restfeuchten hohe Marktleistungen, wobei Amarola in den Anbauregionen West und Süd/Ost, Farmactos im Westen für die Körnernutzung im Probeanbau in Frage kommen. Bei Farmactos ist zudem auch die sehr gute Standfestigkeit hervorzuheben.
Von den beiden spät abreifenden und kornertragsstarken neuen Sorten Plutor und Glutexo zeichnet sich überdies erstgenannte Sorte durch eine sehr gute Standfestigkeit aus. Beide kommen für den CCM-Probeanbau in Frage. Für die Anbauregion Süd/Ost bieten sich zusätzlich die neuen Sorten Wesley und Murphey an. Während Wesley als standfest eingestuft wird, scheint die großrahmige Sorte Murphey hier gewisse Schwächen zu haben.
Empfohlene Sorten für den Körner- und Silomaisanbau
Da viele Landwirte sowohl Körner- als auch Silomais anbauen und wie in diesem Jahr beispielsweise im Laufe der Vegetation die Verwertungsrichtung noch ändern wollen bzw. müssen, wird oftmals nach sogenannten Doppelnutzungssorten angefragt. In der Tabelle der vorläufigen zusammengefassten Sortenempfehlungen Mais sind alle die Sorten aufgeführt, die in beiden Nutzungsrichtungen geprüft und in wenigstens einer auch empfohlen wurden, allerdings konnten früh und mittelfrühe Körnermaissorten mit mittelspäter Siloreifezahl noch nicht abschließend eingestuft werden.
Fazit
Auch in diesem Jahr zeigten wieder zahlreiche neue bzw. zwei- bis dreijährig geprüfte Sorten ihre Leistungsfähigkeit. Dies trifft sowohl für die Ertragsleistungen als auch für die weiteren agronomischen Merkmale wie Abreife und Pflanzengesundheit zu. Mehrjährig geprüfte Sorten, die sich unter unterschiedlichen Umweltbedingungen als leistungskonstant erwiesen haben, sollten vorrangig für den Anbau berücksichtigt werden. Die in diesem Jahr sehr ertragsstarken neuen Kandidaten müssen ihr Leistungspotential unter veränderten Bedingungen im kommenden Jahr wieder unter Beweis stellen.
Der Körnermais konnte sein Leistungsvermögen auf Grund der Trockenheit bei weiten nicht auf allen Standorten wieder unter Beweis stellen. Mangelnde Wasserversorgung war leider oftmals der ertragsbegrenzende Faktor. Positiv hervorzuheben ist allerdings, dass aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung und insgesamt sehr günstigen Abreifebedingungen die Bestände sehr gut abreifen konnten und damit die enorm gestiegenen Kosten für die Trocknungsenergie zumindest zum Teil kompensiert wurden. Auch die attraktiven Marktkonditionen konnten die vielfach schwachen Erträge etwas ausgleichen. Bei künftig weiterhin sehr hohen Energiekosten wird die Wirtschaftlichkeit stark von den Trocknungskosten abhängig sein. Hier werden vor allem die früh abreifenden Sorten mit guter Standfestigkeit noch stärker an Bedeutung gewinnen.
Da die gestiegenen Energiepreise auch starke Auswirkungen auf die Düngerpreise haben, hat der Körnermais hier gegenüber den Getreidemarktfrüchten durchaus Vorteile, da er einerseits nur mit vergleichsweise geringen Ertragsverlusten auf Düngereinsparungen reagiert und andererseits verschiedenste organische Nährstoffträger durch seine lange Vegetationsdauer sehr gut ausnutzen kann. Somit können Kosten für Mineraldünger reduziert werden. Dem Wunsch zur stärkeren Anbaudiversifizierung in Ackerbauregionen kann mit Körnermais sicherlich Rechnung getragen werden.
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Carsten Rieckmann
Leiter Sachgebiet Mähdruschfrüchte
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